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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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er hoffte
inständig auf einen Hinweis. Melanie lehnte, dem Schnee trotzend, am Wagen.
    »Melanie, ich grüße Sie!«
    »Chef, Sie haben was Gutes gegessen, Sie sind heute so
gut gelaunt!«, lachte Melanie.
    In dem »Heute« schwang ein »Im Gegensatz zu sonst«
mit. War er wirklich so leicht zu durchschauen? Und war er so ein Stinkstiefel?
»Danke der Nachfrage, Sie haben mich durchschaut.« Er würde jetzt mal den
Charmeur rauskehren. »Und?«
    »Na ja, die wollen natürlich durch, was wir verhindert
haben«, sagte Melanie.
    Das konnte sich Gerhard vorstellen. Melanie war – von
ihrem ausladenden Hinterteil mal abgesehen – eine Kleidergröße vierzig,
schätzte er. Aber gegen die Fernsehmaus in XXS wirkte sie wie ein Kaltblut neben einem Araber. Sie war einfach
haferflockengesund. Brotzeitgesund. Biergesund. Sie hatte Durchschlagskraft.
Momentan gab ihr die Schneehaube auf ihrer Mütze etwas Neckisches. Denn eins
musste man ihr lassen: Sie war wahrscheinlich die einzige Polizistin zwischen
Rostock und Berchtesgaden, der die dämliche Mütze stand. Sie hatte ein
Hutgesicht, bei ihr hätte auch eine Plastiktüte auf dem Kopf noch nett
ausgesehen.
    »Was wollen die dann noch hier?«
    »Die waren bei den Nachbarn, bei diesem Eicher und dem
Herz. Keine Ahnung, mit welchem Ergebnis.« Melanie zuckte mit den Schultern.
    »Na, das sehen wir dann ja heute Abend, denk ich«,
grinste Gerhard. »Zu dem Herz wollte ich auch gerade.«
    »Na dann, wir halten die Stellung, bis die Spusi raus
ist, dann fahren wir. Ist das okay?«, fragte Melanie.
    »Sicherlich, kurz vor achtzehn Uhr ein kurzes Meeting.
Geht das? Ich hoffe, wir haben dann auch Neuigkeiten aus Berlin. Bis dann.«
Gerhard hob die Hand kurz zum Gruß.
    Kein TV -Fuzzi
warf sich ihm in den Weg, wie das wahrscheinlich das Drehbuch in einem
Fernsehkrimi vorgesehen hätte, die Fernsehleute schauten seinem Bus nur etwas
bedröselt hinterher. Außerdem waren sie wahrscheinlich steif gefroren, und die XXS -Maus hatte morgen sicher
Blasenentzündung oder Schlimmeres.
    Herz wohnte am Rande von Hiebler, jenem Kaff, von
dessen Existenz Gerhard bis gestern nichts geahnt hatte. Er klopfte an der Tür,
von drinnen hörte er Gebrüll. »Es reicht jetzt, ich steh für Interviews nicht
mehr zur Verfügung.«
    »Polizei, Herr Herz, Sie müssten mir wohl doch kurz
zur Verfügung stehen.«
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf. Als sich da
augenscheinlich keine Kamera in den Türspalt schob, öffnete er ganz. »Kommens
rein.« Mit einer Handbewegung lenkte er Gerhard in eine Stube mit Kachelofen,
schlicht möbliert, aber mit Naturholzmöbeln, denen man die Handschrift eines
Schreiners ansah. Teure Sonderanfertigungen waren das. Auf dem Tisch lagen ein
englisches »National Geographic« und »Die Zeit«. Es war seltsam: Hier heraußen
waren diese Behausungen alle wie Überraschungseier: außen alte Bauernhäuser,
innen Architekturjuwele, die man in »Homes & Gardens« erwartet hätte.
    »Kaffee, Bier, Weißbier?«, fragte Herz.
    »Haben Sie ein leichtes?«
    Herz nickte und kam mit zwei Flaschen Kaufbeurer
Aktienbräu retour, ein leichtes Weißbier, das in der Lage war, einem ein echtes
Weizen zu ersetzen, wie Gerhard fand.
    Herz war ein schwerer Mann etwa Mitte sechzig, wie
Gerhard schätzte. Er erzählte ungefragt in knappen und präzisen Worten, dass er
seit vier Jahren im Ruhestand war, er war Anwalt gewesen, und nun frönte er
hier heraußen seinen beiden Hobbys: Dalmatiner zu züchten und Schottische
Hochlandrinder. Er pfiff leise, und auf der Stelle kam etwas schlankes
Geflecktes herein, das war wohl Chantal, die Dalmatinerin, gefolgt von einem
Mischlingshund, der so was von pfiffig unter seinen drahtigen Haaren über den
Augen hervorsah. Er hatte eine undefinierbare Farbe in Graubraunbeige, dazu
weiße Socken, eine weiße Schwanzspitze und je ein schwarzes und ein weißes Ohr.
    Gerhard lächelte Herz an. »Einer der kleinen
Bastarde?«
    Herz grinste zurück. »Ja, ein köstliches Farbenspiel
der Natur, unser Dagobert.«
    Gerhard wartete ein paar Sekunden. »Mir wurde
vermittelt, Sie wären nicht der größte Fan des Gutes und hätten Frau
Pfaffenbichler verklagt.«
    Herz lachte trocken auf. »Klar verklag ich die, wozu
war ich mal Anwalt! Aber nicht wegen der Hunde, ich hatte selten so reizende
Welpen. Ich bin der Einzige hier, der was tun kann. Aufgrund meiner Profession
und weil ich nicht in Ehrfurcht zusammenbreche, wenn hier ständig irgendwelche
Filmsternchen Show laufen. Die

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