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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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hat«, unterbrach sie Reiber. »Du hattest einen Tiertick, und da wundere
ich mich, dass in deiner Stimme so ein Unterton liegt. ›Gut Sternthaler‹, das
klingt doch.«
    Jo überlegte kurz. »Wie gesagt, ich kannte die Dame
nicht, aber bei uns in der Zeitung war sie immer wieder zu sehen, mit
abgetakelten Schauspielerinnen, die es nicht mehr in die Medien und nicht
einmal ins Dschungelcamp geschafft haben und zumindest mit so einem Straßenhund
auf dem Arm abgelichtet werden wollten.«
    Reiber lachte laut heraus. »Na, dein diplomatisches
Geschick ist genauso ausgeprägt wie früher! Immer ein klares Wort zur falschen
Zeit.«
    »Ja, danke für den Hinweis. Dabei finde ich, dass ich
mich gebessert habe, und die Dame Pfaffenbichler war mir einfach suspekt, weil
ich mal unterstelle, dass es da weniger um Tierschutz als um
Selbstbeweihräucherung gegangen ist. Aber wie gesagt, persönlich hatte ich noch
nicht das Vergnügen; ich kenne den Hof auch nur von außen, er liegt hinter
meterhohen Mauern. Das gibt natürlich Anlass zu Spekulationen, das kannst du
dir vorstellen. Es kursieren die wildesten Gerüchte, sogar dass nicht nur die
Zwinger Fußbodenheizung haben, sondern die ganzen Spielwiesen auch. Man sagt,
da läge im Winter kein Schnee.«
    »Wo befindet sich der Hof denn eigentlich?«, fragte
Reiber.
    »Unweit von Steingaden, unweit der Wieskirche. Sehr
idyllisch gelegen und ein totaler Fremdkörper inmitten der kleinen Weiler da
draußen. Gar nicht so weit weg von meinem Haus überdies, aber wie gesagt: hohe
Mauern rundum, Kameras, ein Stahltor, das Fort Knox des Tierschutzes. Ein
Alcatraz für Hunde. Einblicke gab es immer nur, wenn übers Fernsehen etwas
ausgestrahlt wurde oder in der Zeitung Bilder zu sehen waren. So oder so: Live
war ich da nie, das waren nicht meine Sphären. Ich gehöre nicht zum Hochadel
und zur Hochfinanz. Die Leute ringsum fanden das alles sehr dubios. Tja!« Jo
nickte und wiederholte: »Sehr dubios.«
    »Du meinst also, die Dame hatte nicht nur Freunde?«,
fragte Reiber, der sich Notizen machte.
    »Bestimmt nicht, aber nix Genaues weiß ich nicht.«
    Reiber betrachtete wieder die Bilder, machte noch ein
paar elegante Krakel in seinen Block und seufzte: »Und nun ist sie ermordet
worden.«
    »War es Mord?«
    Er zwinkerte ihr zu. »Aha, Frau Neugier! Da das morgen
eh in der Zeitung steht: Ja, es war Mord, es sei denn, sie hat sich selbst den
Schädel eingeschlagen.«
    »Ich hab sie nur kurz liegen sehen, ich wollte aufs
Klo. Und was, wenn sie nur dumm gestürzt ist, aufs Waschbecken oder so?
Vielleicht geriet sie, berauscht von ihrer Rede, die sie gleich halten wollte,
ins Taumeln, vielleicht …?«
    Reiber unterbrach Jo erneut. »Ja, an Ihre Begeisterung
für laienhafte Mordermittlungen kann ich mich auch noch erinnern, bitte nicht
schon wieder!«
    »Deine«, sagte Jo.
    »Was, deine?«
    »Deine Begeisterung, wir waren beim Du.«
    Reiber lachte. »Stimmt, das geht mir etwas schwer von
den Lippen. Also Klartext: Der kurze Augenschein hat genügt. Kein Unfall, sie
wurde erschlagen.«
    Jo sah zu Boden, sie hatte das Bild noch vor Augen.
Beide schwiegen. Leise Stimmen waren aus den Nebenräumen zu hören. Weit weg
brandete der Verkehr, aber sehr, sehr leise nur. Die Welt war ausgesperrt.
Beide schwiegen.
    »Wieso hat sie keiner bei euch da draußen in
Bayerisch-Kongo ermordet? Warum hier, warum in Berlin?«, fragte Reiber schließlich.
    Jo sah ihn überrascht an. »Gute Frage, weil sie auch
in Berlin Feinde hatte.«
    »Hm, wenn das was Politisches ist, dann gnade uns
Gott. Das wird ein Affentanz, hier müssen wir alle mit Glacéhandschuhen
anfassen. Wir haben es mit Heeren von Anwälten zu tun, mir wäre es weit lieber,
ein Nachbar hätte sie gemeuchelt, weil der Canis zu laut bellt. Die meisten
Mordopfer werden zu Hause eliminiert. Was soll diese Dramatik eines stillen
Örtchens im Bundestag? Was für eine Location.«
    Jo schwieg kurz, dann grinste sie. »Du kannst es
noch.«
    »Was?«
    »Fremdwörter häufen!«
    »Ach, ich dachte auch, ich hätte mich gebessert.«
Reiber lachte, was ganz reizende Fältchen um seine Augen spielen ließ. Er sah
wirklich gut aus!
    »Musst du denn dann bei uns ermitteln?«, fragte Jo
plötzlich.
    »Womöglich, ich werde da unten mal um Amtshilfe
ersuchen.«
    »Ja prima, und da wirst du ein zweites Déjà-vu haben.«
Jo lachte laut auf.
    »Wie?«
    »Gerhard ist Hauptkommissar in der Region, Evi
arbeitet auch dort.«
    »Weinzirl hat auch sein geliebtes Allgäu

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