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Hundsköpfe - Roman

Hundsköpfe - Roman

Titel: Hundsköpfe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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bösartige Gelbsucht, darauf Koliken, und als das Geplärre endlich aufgehört hatte, brach der Keuchhusten über sie herein; der Doktor wurde ein häufiger Gast im Haus. Und als Askild wieder einmal rausgeschmissen wurde und in einem verzweifelten Rausch zugeben mußte, daß die Werften in Norwegen nicht gerade auf Bäumen wuchsen, setzte Bjørk doch die große Maschinerie in Gang: »Schon wieder gefeuert! Dieser Mann bringt mich ins Grab! Oh, liebe Schwester, wenn du wüßtest, was ich hier unten in Stavanger auszuhalten habe«, jammerte sie ins Telephon und fuhr fort: »Jetzt muß es Bergen werden. Könntest du nicht mit X sprechen, kannst du deinen Mann nicht bitten, sich ein bißchen mit Z gutzustellen?«
    Und so kam es, daß Schwester Lines Mann eines Tages hinunter zur Werft in Bergen schlenderte und nach sieben Jahren Tiefschlaf den Mythos vom Zimmermann zu neuem Leben erweckte. Genaugenommen würde ein kleiner Freundschaftsdienst dem Ruf der Werft nicht schaden, und was die phantasievollen Schiffszeichnungen anging, so hatte sich der Zimmermann inzwischen zweifellos die Hörner abgestoßen.
    Oh, wunderbare Stadt in der Ferne, oh, phantastische Stadt in der Nähe , war Raffzahns heisere Stimme zu hören, und da all dieses nebulöse Gerede über Bergen plötzlich durch reale Gespräche von wirklichen Menschen abgelöst wurde, stürzte Segelohr aus dem Schrank und rannte ins Wohnzimmer, in dem Bjørk tatsächlich vor ihrem betrunkenen Ehemann stand und mit einem Stück Papier wedelte.
    Genauer gesagt, es handelte sich bei dem Papier um einen Brief, der an diesem Tag von der Bergener Werft gekommen war und Askild die Rückkehr in seinen alten Job anbot.
    »Lies jetzt diesen Brief. Guck dir an, was sie für uns getan haben«, sagte sie nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme.
    Nur Askild wollte sich nicht ohne weiteres bedanken und das Angebot annehmen. Er brauchte nicht die helfende Hand einer verlogenen Frau, die hinter seinem Rücken das Gerücht verbreitete, er hätte Probleme, die er nicht selbst lösen könne. »Was ist das?« grunzte er mißtrauisch, und als er den Brief gelesen hatte, zerriß er ihn.
    »Askild«, protestierte Bjørk, »du hast Arbeit in Bergen, dazu kann ein Mann in deiner Position doch nicht nein sagen!«
    »Bergen!« rief Segelohr und fing an zu hüpfen. »Bergen! Bergen! Stimmt das? Wir ziehen nach Bergen?«
    »Ja«, antwortete Bjørk und tätschelte ihrem Sohn den Kopf, während sie Askilds Blick standhielt, »das werden wir, mein kleiner Niels.«
    »Ätschebätsche!« brüllte Segelohr kurz darauf auf der Straße. »Wir ziehen um. Zurück nach Bergen!«
    Überhaupt war er zu dieser Zeit kaum zu bändigen.
    »Stimmt das, daß wir in Bergen Krebse fangen? Ganz viele Krebse?« fragte er wieder und wieder seine Eltern, die sich nicht erklären konnten, woher der Junge seine fixen Ideen hatte.
    »Stimmt es, daß wir jetzt reich werden?« plapperte er, und Bjørk entgegnete: »Nun ja, wir werden sehen. Du kennst doch deinen Vater und sein Verhältnis zum Geld.« Segelohr ließ sich indes nicht entmutigen, und auch andere waren mehr als begeistert, als die Familie nach sieben Jahren Landflucht wieder in der Tür der Wohnung auf Skansen erschien.
    »Heilige Jungfrau! Wieder zu Hause! Wozu sollte dieses Umherziehen auch schon gut sein?« fragte Mutter Randi, die über zwanzig Kilo zugenommen hatte, seit der Sohn nach Oslo gegangen war. Sie stellten sich in einer Reihe auf, um die Matriarchin zu küssen. Segelohr mit einem seltsamen Kitzeln im Bauch, Bjørk, der der Rausch der Heimkehr ins Blut schoß, und Askild mit einem etwas müden und resignierten Gesichtsausdruck. Dann kam Appelkopp, der inzwischen fünfzehn Jahre alt war und Flaum auf der Oberlippe hatte, zur Tür herein: »Hallo Onkel! Hallo Vetter! Hallo Tante! Habt ihr mein neues Fahrrad gesehen? Kommt, das müßt ihr sehen!«
    »Nun mal immer mit der Ruhe!« stöhnte Vater Niels aus dem Schaukelstuhl und fügte kurz darauf leise hinzu: »Tja, das Lied kennen wir: und wieder in die Kombüse verbannt.«

Der Nußknacker
    D ie ersten paar Jahre wohnte die Familie wieder gemeinsam mit Mutter Randi und Vater Niels auf Skansen. Das Schlafzimmer füllte sich mit dem Mobiliar der Familie, die Hintertreppe wurde vom Malzeug belegt, und kleine Ungeheuer krochen aus dem Schrank unter der Spüle. Dennoch waren Randi und Niels mit der Regelung zufrieden, und bereits einen Tag nach der Ankunft der Familie wurde Segelohr zu einer Rundfahrt

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