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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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zerzausten Haaren, und wartete nervös, was Kitty als Nächstes tun würde. Zumindest hatte er so viel Anstand, beschämt auszusehen.
    Irgendwie ahnte Cheryl wohl, dass etwas im Busch war, denn sie schaute verwirrt von Pete zu Kitty. »Was geht denn hier vor?« Sie raffte ihre Bluse so fest zusammen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Nichts«, antwortete Kitty, und aus Versehen kam ihre Stimme als ein Flüstern heraus. »Absolut gar nichts.«
    Dann drehte sie sich um und ging.

    Abgesehen von dieser Demütigung und Ernüchterung fühlte Kitty sich zumindest in professioneller Hinsicht stabiler, denn auf einmal war es ihr egal, was Pete zu ihrem Artikel sagen würde – sie würde ihn genau so schreiben, wie sie es für richtig befand, so, wie Constance ihn ihrer Meinung nach beabsichtigt hatte, sie würde sich nicht ducken oder umstimmen lassen, ganz gleich, wie wütend Pete wurde, wie autoritär er sich gebärdete, welche Drohungen er auffuhr. Ihrer Arbeit hatte es an Selbstvertrauen gefehlt, und jetzt war es wieder da. Jetzt war sie am Zug, und sie würde sich diesen Artikel voll und ganz zu eigen machen. Obwohl sie wusste, dass es vielleicht nicht die schlauste Idee war, Archie um zehn Uhr abends in seiner Wohnung aufzusuchen, eilte sie zurück nach Fairview, denn sie hatte eine Mission. Vorbei an den Kids, die den Gehweg versperrten, rannte sie die vier Treppen hinauf zu Archies Wohnung. Dort hämmerte sie an die Tür und trat, während sie wartete, nervös von einem Bein aufs andere. Am liebsten hätte sie alles auf einmal erledigt und keinen Tag länger gewartet. Sie räusperte sich. Von rechts kam wie ein Echo das gleiche Geräusch, und als sie sich umwandte, sah sie dort den Jungen auf seinem Basketball sitzen.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hi«, äffte er sie nach.
    »Ist er da?«
    »Ist er da?«, wiederholte er.
    Sie verdrehte die Augen. Er tat das Gleiche.
    Schließlich wandte sie sich ab und rannte wieder nach unten, durch die Jugendlichen, die keinen Schritt zur Seite gingen und ihr spöttisch nachjohlten, und um die Ecke zu Marios Fish-and-Chips. Am Montagabend um zehn stand eine lange Schlange vor dem Laden, und sie sah Archie hinter der Theke seine Burger wenden.
    »Archie!«, rief sie und drängte sich in der Schlange nach vorn.
    Er drehte sich um und musterte sie mit seinem typischen amüsierten Lächeln. »Sie müssen sich hinten anstellen«, sagte er und wandte sich wieder den Burgern zu.
    »Ich will nichts essen, ich möchte nur mit Ihnen reden.«
    Sie gab sich Mühe, leise zu sprechen, aber da es im Laden bis auf die Nachrichten aus dem Radio völlig still war, hörte sie natürlich jeder. Archies Kollege warf ihm einen finsteren Blick zu, und Archie machte ein ärgerliches Gesicht. Kitty brachte ihn in Schwierigkeiten.
    »Na gut«, sagte sie und wich ein Stück zurück. »Dann eben einmal Pommes.«
    Archies Kollege nickte und senkte den Drahtkorb mit den Pommes ins heiße Fett. Kittys Magen knurrte laut. »Und einen Cheeseburger.«
    Archie knallte einen weiteren Burger auf die Heizplatte, und er fing sofort an zu brutzeln.
    Zwanzig Minuten später hatte Kitty es bis an die Kasse geschafft. Archie verließ seinen Platz an der Brutzelplatte, um ihr persönlich das Essen zu bringen.
    »Ich musste den ganzen Tag an Sie denken«, sagte Kitty, und wieder stieg die Aufregung in ihr hoch.
    »Das höre ich oft von Frauen«, witzelte er, während er ihre Pommes mit Salz bestreute und Essig darüberspritzte.
    »Sie müssen ihr helfen«, sagte Kitty.
    Endlich trafen sich ihre Blicke.
    »Die Frau im Café, Sie müssen sie ansprechen. Vielleicht müssen Sie ihr helfen, vielleicht passiert Ihnen das deshalb.«
    Archie blickte nervös zu den anderen Leute in der Schlange, in der Hoffnung, dass sie nicht zuhörten.
    »Fünf achtzig«, sagte er laut.
    Kitty ließ sich Zeit und suchte umständlich ihr Kleingeld zusammen. »Ich möchte mich morgen früh gerne noch mal mit Ihnen im Café treffen. Sie ist bestimmt auch da, oder nicht?«
    Er straffte das Kinn beim Nachdenken und nickte dann einmal kurz.
    »Okay.« Sie ging zur Tür.
    »Glauben Sie, dass es dann aufhört?«, fragte er.
    »Wollen Sie das denn?«
    Mit dieser Frage ließ sie ihn allein, damit er etwas zum Grübeln hatte, während sie durch die kühle Nachtluft wanderte und ihr von den Essig-Chips das Wasser im Mund zusammenlief. Als sie an Archies Wohnblock vorbeikam, sah sie einen Jungen auf einem Fahrrad, das ihr extrem bekannt vorkam. Sie

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