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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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darum, mit dem aktuell noch geschäftsführenden Dr. Hoffmann von der Inneren Abteilung einen Anschlußauftrag auszuhandeln, den hatte er wahrscheinlich schon längst unter Dach und Fach. Es ging um den zweiten Transport in den Irak. Sicher lagen ihm seine Freunde von dort in den Ohren, wann sie endlich die schöne Giftgasanlage zusammenbauen könnten. Und sicher gab es auch keine Knete aus dem Irak, solange der zweite Teil nicht geliefert war.

    Im Moment allerdings konnte ich mich nicht um die Sorgen des Herrn Sommer kümmern. Dr. Hassan hatte mich dringend auf die Nephrologie gerufen, wo Herr Krauskopf an der künstlichen Niere lag. Wir hatten den Kampf um seine infizierte Niere verloren, schließlich hatte sie doch herausgemußt. Nun hofften wir, daß seine andere Niere den Verlust irgendwann kompensieren würde.

    »Bei dem Schaden, den dieses Aminoglykosid an der gesunden Niere angerichtet hat, würde ich da nicht drauf wetten«, meinte unser irakischer Gastarzt und hatte damit leider vollkommen recht. Nicht nur hatte unser neues Antibiotikum den Nierenabszeß vollkommen unbeeindruckt gelassen, sondern darüber hinaus die Funktion der anderen Niere stark beeinträchtigt. Wenn wir Glück hätten, nur vorübergehend.

    Wir schauten uns noch die anderen Patienten an der künstlichen Niere an, auch den kostenintensiven Herrn Cornelsen, den wir natürlich noch immer nicht losgeworden waren. Im großen und ganzen hatte Dr. Hassan die Sache gut im Griff, er war zu einer wirklichen Entlastung geworden.

    »Haben Sie noch Zeit für einen Kaffee, Dr. Hoffmann?«

    »Klar. Gehen wir in Ihr Zimmer.«

    Zimmer war vielleicht etwas übertrieben für diese Besenkammer, und außerdem mußten es sich drei Ärzte teilen, aber im Moment waren wir dort ungestört.

    »Ich hatte Ihnen doch versprochen, mich um den Transport Ihrer zweiten Hilfslieferung zu kümmern«, begann Dr. Hassan, »und habe mir deshalb Ihr Lager im Keller angeschaut.«

    Was zur gleichen Frage wie eben bei Herrn Sommer führte.

    »Wann war das?«

    »Gestern mittag.«

    Wenn das stimmte, hatte ich neulich nacht auch nicht unseren werten Gastarzt gestört. Trotzdem erstaunlich, wie plötzlich die ganze Welt darauf versessen war, das Zeug auf den Weg zu bringen!

    »Und noch einmal gestern abend«, fuhr Dr. Hassan fort. »Da habe ich die Sachen meinem Cousin gezeigt. Dessen Schwager betreibt eine große Spedition. Die fahren dreimal im Monat bis in den Iran. Da müßte man nur irgendwo umladen, wahrscheinlich in der Türkei.«

    »Und der würde die Sachen kostenlos mitnehmen?«

    »Wahrscheinlich nicht alles auf einmal, aber so Stück für Stück, je nach Platz.«

    War diesem Angebot zu trauen? Richtig mißtrauisch machte mich allerdings erst Dr. Hassans nächste Frage.

    »Ist das eigentlich alles, was da im Keller steht? Hatten Sie nicht auch von einer Wasseraufbereitungsanlage gesprochen?«

    Hatte ich das gegenüber Dr. Hassan? Es hätte mir im Augenblick gewaltig geholfen, mich genau zu erinnern.

    An dieser Stelle wurden wir dringend zu Herrn Krauskopf zurückgerufen, es gab Probleme mit seinem Blutdruck an der künstlichen Niere. Als die behoben waren, hatte mir Dr. Hassan noch etwas mitzuteilen.

    »Es gibt da eine Sache, die ich Ihnen leider sagen muß. Mein Schwager hat jetzt gehört, daß tatsächlich eine ausländische Frau eine Bombe geworfen haben soll, auf einer Militärbasis nahe Bagdad.«

    O Gott! Ich hätte jetzt wahrscheinlich angenommen, Dr. Hassan und seine Neuigkeiten, kommen direkt vom irakischen Geheimdienst, wäre ich nicht selbst am Sonntag zu dem Schluß gekommen, daß die Sache mit der Bombe vielleicht tatsächlich stimmte. Und trotzdem, wie praktisch war es doch für alle daran Interessierten, wenn mir diese Geschichte aus inoffizieller Quelle bestätigt wurde. Konnte ich überhaupt noch irgend jemandem trauen? Ich weiß nicht mehr, mit welcher Antwort ich einen vermutlich verdutzten Dr. Hassan stehenließ.

    Ich stürmte in Beates Büro.

    »Hast du die Unterlagen von diesem Dr. Hassan hier?«

    »Was ist denn los, Felix?«

    Ich gab ihr eine Kurzfassung unserer Unterhaltung von eben.

    »Und findest du nicht auch verdächtig, daß wir so plötzlich einen richtig kompetenten und perfekt deutschsprechenden Gastarzt aus dem Irak bekommen haben, ein kostenloses Superschnäppchen?«

    Unter anderen Umständen hätte mich Beate wahrscheinlich damit aufgezogen, ich neide Dr. Hassan nur seinen Erfolg bei unseren weiblichen

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