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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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ausgesehen? Er musste jetzt Ende vierzig sein, er war nicht übermäßig
groß, knappe eins achtzig, schätzte sie, markante Gesichtszüge, Falten, die ihn
nicht alt, sondern eher zum Charakterkopf machten. Er hatte wirklich was von
Clooney.

FÜNF
    Gerhard hatte Melanie geholfen, einen Bericht zu
schreiben. Sie war immer noch ziemlich durch den Wind. Aber Melanie hatte
selbst einen Hund, das wusste er. Nebst einem Pferd und einem Zwerghasen. Für
tiernarrische Mädels musste so was der Horror sein.
    Es war schon kurz vor sieben, er wollte gerade gehen,
als sein Handy zackig die »Vogelwiese« intonierte. Die Nummer auf dem Display
sagte ihm nichts.
    »Volker Reiber hier, hallo, Herr Weinzirl.«
    Es kostete Gerhard eine Art Schrecksekunde, bis er
reagieren konnte. »Herr Reiber, das ist eine Überraschung.«
    »Und wie Sie mich kennen, keine schöne.« Reiber
lachte.
    »Na, wir hatten ein paar Differenzen, aber ich freu
mich, von Ihnen zu hören. Immer noch in München, Reiber?«
    »Nein, ich bin in Berlin, und ich glaube, dass Sie
sich gleich nicht mehr freuen, Weinzirl. Ich habe hier eine Tote aus Ihrem
Wirkungskreis liegen.«
    Gerhard lauschte, Reiber fasste für ihn zusammen, und
Gerhard spürte, wie Unruhe in ihm aufstieg. Das war ja nicht zu glauben.
    »Und Sie sagen, die Dame heißt Leanora Pia
Pfaffenbichler?«, fragte Gerhard.
    »Jawohl, ihre Bilder zeichnet sie mit ›Lepipfa!‹.«
    »Und der Hof heißt ›Gut Sternthaler‹?«, fragte Gerhard
mit zunehmender Beunruhigung.
    »Ja, Weinzirl, Sie sind noch nicht so alt, dass ich
alles wiederholen müsste. Was ist los?«
    »Nun, ich wurde vorhin auf den Hof der Dame
Pfaffenbichler gerufen. Dort wurden sieben Hunde an extra dafür aufgestellten
Galgen aufgeknüpft. Scheußliche Sache. Ich nehme mal an, das war in der Nacht
von Mittwoch auf heute.«
    Es war kurz still. In Reibers Stimme lag Verwunderung.
»Gestern knüpft jemand ihre Hunde auf, und heute liegt sie tot in einer
Toilette in der Bayerischen Vertretung? Weinzirl, was ist das denn für ein
Scheiß?«
    Scheiß, er hatte Scheiß gesagt. Das wäre Reiber damals
im Allgäu in hundert Jahren nicht über die Lippen gekommen. Gerhard musste
grinsen. »Ein ziemlicher Scheiß, würde ich sagen, und kein Zufall. Zumal ich
annehme, dass jemand ihr Haus durchwühlt hat.«
    Es herrschte erneut eine kurze Stille am anderen Ende,
bis Reiber sagte: »Und hier wurden drei Bilder gestohlen. In der Zeit, in der
wir hier die Besucher der Vernissage befragt haben. Ergibt das einen Sinn?«
    »Jemand sucht etwas in ihrem Haus. Dann erhängt er
arme Kreaturen, dann ermordet er die Künstlerin und Tierschützerin, und zudem
klaut er Bilder. Reiber, das ergibt eben keinen Sinn. Wenn einer diese Bilder
haben wollte, warum knüpft er die Hunde auf?« Gerhard hatte das Gefühl, dass
sein Gehirn nicht richtig funktionierte. Das war ihm alles zu wirr.
    »Gut, der Mord an der Dame sollte uns womöglich
ablenken, aber Sie haben recht: Wieso die Hunde?«, fragte Reiber.
    »Sind die Bilder denn so wertvoll, dass sich dafür ein
Mord lohnt?«, fragte Gerhard.
    »Weinzirl, alter Fuchs, genau die Frage hab ich mir
auch gestellt. Nein, sind sie nicht.«
    »Gut, dann andersrum. Jemand hasst die Dame
Pfaffenbichler, hasst sie so, dass er sie da treffen wollte, wo es am meisten
wehtut. Er verletzt ihre Hunde, ja, er erhängt sie auf grausame Weise. Aber
warum ermordet er die Dame? Und so rum betrachtet, bleibt die Frage: Was hat er
im Haus gesucht, und wieso klaut er Bilder?«
    »Ablenkungsmanöver, Weinzirl? Kann es das sein?«
Reiber klang nicht überzeugt.
    »Hm, ja, womöglich.« Gerhard überlegte kurz. »Aber
eins macht immer noch keinen Sinn: Sie wusste doch wahrscheinlich gar nicht,
was zu Hause mit den Hunden passiert ist. Sie war doch längst schon in Berlin.«
    »Kann sie keiner angerufen haben?«, fragte Reiber.
    »Ihre Mitarbeiterin und Zweite Vorsitzende des Vereins
eher nicht, die liegt in Schongau im Krankenhaus und wurde von den Ärzten total
weggebeamt. Höchstens der Tierpfleger, das lässt sich klären«, meinte Gerhard.
    »Dann sind Sie mit im Boot, Weinzirl?«
    »Vorher war ich’s noch nicht, jetzt schon. Vorher
waren es tote Hunde, heute ist es ein Mensch. Kommen Sie runter in den wilden
Süden, Reiber?«, fragte Gerhard.
    »Ich denke, in den nächsten Tagen. Wir müssen hier mal
die Ergebnisse der Obduktion abwarten und sehen, ob die Spusi was hat. Ich
halte Sie auf dem Laufenden, Weinzirl. Wenn Sie da unten im

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