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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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ich fleißig beim Leeren der Weinflasche geholfen.

    »Was ist, Felix?«

    War es unbewußt, daß Beate gerade jetzt den Bademantel enger an den Körper zog? Es gelang mir, zurück zum Thema zu kommen.

    »Vielleicht hat Celines Pazifismus den Test der Realität nicht bestanden.«

    »Müßte sie dann nicht eher hier Bomben werfen?«

    Ich ließ das im Raum stehen. Unsicher über Celines eventuelle Aktionen und deren eventuelle Motive, noch unsicherer über meine eigenen eventuellen Aktionen und Motive, wünschte ich Beate eine gute Nacht. Sie gab mir einen Kuß. Ich schloß die Augen, denn nun bot sich mir ihr Ausschnitt dar.

    »Sei vorsichtig, Felix. Denn wahrscheinlich glaubt dir nicht jeder, daß du nicht weißt, wohin dieser Ultra-was-weiß-ich-Vernebler verschwunden ist.«

    Hoppla! Daran hatte ich tatsächlich noch nicht gedacht.

Kapitel 20

    Spätestens am folgenden Dienstag wäre mir das klar geworden. Denn als ich von der Visite kam, saß Herr Sommer in meinem Zimmer. Er habe doch neulich am Gendarmenmarkt versprochen, daß er sich um die Organisation des zweiten Kurdentransportes kümmern werde.

    »Aber, Dr. Hoffmann, die Ladung scheint mir nicht mehr vollständig. Haben Sie bestimmte Teile an einem anderen Ort untergestellt?«

    Einen Moment war ich irritiert. Woher wußte Sommer so genau, wo wir die Sachen gelagert hatten? Aber klar, fiel mir ein, er brauchte nur seinen Bauleiter Sobotka zu fragen, der uns seinerzeit eher unwillig beim Beladen der LKWs geholfen hatte. Sollte es also Herr Sommer gewesen sein, den ich neulich im Keller gehört hatte? Ein deutscher Industrieller auf den Knien hinter Decken und Medikamenten für Kurdistan? Schwer vorstellbar! Außerdem hätte Sommer die Kiste nicht aufzubrechen brauchen, kannte er doch ihren Inhalt. Ich schaute ihn fragend an.

    »Wann waren Sie denn in unserem Keller?«

    »Eben gerade. Während Sie Ihre Visite gemacht haben. Ich kann meine Zeit nicht mit Warten vergeuden.«

    Die Selbstsicherheit, mit der dieser Mann mir gegenübersaß, reizte mich. Ich sah zwar noch nicht den Zusammenhang von Sommers Extralieferung mit Celines Tod, aber natürlich gab ich ihm jetzt schon eine kräftige Mitschuld.

    »Sie haben absolut kein Recht, hier in der Humana-Klinik herumzumarschieren, als seien Sie in Ihrer Firma. Ohne Erlaubnis haben Sie weder im Keller noch in meinem Dienstzimmer etwas zu suchen, Herr Sommer.«

    Sommer blieb unbeeindruckt.

    »Wo ist meine Wasseraufbereitungsanlage, Dr. Hoffmann?«

    »Ihre Wasseraufbereitungsanlage? Alles in diesem Keller ist Eigentum der Leute, für die es bestimmt ist.«

    Ich war stolz auf mich – der Satz hätte von Celine sein können! Aber dann fand ich, er hörte sich auch etwas albern an.

    »Blödsinn, Dr. Hoffmann. Ist bei Ihnen der Sozialismus ausgebrochen, oder was? Ich habe diese Sachen weder einer offiziellen Hilfsorganisation gespendet noch Ihnen übereignet. Solange diese Anlage in Deutschland ist, gehört sie immer noch mir.« Er beugte sich zu mir vor. »Also sagen Sie mir endlich, wo Sie die verdammte Wasseraufbereitungsanlage hingeschafft haben.«

    Inzwischen war ich sicher, daß er die tatsächliche Funktion der angeblichen Trinkwasseraufbereitungsanlage genau kannte. Aber vielleicht würde es von Vorteil sein, ihn darüber vorläufig im unklaren zu lassen. Und wo das Ding im Moment war, konnte ich ihm sowieso beim besten Willen nicht sagen.

    »Herr Sommer! Ich danke Ihnen sehr für die Hilfe, die Sie unserem Projekt haben zuteil werden lassen. Ich glaube aber, daß wir in Zukunft ohne Ihre Unterstützung auskommen möchten.«

    Ich drücke mich tatsächlich so geschraubt aus, wenn ich sauer bin. Das macht die Leute wahnsinnig! Sommer auch. Er sprang auf, deutlich wütend.

    »Das sage ich Ihnen, Hoffmann: Sie werden nie Chefarzt in dieser Klinik. Das garantiere ich Ihnen! Und binnen kurzem werden Sie mir auch verraten, wo Sie meine Anlage versteckt haben. Auch das garantiere ich Ihnen!«

    Als gut erzogener Mensch erhob ich mich ebenfalls und hielt ihm die Tür auf. Schließlich war er hier Gast.

    Sommers Versprechen, daß ich nie Chefarzt an dieser Klinik werden würde, nahm ich ihm ab. Meine Chancen waren ohnehin nie sehr groß gewesen, und schon bei der Einweihung seiner Installationen im OP-Trakt war sein guter Kontakt zur Vital-Führungsebene deutlich geworden. Erst jetzt aber wurde mir klar, warum er mich neulich trotzdem zum Essen an den Gendarmenmarkt eingeladen hatte. Es ging gar nicht

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