Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
Vom Netzwerk:
Anruf und ließ die beiden ein. Sie stellten sich als Mr. McGilly und Mr. Thorne vor. Nun bekam die Geschichte auch noch eine amerikanische Dimension. Spannend. Denn daß Mr. McGilly und Mr. Thorne mich wegen anderer Themen als Irak oder Kurdistan besuchten, hielt ich für extrem unwahrscheinlich.

    Und ich hatte recht. Im großen und ganzen hatten sie ähnliche Fragen wie ihre Kollegen Jablonske und Waldeck vom Verfassungsschutz neulich, waren aber im Gegensatz zu denen kaum an Celine interessiert. Hingegen hakten sie sofort nach, sobald ich das erste Mal Freund Sommer erwähnt hatte. Wie lange ich Sommer schon kannte? Wie ich ihn kennengelernt hätte? Ob ich seine privaten Verhältnisse kenne? Ob ich seine Fabrik besichtigt hätte, seine Produktpalette kenne?

    »Und wie kam es, daß Herr Sommer für den Hilfstransport Lastwagen von seiner Firma zur Verfügung gestellt hat?«

    »Wir haben ihn erpreßt.«

    »Erpreßt?«

    Es war unklar, ob sie das Wort nicht kannten oder mir nicht glaubten.

    »We blackmailed Herrn Sommer. Damals hatte ich noch eine wichtigere Position in der Klinik, war mitverantwortlich für die Vergabe von Aufträgen. Ich ließ durchblicken, daß eine Unterstützung unseres Vorhabens bei der Entscheidung über die Auftragsvergabe helfen könnte. Es war allerdings nicht schwer, Herrn Sommer zu erpressen, to blackmail him. Es schien, daß wir seine Lastwagen in jedem Fall bekommen würden, auch ohne den Auftrag von der Klinik.«

    Meine beiden Regierungsmormonen nickten, das hatten sie sich wohl schon gedacht. Der Rothaarige kam zum Knackpunkt.

    »Hat Herr Sommer nicht auch ein größeres technisches Gerät für den Transport in den Irak gestiftet?«

    Nun war klar, worum es den beiden ging. Danach hatten Jablonske und Waldeck überhaupt nicht gefragt, und auch als ich es ihnen gegenüber erwähnte, hatte es sie nicht besonders interessiert.

    »Ja, das stimmt. Eine Trinkwasseraufbereitungsanlage.«

    Ähnlich wie bei Herrn Sommer sah ich keinen Grund, ihnen mein neues Wissen auf die Nase zu binden.

    »Und wo«, fragte der schwarze Kollege, »befindet sich diese Trinkwasseraufbereitungsanlage jetzt?«

    »Die erste Hälfte der Anlage dürfte im Nordirak sein, in Kurdistan.«

    Der Schwarze rückte mir deutlich näher.

    »Und die zweite Hälfte, Dr. Hoffmann?«

    »Die ist verschwunden.«

    Das fanden sowohl der schwarze Agent wie auch sein irischer Kollege ausgesprochen schade, wobei mich insbesondere die Begründung für ihre Enttäuschung überraschte.

    »Sie sollten unsere technischen und logistischen Möglichkeiten, Sie bei dem Transport dieser Anlage zu unterstützen, berücksichtigen, Dr. Hoffmann. Wissen Sie tatsächlich nicht, wo sie ist?«

    »Nein, tut mir leid.«

    Es kamen noch ein paar Nachfragen, aber die beiden waren nicht mehr zufrieden mit mir und meinen Antworten, das konnte man hören und sehen. Zum Schluß schienen sie mir auch nicht mehr ganz bei der Sache, als beschäftige sie zunehmend die Überlegung, wo sie die Genehmigung einholen könnten, mich tatkräftig bei der Wahrheitsfindung zu unterstützen. Bei ihrem Kulturattaché, nahm ich an.

Kapitel 22

    Als die beiden weg waren, gönnte ich mir ein Bier und wünschte die Agenten McGilly und Thorne zur Hölle. Ganz offensichtlich interessierten sie und die amerikanische Regierung sich allein für die sogenannte Trinkwasseraufbereitungsanlage, aber nicht die Bohne für Celine und ihr Schicksal. Deshalb hatte ich ihnen auch keine weiteren Informationen gegeben. Abgesehen davon, daß ich sowieso nicht wußte, wer dieses Ding zur Zeit wo versteckt hatte, käme vielleicht noch die Gelegenheit, mein begrenztes Wissen irgendwo nutzbringender als bei den beiden US-Agenten einzusetzen.

    Was tun mit dem angebrochenen Abend? Zum Diktieren der restlichen und inzwischen neu angefallenen Entlassungsberichte fehlte mir die Lust, für etwas Interessantes im Fernsehen fehlte sie den Sendern, und die problemlösende Bettschwere würde sich nach dem Hausbesuch der amerikanischen Regierung nicht so bald einstellen. Aber Gott sei Dank gibt es ja Internet mit E-Mails und Chatrooms und jeder Menge von Verrückten.

    Während der Computer in aller Ruhe hochfuhr und dann nach meinem Provider suchte, beschäftigte ich mich mit der Aufstellung einer mentalen Liste: Wer alles hatte mich inzwischen nach der verschwundenen Trinkwasseraufbereitungsanlage gefragt? Ihr edler Spender, Herr Sommer, unser Gastarzt Abdul Hassan (und damit der irakische

Weitere Kostenlose Bücher