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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Jagertee und häng
dann Hunde bei meiner liebsten Feindin auf?« Der Blick wurde noch eisiger. »Das
ist nicht mein Stil. Es hätte andere Felder gegeben, auf denen ich sie hätte
packen können. Ganz korrekt, streng gesetzestreu, ich kenn mein BGB noch. Sie sicher auch, Herr
Weinzirl.«
    Gerhard beschloss, darauf erst mal nicht einzugehen,
sondern fragte: »Aus der lustigen Stadlfestrunde, wer ist da denn mal länger
verschwunden?«
    Nun lachte Herz wieder seinen tiefen Bass. »Herr
Weinzirl, gehen Sie auf Stadlfeste? Stammen Sie vom Land? Wenn ja, dann wissen Sie
doch genau, wie das läuft. Es verlassen ständig Menschen diese Feste. Amouröse
Paare bilden sich für Minuten oder auch mal Stunden, die sich besser nicht
bilden sollten, weil so was fast immer rauskommt und meist in der direkten
Nachbarschaft bleibt. Kichernde Girlies kippen irgendwo einen Kleinen Feigling
nach dem anderen und kommen nach jeder Runde noch kichernder wieder. Die Jungs
im Mopedalter drehen zwischendurch mal ‘ne Runde, und deren liebste Freundin
ist eine namens Jacky. Mit Nachnamen Cola. Fragen Sie mich ernsthaft, ob ich
weiß, wer wann warum ein Fest verlassen hat?«
    »Ja, frage ich. Nehmen wir mal die Dorf-Mopedgang. Wer
gehört dazu, wer ist aggressiv, wer hat zusammen mit wem das Fest verlassen?«
Gerhard hatte ein ungutes Gefühl, ein sehr ungutes Gefühl. Seine Ahnungen
trogen ihn selten, es war jedes Mal das Gleiche. Eine leise Unruhe befiel ihn,
ein Kribbeln durchlief seinen Hinterkopf, er nahm Witterung auf, und im Laufe
seiner Karriere war aus diesen ersten Impulsen immer etwas erwachsen. Oft
Ekelhaftes und Grauenvolles. Herz war optisch ein bulliger Mann, aber einer mit
sehr feinen Sensoren, das war Gerhard klar, und Herz’ Reaktion war abzusehen
gewesen.
    »Sie denken an eine Art Haberfeldtreiben, eine
Ku-Klux-Klan-Aktion. Sie meinen, mit dem Alkoholmut haben sich ein paar Jungs
aufgemacht und diese Hunde aufgeknüpft?«
    »Ja, das ist vorstellbar. Weil Winternächte dunkler
sind, weil Jagertee besonders fatale Wirkungen hat, weil diese ganze
Vorweihnachtszeit einen irremacht. Auch weil Mittelmeer- und Osthunde nutzlose
Kreaturen sind in den Augen eines Nutztierhalters. Ja, Herr Herz, ich komm vom
Land, wo kleine Katzen erschlagen werden und Hofhunde geprügelt. Und ja, Herr
Herz, ich kenn die Generation Jacky und Feigling. Wo es sogar Pipi-Partys gibt,
wo man so lange nichts zahlt, bis der Erste zum Pissen muss. Eigentlich
pervers! Jugendliche auf den Dörfern leben in Nebenwelten. Sie lehnen sich
anders auf als Stadtkinder, aber sie lehnen sich auf, bis sie dann später doch
noch ein honoriges Mitglied von Blasmusik- und Schützenverein werden. Herr
Herz, Sie sind ein sensibler Mann. Wer waren die Local Heroes hinter der Wies?«
    Herz schwieg eine Weile, bis er sagte: »Seppi, der
Sohn vom Eicher, der es gehasst hat, dass sein Vater bei den Großkopferten
ausgeholfen hat. Ein Beni aus Fronreiten, bildhübscher Junge, Mädchenheld,
lernt Zimmerer. Und ein gewisser Luggi, der irgendwo auf einem Hof an der Wies
wohnt. Der ist auf jeden Fall achtzehn oder älter, er fährt einen schwarzen
Audi. Der hatte den Hof vor allem wegen des Verkehrs auf dem Kieker.«
    »Verkehr?«, fragte Gerhard.
    »Sehen Sie, Herr Weinzirl, die offizielle Zufahrt zu
›Gut Sternthaler‹ geht über Steingaden und Hiebler, aber so manches Navi spielt
da witzige geographische Streiche und lenkt die Leute Richtung Resle. Diese
Straße ist aber definitiv nur ein landwirtschaftlicher Wirtschaftsweg, zudem
verfranzen sich die Leute dann auch noch, bleiben mit ihren TT s und SLK s
irgendwo hängen. Der Luggi hat anfangs wohl mehrfach welche mit dem Traktor
rausgezogen. Aber nun hat er die Faxen allmählich dicke. Zumal da eben nicht
immer die Navis schuld sind, sondern einige Gutsbesucher eben oberschlau die
kürzere Strecke nehmen, rücksichtslos und gedankenlos! Der Luggi hat kürzlich
mal einem Z3-Fahrer eine aufgelegt. Das gab einen Mordsterz, aber da war Frau
Pfaffenbichler dann doch schlau genug, den Freund der Bayerischen Motoren Werke
milde zu stimmen.«
    »Die drei waren auf dem Fest?«, fragte Gerhard.
    Herz nickte.
    »Die drei waren mal weg?«
    Herz nickte wieder. »Ja, sie sind circa um zwölf raus
und waren kurz vor zwei wieder da.«
    »In welchem Zustand?«
    »So genau hab ich das auch nicht beobachtet. Der
Eicher-Bub hat nur in ungeheurer Geschwindigkeit drei Jacky an der Bar
weggepumpt.«
    Als Gerhard sich verabschiedete, hatte

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