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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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die Frage kümmern, wer warum an die Hälfte einer Wasseraufbereitungsanlage heran wollte.

    Über diesen Erwägungen waren schließlich ein paar Tausend Euro modernster Medizinelektronik in Herrn Schlups verschwunden. Zufrieden verschloß ich die kleine Wunde mit ein paar Stichen.

    »Fertig!«

    »Alles in Ordnung, Herr Doktor?«

    »Alles bestens, alles funktioniert.«

    »Ich danke Ihnen, Dr. Hoffmann. Besonders, daß Sie so hochkonzentriert gearbeitet haben.«

    Tatsächlich! Ich hatte mich so in meine Spekulationen verbissen, daß ich während der gesamten Operation weder mit Herrn Schlups noch mit der assistierenden Schwester geredet hatte.

    »Keine Ursache, Herr Schlups!«

    Den Rest des Tages hatte ich mir so vorgestellt: Mit Hinweis auf den gerade abgeleisteten Nachtdienst würde ich die fällige Oberarztvisite auf morgen verschieben und mich nach einem Mittagsschlaf um meinen neuen Blickwinkel kümmern. Ich wollte gerade mit Punkt eins, Verschiebung der Visite, beginnen, da klingelte das Telefon. Es war Beate.

    »Felix, ich habe einen Journalisten in der Leitung. Er möchte wissen, wie die Klinik auf eine Terrorattacke vorbereitet ist, ob wir Pest und Cholera behandeln können, alles solche Sachen. Kannst du ihn mir abnehmen?«

    Ich glaubte nicht, daß dieser Anruf ein Zufall war.

    »Klar. Stell ihn durch.«

    Mein Verdacht bestätigte sich schnell. Dieser Journalist wollte Hintergrundinformationen zu einer entsprechenden Pressekonferenz beim Senator für Inneres. Endlich war klar, für welche Gelegenheit Zentis sich das phantastische Abschneiden »seiner« Kliniken in Marzahn und Hellersdorf während der Pestübung aufgespart hatte.

    »Wann ist diese Pressekonferenz?«

    »Morgen vormittag.«

    Die Vereinbarung mit dem Journalisten war einfach: Ich würde ihn nicht nur mit Informationen versorgen, sondern auch noch mit ein paar Superfragen an den Referenten. Und dafür würde er mich zu dieser Pressekonferenz mitnehmen.

    »Sind wir im Geschäft?«

    »Sind wir, Dr. Hoffmann. Bis morgen!«

    Das hieß, ich mußte auf den erhofften frühen Abgang verzichten und mich doch noch als »Herr Oberarzt« über die Stationen führen lassen. Aber was tut man nicht alles, um einen alten Freund zu überraschen! Um den anderen Blickwinkel würde ich mich morgen kümmern.

Kapitel 17

    Die Pressekonferenz fand im »großen Konferenzraum« beim Senator für Inneres statt. Diesmal standen sogar Brötchen und Saft bereit, zu denen ich mich aber nicht vorwagte, da ich mich im Hintergrund halten wollte. Offensichtlich hatte man nur Gutes mitzuteilen, denn der Herr Innensenator höchstpersönlich gab sich die Ehre – und natürlich Kollege Zentis. Staatssekretär Müller war als Stichwortgeber in die zweite Reihe verbannt.

    Zentis schilderte die Übung und wie »entschlossen, kompromißlos und jederzeit auf der Höhe des Bedrohungsszenarios« man dank (seiner) medizinischen Kompetenz mit der angenommenen Freisetzung von Yersinia pestis umgegangen sei. Der Herr Senator betonte, wie glücklich wir uns angesichts einer Regierung schätzen durften, die uns selbst auf solche Katastrophen vorbereitete. Dann konnten Fragen gestellt werden. Wie erwartet, war ich nicht der einzige, der einen Journalisten mit schlauen Fragen gefüttert hatte!

    Die Kliniken in Marzahn und Hellersdorf hätten, wie aus den großen Grafiken an der Wand hervorging, viel weniger Infizierte und Tote als die anderen Krankenhäuser gehabt. Woran das läge, wurde gefragt.

    Zentis antwortete gerne.

    »Ich möchte betonen, daß alle an der Übung beteiligten Kliniken ihr Bestes gegeben haben. Aber natürlich bleiben immer gewisse Unterschiede. Es verhält sich wohl so, daß unseren angenommenen Patienten in Marzahn und Hellersdorf einfach die beste medizinische Versorgung zuteil wurde.«

    Hier wollte sich mein Journalist einschalten, aber ich hielt ihn zurück. Sicher hatte Zentis mindestens noch eine weitere Frage bestellt. Und sie kam auch prompt.

    »Waren Marzahn und Hellersdorf nicht die Bezirke, in denen Sie persönlich die medizinische Verantwortung trugen, Herr Dr. Zentis?«

    Die Frage war ihm sichtlich unangenehm, aber bescheiden lächelnd mußte Dr. Zentis bejahen. Verstohlen beobachtete er, ob auch wirklich mitgeschrieben wurde an dieser entscheidenden Stelle. Es wurde Zeit für meinen Mann! Und der war gut, brauchte nicht abzulesen.

    »Könnte es sein, Herr Doktor, daß lange vor Beginn des Experiments bestimmte Bezirke und bestimmte

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