Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 4: Glitzernd (German Edition)
gesucht
Amandine, du bist diese Woche jeden Abend im Krankenhaus gewesen, wenigstens einen Abend wirst du doch auch mir zugestehen! Gut, du hast deinen Milliardär zurück, er läuft dir schon nicht weg!
Heute ist Freitag, du musst mit mir ausgehen!
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Von: Amandine Baumann
An: Marion Aubrac
Betreff: AW: Freundin verzweifelt gesucht
Meine liebe Marion, ich kann nicht! Gabriel wird dieses Wochenende aus dem Krankenhaus entlassen. Ich muss ihn heute unbedingt sehen. Wenn er beschließt, nach Los Angeles zu fliegen, weiß ich nicht, wann ich ihn wiedersehen werde. Schon beim Gedanken daran wird mir schlecht.
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Von: Marion Aubrac
An: Amandine Baumann
Betreff: AW: AW: Freundin verzweifelt gesucht
Das ist armselig, ich spreche von uns und du sprichst wieder nur von ihm. Ich glaube, du warst mir lieber, als ihr gestritten habt, da wolltest du mich wenigstens treffen und ich musste dich nicht darum abbetteln. Schönen Abend!
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17 Uhr, ich steige aus meinem privaten Mailprogramm aus, fahre den Computer herunter, schnappe Jacke und Tasche und verlasse das Büro auf Zehenspitzen, in der Hoffnung, nicht auf Éric zu treffen, der noch immer in seine Artikel vertieft ist. Auf dem Flur stoße ich fast mit Émilie zusammen, die mich fragt, ob ich mir den Nachmittag freigenommen habe.
Originell! Ich liebe meinen Bürojob …
Meine Kollegin tätschelt mir den Arm, zwinkert mir zu und wünscht mir ein schönes Wochenende und, als sie mein Outfit mit einem breiten Lächeln bewundert, vor allem ein nettes Rendezvous heute Abend.
Was? Habe ich es übertrieben?
Im Aufzug betrachte ich mich im Spiegel: ein schwarzer taillierter Blazer, ein graues Top mit tiefem Ausschnitt, schwarze Röhrenhosen und passende Pumps, sieht doch toll aus!
Gut, vielleicht habe ich mich ein wenig als Working Girl verkleidet …
Doch anders kann man mit dem versammelten Diamonds-Clan nicht mithalten!
Ich kremple schnell die Ärmel locker auf, um etwas legerer auszusehen, und mache mir einen lockeren Pferdeschwanz, während ich zur Metro laufe. Während der Fahrt versuche ich noch, mich etwas zurechtzumachen, doch ich verstehe bis heute nicht, wie manche Mädchen sich jeden Morgen mit einem winzigen Taschenspiegel schminken können, wenn der Zug so ruckelt. Ich verzichte darauf und beobachte stattdessen die Fahrgäste in meinem Waggon … und stelle mir vor, wie sie mit ihren jeweiligen Partnern Sex haben. So kann ich mich am besten vom Stress ablenken.
Gut gelaunt und sicheren Schrittes nähere ich mich dem Krankenhaus und sehe unter dem Vordach Silas, der eine Zigarette raucht. Er pfeift, als ich vor ihm stehe, nimmt meine Hand und dreht mich, sieht mir unverhohlen ins Dekolleté und sagt:
„Für mich hättest du dich nicht so hübsch machen müssen, ich sehe ja lächerlich neben dir aus.“
„Ich kann dir versichern, dass du auch so aussiehst, wenn ich nicht neben dir stehe.“
Ich drücke ihm zum Gruß fröhlich ein Küsschen auf die Wange und hebe mit meinem Finger sein Kinn, sodass er mir endlich in die Augen sehen muss.
„Das würde die kleine chinesische Hilfsschwester, die in der Nachtschicht arbeitet, nicht sagen …“
„Minh? Sie ist Vietnamesin! Und ich glaube, verheiratet ist sie auch!“
„Du kannst manchmal so verklemmt sein, Amandine! Man könnte meinen, du wärst meine Mutter … Und Linh ist eine sehr offenherzige Person.“
„Ganz sicher, aber sie heißt noch immer Minh. Sogar ich weiß das.“
„Ach! Sie ist dir also auch ins Auge gesprungen?!“
„Mach nur so weiter, und ich werde dir woanders hinspringen als ins Auge …“
„Ich glaube, es wird Zeit, dass ich zurück nach Los Angeles gehe.“
„Wann reist du ab?“
„Unser Flug geht morgen Abend.“
„Unser? Wer fliegt denn noch?“
„Papa, Mama, Ching und ich.“
„Minh! Fliegt Gabriel nicht?“
„Er sagt, er hat hier noch etwas zu erledigen. Ich frage mich, ob das nicht mit einer Brünetten im schwarzen Hosenanzug zu tun hat. Sie ist hübsch, aber etwas anstrengend. Zumindest denke ich das … Unsere Mutter versucht ihn gerade davon zu überzeugen, mit uns abzureisen.“
„Aha. Sehr gut, na toll … Du hast nicht zufällig Lust, ihr als Ablenkungsmanöver zu gestehen, dass du schwul bist, oder?“
„Du weißt, dass Gab dich gern hat. Obwohl, ich glaube, er hat dich mehr als gern. Ich habe meinen Bruder schon lange nicht mehr so erlebt. Er ist den ganzen Tag unruhig und klebt an seinem Handy wie ein
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