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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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orientalisch
aussah, wie man es nur konnte. Es war wirklich wie in einem TV -Krimi. Der grau melierte Deutsche und
der junge Türke. Schon wieder so was von politically correct, wo man dem
Fernsehkommissar den Quotenausländer zur Seite stellte. Aber das hier war
Realität.
    Jo lächelte ihm zu, er lächelte zurück aus Augen, die
so was von schwarz waren.
    »Soll ich schon mal mit der Fragerei anfangen?«,
fragte er Reiber. »Dieses Journalistenvolk wird langsam immer renitenter, zudem
haben wir hier Minister und Abgeordnete und auch einen Bürgermeister und
Tourismusdirektor in Personalunion von irgend so einem Hintertupfing-Dorf in
Bayern, der will die Bundeskanzlerin sprechen oder mindestens den
Außenminister.«
    »Keiner verlässt dieses Haus, bevor wir nicht jede
Aussage aufgenommen haben. Schließlich kann einer der Mörder sein. Du fragst
einen nach dem anderen, immer mit der Ruhe und ohne Prominentenbonus. Egal ob
Zitherklub, Trachtenverein oder Dorfoberhaupt.«
    Aha, das wusste er also auch alles schon. Er nickte
Akim zu und sagte dann: »Ich entführe Frau Dr. Kennerknecht mal in den
Nebenraum, sie kann mir sicher etwas über diese Delegation erzählen, oder?
Überhaupt, Oberbayern, was hat das mit dem Allgäu zu tun?«
    Während Jo Reiber in die Bierstube, in der die zweite
Charge der Bilder hing, folgte, gab sie ihm einen knappen Abriss von ihrem Weg.
Dass sie im Allgäu Haus und Job verloren hatte, dass sie kurzzeitig beim
Kaltenberger Ritterturnier die Pressearbeit gemacht hatte und nun eine
Festanstellung in den Ammergauer Alpen als PR -Frau
hatte.
    »So ganz ohne Allgäu und Hexenhäuschen, geht das
überhaupt?«, fragte Reiber.
    »Ja, auch die Oberbayern haben Berge. Die seh ich vom
Garten aus und vom Schlafzimmerfenster. Nur der Misthaufen des Nachbarn türmt
sich zwischen mir und der Bergsehnsucht. Das Haus ist uralt, ehrwürdiger als
das im Allgäu, und rüber ins Ostallgäu sind es ja nur wenige Kilometer. Ich
klebe sozusagen an der Grenze zum gelobten Allgäuer Land.« Jo grinste ihn an.
    »Na dann …« Reibers Blick schweifte umher, er zeigte
auf die Bilder. »Muss ich das verstehen?«
    »Keine Ahnung, die Laudatorin sprach vom gepeinigten
rumänischen Straßenhund, dessen Blick das Wehklagen der Kreatur auf eine solch
eindrückliche Weise zeige, dass Schauer des Entsetzens den Betrachter beuteln.«
Diesen Schmarren hatte sie sich doch wirklich wortgetreu merken können. Jo zog
die Stirn kraus.
    »Das haben Sie früher auch gemacht«, sagte Reiber.
    »Was?«
    »Die Stirn in Falten gelegt und die Nase gekräuselt.«
Reiber lachte.
    »Im Unterschied zu damals bleiben die Falten und gehen
nicht zurück. Waren wir nicht beim Du?« Jo grinste.
    »Ja, stimmt. Also – du bist doch das blühende Leben,
aber nun sag: Was war das für eine Veranstaltung?«
    »Nun, das weißt du ja schon. Wir sind zwanzig
Vertreter von Tourismusverbänden in Bayern, dann einige vom Vorstand des
Skiklubs Partenkirchen, die Huglfinger Trachtler und der Peißenberger
Zitherklub. Wir sind auf so einer typischen Einladungsreise hier,
Besichtigungsprogramm, Führung durch den Bundestag, launige Gespräche mit dem
Bundestagsabgeordneten über die Stellung im Tourismus.«
    »Und die Künstlerin?«, fragte Reiber. »War die Teil
der Delegation?«
    »Ja, ich habe sie auch erst auf der Herfahrt
kennengelernt. Ich kannte ihren Namen allerdings vom Hörensagen und aus der
Zeitung. Sie ist sozusagen eine multiple Persönlichkeit: Sie hat ein Atelier
mit Malschule, und dann ist sie noch Geschäftsführerin eines Hofes namens ›Gut
Sternthaler – für ein Leben ohne Furcht‹. So der komplette Name.«
    »Sternthaler, um was geht’s da? Managerschulung,
missbrauchte Kinder?«, fragte Reiber und runzelte nun auch die Stirn.
    »Tierschutz, Volker, Tierschutz! Das ist eine
Auffangstation für Hunde, die aus Spanien und dem Ostblock kommen.«
    »Ach so, sie malte im Dienst des Tierschutzes?«
    »Ja, gewissermaßen. Sie nutzte ihren Bekanntheitsgrad
aus, sie hat es anscheinend immer wieder geschafft, neue Foren zu finden, wo
sie Bilder zeigte und damit auf das Elend der Hunde aufmerksam machte.« Jo
zuckte mit den Schultern. »Wenn’s was hilft.«
    »Na, das müsste Ihnen, äh, dir doch gefallen, oder? Du
warst doch, wenn ich mich recht erinnere, Pippi Langstrumpfs legitime Erbin.«
    Jo musste lachen. »Bloß weil mein Kaninchen deine
Schuhe angefressen hat …«
    »… ja, und ein Kater seine Pfote in meinem Wasserglas
gebadet

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