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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Himmel empor. »Nachher soll es zu wolkenbruchartigen Regenfällen kommen.«
    »Sieht aber nicht danach aus, oder?«
    Sally lächelte wissend, als hielte sie allein die irischen Wettergeheimnisse in der Hand. »Und was machst du heute?«
    »Ich frühstücke mit einem Ex-Knacki, geh zum Brunch mit einer persönlichen Einkäuferin, verbringe den Nachmittag mit einer Frau, die kranken Leute die Haare frisiert, gehe heute Abend ins Pflegeheim und habe danach noch ein Date mit einem Misthaufen und einem Putzeimer.«
    »Na, man kann jedenfalls nicht behaupten, dass dein Leben langweilig wäre.«
    »Nein, das ist es ganz bestimmt nicht. Ach ja, unterwegs muss ich dann auch noch Zeit finden, mich nach einer neuen Wohnung umzuschauen.«
    »Du kannst bei uns bleiben, solange du willst, das weißt du hoffentlich«, bot Sally an.
    »Ja, das weiß ich, und danke, aber ich kann dein nettes Angebot nicht annehmen. Ich muss mein Leben wieder auf die Reihe kriegen.« Kitty versuchte, sich ihre Sorgen möglichst wenig anmerken zu lassen. Sie würde sich allein keine Wohnung leisten können, sie würde wieder mit jemandem zusammenwohnen müssen, und gerade als sie gedacht hatte, dass sie im Leben vorwärtskam, als sie ordentlich verdient und sich mit ihrem Freund die Miete geteilt hatte, war plötzlich alles schiefgegangen, und jetzt wusste sie nicht mal mehr, wie sie über die Runden kommen sollte. Ihr Job bei Etcetera war mehr als unsicher, auch wenn Pete in den letzten zwei Tagen erstaunlich nett und entgegenkommend, um nicht zu sagen deutlich charmanter als sonst gewesen war. Sie wusste, dass die Zeitschrift von ihren Anzeigenkunden unter Druck gesetzt wurde, ihre Artikel nicht mehr zu veröffentlichen, aber wenn sie nichts veröffentlichte, bekam sie auch kein Geld, so einfach war das, und es riss sich zurzeit auch wirklich niemand darum, sie als freie Journalistin zu beschäftigen.
    Inzwischen wirkte Sally ziemlich erhitzt, sie schnaufte ein bisschen und rollte schließlich die Ärmel ihres Pullovers auf. Kitty verkniff sich ein Grinsen. Bevor sich ihre Wege trennten, holte Sally eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und reichte sie Kitty.
    »Daniel Meara. Den Namen kenne ich doch«, sagte Kitty.
    »Er arbeitet am Ashford Private.« Das war das College, in dem Kitty und Sally sich vor fünf Jahren kennengelernt hatten. »Er hat vor kurzem mit mir Kontakt aufgenommen und gefragt, ob ich Interesse hätte, ein paar Abendkurse zu unterrichten. Ich hab ihm gesagt, dass ich selbst keine Zeit habe, aber dass ich ihm ein paar Leute schicken kann, die genauso für den Job qualifiziert sind.«
    Kitty sah die Karte an und schluckte. Das Angebot ging stark in Richtung Almosen, was ihr gar nicht gefiel, aber sie wusste, dass Sally sich nach Kräften bemühte, es nicht so wirken zu lassen.
    »Ich hab doch überhaupt keine Erfahrung mit Unterrichten«, sagte Kitty und starrte weiter auf die Karte.
    »Macht nichts, du hast Erfahrung beim Fernsehen. Das ist alles, was die brauchen, jemanden, der aus erster Hand weiß, was hinter den Kulissen abgeht. Außerdem – wen kümmert’s, lass die doch dein Talent als Dozentin beurteilen. Und es wird gut bezahlt.«
    Kitty nickte.
    »Ruf ihn einfach an, und schau, ob es was für dich ist. Vielleicht gefällt es dir nicht, aber es lohnt sich auf jeden Fall, es auszuprobieren.«
    Wieder nickte Kitty und blickte endlich von der Karte auf. »Bist du ganz sicher, dass du das nicht selbst machen willst?«
    »Ich komme ja schon so kaum zurecht«, grinste sie. »Mit meinem Ganztagsjob und den gelegentlichen Wochenendschichten im Sender sehe ich Finn sowieso viel zu selten. Ganz zu schweigen von Douglas. Also greif ruhig zu.«
    »Danke«, sagte Kitty und umarmte ihre Freundin.
    »Keine Sorge«, sagte Sally und drückte Kitty fest an sich, »wir haben alle solche Phasen. Erinnerst du dich, als wir uns kennengelernt haben?«
    Natürlich erinnerte sich Kitty. Sally hatte damals gerade erfahren, dass Douglas eine Affäre gehabt hatte, und versucht, ihre Ehe wieder zu kitten und selbst etwas Neues beim Fernsehen anzufangen. Für sie war jeder Tag ein Kampf gewesen.
    »Weißt du, wir alle machen so was durch, und jetzt bist du eben an der Reihe. Das ist nur fair.« Damit küsste Sally sie auf die Stirn, und sie trennten sich.

    Gespannt darauf, den Rest von Archies Geschichte zu hören, machte Kitty sich auf den Weg zum Brick Alley Café in Temple Bar. Als sie ankam, saß er in der gleichen Ecke und auf dem gleichen

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