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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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abgestürzt … Scheiße! Kitty, hast du den Stick wirklich nicht?«, fragte er verzweifelt. »Im Ernst?«
    »Nein«, antwortete sie fest, und jetzt kam ihre Wut zurück. »Ich habe deinen blöden Roman nicht, und ich will ihn auch nicht. Wenn du auch nur einen einzigen Schritt näher kommst, rufe ich die Polizei. Jetzt verschwinde endlich!« Und damit schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    Dann saß sie am Küchentisch, den Kopf in den Händen, atmete tief durch, langsam ein und wieder aus, und ging das Gespräch in Gedanken so lange durch, bis sie sich Richie am liebsten gleich noch mal vorgeknöpft hätte. Aber schließlich hatte sie einen klaren Moment, ging zur Couch, auf die sie Richies Jackett geworfen hatte, ehe sie bei Sally übernachtet hatte, und fing an zu suchen – auf dem Boden davor und darunter, auf der Sitzfläche, und als sie nichts fand, fühlte sie hinter die Polster. Und dann stieß ihre Hand auf etwas Kleines, Hartes. Als sie das Polster herauszog, hörte sie sich selbst laut lachen, denn sie hatte Richies USB-Stick gefunden.
    »Rache ist süß«, sagte sie leise.

Kapitel 23
    Schweigend saßen Kitty und Archie im Brick Alley Café in Temple Bar. Er hielt eine Tasse Tee in der Hand, sie einen Becher Kaffee, und sie hatten sich auf ihren Hockern so zur Seite gedreht, dass sie den Rest des Cafés überblicken konnten. Wie üblich erschien die verhuschte Frau wie aufs Stichwort kurz nach acht, trank eine Kanne Tee, aß wie immer ein Frucht-Scone mit Butter und Marmelade, zahlte und verließ das Café nach zwanzig Minuten wieder. Kitty hüpfte als Erste von ihrem Hocker, Archie zögerte.
    »Kommen Sie«, drängte sie ihn, und er stand widerwillig auf, wie ein Kind, das von seiner Mutter geschimpft worden ist. »Schnell«, rief sie, scheuchte ihn aus dem Café, und er folgte ihr mit schlurfenden Schritten auf die Straße hinaus. »Sonst verlieren wir sie noch.«
    Aber die Frau war nirgends zu sehen. »Ach, Archie, jetzt haben wir sie verloren. Das haben Sie bestimmt absichtlich gemacht. Ich hätte Sie zwingen sollen, sie schon drinnen anzusprechen.«
    »Sie können mich zu gar nichts zwingen«, entgegnete er bestimmt. »Und wir haben sie auch nicht verloren.« Er stopfte die Hände in die Taschen, wandte sich nach links und schlenderte die Straße hinauf, als hätte er alle Zeit der Welt.
    »Aber sie ist nicht da, was meinen Sie denn damit, wir haben sie nicht verloren? Warum gehen Sie so langsam? Archie, glauben Sie mir, ich habe momentan genug Aufregung in meinem Leben, ohne dass ich mich hier für blöd verkaufen lassen muss.« So schimpfte Kitty noch eine Weile weiter, aber schließlich verstummte sie, ging einfach neben ihm her und dachte an all das, was sie heute früh hätte erledigen können und was bestimmt viel effektiver gewesen wäre. Als sie zweimal rechts abgebogen waren und auf die Quays gelangten, sah sie die Frau vor ihnen über die Halfpenny Bridge gehen.
    »Da ist sie ja!«, rief Kitty und packte Archie vor Aufregung am Arm.
    Aber Archie schien überhaupt nicht erstaunt zu sein.
    »Sie sind ihr schon einmal gefolgt, richtig?«, hielt sie ihm vor und kniff argwöhnisch die Augen zusammen.
    Er antwortete nicht.
    »Wie oft?«
    »Ein paarmal.«
    »Wo geht sie hin?«
    »Schauen Sie doch hin.«
    Sie überquerten die Brücke über die Liffey und kamen zum Bachelor’s Quay. Die Frau verschwand in einer Kirche.
    Archie blieb stehen. »Weiter will ich nicht.«
    »Lassen Sie uns da reingehen.«
    »Nein, ich warte hier.«
    »Warum? Wir wollen doch sehen, was sie da drin macht.«
    »Was glauben Sie denn, was sie macht? Das ist eine Kirche. Nein, ich bleibe hier, vielen Dank.«
    »Sie könnte zur Beichte gehen oder sich mit jemandem treffen und ihm einen Aktenkoffer zustecken, sie könnte singen oder weinen oder sich nackt ausziehen und vor dem Altar ein Rad schlagen – das können wir alles nicht wissen.«
    Archie sah Kitty fasziniert an. »Erstaunlich, wie Ihr Kopf so arbeitet.«
    »Ich interessiere mich aber viel mehr für Ihren Kopf, Wenn Sie tatsächlich Gebete hören können, dann sind da drin womöglich noch mehr Leute, die Ihre Hilfe brauchen.«
    »Zweifeln Sie an mir?«
    »Momentan schon, ja«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    Er dachte nach, und schließlich gingen sie nebeneinander in die Kirche.
    Kitty beobachtete aufmerksam Archies Gesicht, als sie eintraten. In der Kirche war es still, auf den Bänken saßen verstreut etwa ein Dutzend Menschen. Nur ein gelegentliches

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