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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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ihr das Geld gefunden?«
    Proll schaute mich nicht an. Nein, das Geld hatten sie nicht gefunden. Es war noch irgendwo da draußen. Gut so.
    »Da rein!«, sagte Proll und wies auf die Badtür.
    »Nein«, erwiderte ich. »Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich hatte Albträume letzte Nacht.«
    »Merkt man. Hast jetzt noch eine Fahne. Rein!«
    »Das verstößt gegen mehrere Gesetze.«
    »Welche?«
    »Als ob du das nicht wüsstest.«
    »Du kannst mich ja anzeigen.« Er ließ ein Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen. Der dabei entstehende Ausdruck erinnerte an eine blutgierige Hyäne. Ich stieß die Badtür auf, schloss die Augen und machte einen Schritt nach vorn. Die Erinnerung kam sofort. Der Tote, das Blut, die 22er.
    »Kann ich wieder rauskommen?«
    »Was siehst du?«
    »Einen Toten, viel Blut, etwas Gehirn und eine 22er.«
    »Bring mir die 22er!«
    »Ich soll dir … Die Spurensicherung …«
    »Hat ihre Arbeit erledigt. Na, los schon!«
    »Nein.«
    »Her damit!«
    »Nein!«
    »Und mach die Augen auf!«
    Proll stand hinter mir. Woher wusste er, dass ich die Augen geschlossen hielt? Was wusste er noch?
    Ich öffnete die Augen einen Spalt und ließ etwas Licht herein. Kein roter Farbton. Ich riss die Augen auf. Das war nicht das Bad, in dem ich gestern gestanden hatte, das heißt, es war schon das Bad. Nur sah es anders aus als gestern. Proll hatte mich reingelegt.
    »Hast du deinen Spaß gehabt, Proll ? Wieso lässt du mich hier antanzen, wenn du die Leiche längst auf Eis hast. Meinst du, ich hätte nichts anderes zu tun?«
    »Hauptkommissar Proll .«
    »Deinen Hauptkommissar kannst du dir sonst wohin …«
    »Vorsicht.«
    »Nichts mit Vorsicht. Jetzt hörst du mir mal ganz genau zu. Ich hasse deine Methoden. Und ich kann es überhaupt nicht leiden, wie du mit mir umspringst. Es steht mir bis hier. Du hast mich in Lebensgefahr gebracht mit deinen In-fünf-Minuten-bist-du-hier-Getue . Und den Obermeister dazu. Und wofür? Für einen stupiden, blödsinnigen und völlig sinnlosen Bullen-Gag.«
    »Ich bin froh, dass du dich aufregst.«
    »Was?«
    Ich schaute Proll an, der schaute mich an. Hatte ich ihn richtig verstanden?
    »Du bist froh … Ich meine …«
    »Hier war keine Leiche. Kein Mike, kein kaputter Hinterkopf, gar nichts.«
    »Was? Gar nichts?«
    »Nichts.«
    Ich brauchte zirka eine Minute. Dann begriff ich, was er gesagt hatte. Proll wartete so lange. Erstaunlich.
    »Verstehe«, hauchte ich schließlich. »Das ist natürlich etwas anderes. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Warum wohl?«
    »Dein Misstrauen wird dich irgendwann umbringen.«
    »Dich wird noch was ganz anderes umbringen.«
    »Hier lag Mike mit zerfetztem Hinterkopf. Die Wand hinter ihm war voller Blut. In der rechten Hand hielt er eine 22er.«
    »Wie Mark.«
    Ich schaute Proll kurz an und wagte ein winziges Lächeln. Er grinste zurück.
    »Ja, wie Mark«, gab ich zu.
    Prolls Lächeln gefror.
    »Was ist das für ein Spiel, das du da spielst?«, fragte er. »Willst du an das Geld ran? Für wen? Für dich?«
    »Die Handschellen!«
    »Ich sollte dir noch Fußfesseln anlegen«, murrte er. »Und dich der Meute dort draußen zum Fraß vorwerfen. Die Korn und dieser Hund, die würden dich …«
    »Horst.«
    »Was?«
    »Der Hund heißt Horst.«
    »Horst? Tatsächlich?«
    Proll fing an zu lachen. Keine Ahnung, warum. Was war lustig daran, dass ein Hund Horst hieß? Ich kannte noch lausigere Namen. Hannibal und Nietzsche zum Beispiel. Was war überhaupt lustig an einem Hund? Mir fiel dazu nichts ein. Wahrscheinlich kannte ich einfach zu viele reale Hunde. »Tut mir leid, Proll , wenn ich dir Stress und Ärger gemacht habe …«
    »Hauptkommissar Proll .« Prolls Heiterkeitsausbruch endete so abrupt, wie er begonnen hatte. »Deine Hände!«
    Ich hielt ihm die Handschellen hin. Klick. Ich war frei. So einfach ging das.
    »Wo ist die Waffe?«
    »Nummer eins oder Nummer zwei?«, fragte ich.
    Das Blut floss zäh in meine Hände hinein und noch zäher wieder hinaus. Ich spürte, wie es sich durch die engen Gefäße quälte. Ich spürte auch, wie mein Herz ein paar Watt drauflegte. Allerdings tat es das sehr lustlos.
    »Vielleicht gibt es nur eine Nummer eins a und eins b. Was hältst du davon?«, gab Proll zum Besten.
    »Nicht viel«, bemerkte ich und meinte es auch so. Erstens wusste ich, wo Waffe Nummer eins sich derzeit befand, nämlich unten vor der Tür, und zweitens konnte Brand nichts mit dem Fall Keller zu tun haben. Oder doch? Immerhin

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