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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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bemühte sich um einen freundlichen Ton. Keiner von ihnen
beiden ging näher auf das Wer-war-wo-an-Weihnachten ein.
    »Ja, Weinzirl, und nun passen Sie mal auf: Ich habe
zwei feine Neuigkeiten. Ich habe ein Phantombild vom Weihnachtsmann.«
    »Haben Sie zu viel Punsch erwischt, Reiber?«, fragte
Gerhard.
    »Nein.« Reiber lachte, berichtete von Otto und
schloss: »Aber das wird wohl unser Mann sein, unser mörderischer
Weihnachtsmann!«
    »Und nicht Sandra Angerer, das wollen Sie sagen,
oder?« Gerhard bemühte sich um Freundlichkeit.
    »Zumindest war sie es dann nicht selbst. Aber
vielleicht kannte sie den Weihnachtsmann. Aber, Weinzirl, ich hab noch mehr: Ich habe alte Unterlagen von ›Sternenhunde‹ aus den Niederlanden gemailt
bekommen, weil ich nämlich den Webmaster der damaligen Homepage aufgetan habe.
Frau Leanora Pia Pfaffenbichler war bei Silvi de Vries Kassenwart, sie war von
Anfang an dabei. Es gab außer dem Fall in München einige Übergaben, die
reibungslos verlaufen sind. Ich habe zudem eine Dame in Stuttgart, die aussagt,
dass es Frau Pfaffenbichler war, die damals den Hund abgeholt hat. Weinzirl,
verschließen Sie nicht mehr die Augen. Die künstlerische Tierschützerin war in
eine ganz große internationale Drogensauerei verwickelt!«
    Gerhard überlegte eine Weile. »Gut, Reiber, von mir
aus! Meine findigen Damen hier haben Unregelmäßigkeiten in ihren Finanzen
gefunden. Sie hat definitiv mehr Geld ausgegeben, als sie hatte. Das Geld muss
ja irgendwoher gekommen sein. Ich bin dabei, den Gedanken weiterzudenken. Aber
was wollen Sie jetzt tun? Frau Pfaffenbichler ist tot. Diese holländischen
Damen werden kaum mit uns plaudern. Also was?«
    »Deshalb, mein lieber Weinzirl, werden wir ausfliegen.
Morgen schon. Waren Sie schon mal in Rumänien, Weinzirl?«

VIERZEHN
    Rumänien? Gerhard überlegte und registrierte mit einer
gewissen Verwunderung, dass dieses Land immerhin zur EU gehörte. Damit endete sein Wissen dann auch; was er noch
im Kopf hatte, waren Geschichten über ein Land, gebeutelt von Ceauşescu, das
keine guten Straßen hat, wo Waisenkinder in elenden Heimen verwahrt sind,
Straßenhunde zu Handschuhen werden, Zigeuner sowieso klauen und Autoknacker-
und Diebesbanden ihr Unwesen treiben. Deshalb rief Gerhard auch: »Was um
Himmels willen soll ich in Rumänien? Da klauen die bloß mein Auto!«
    »Falsch, Weinzirl. Erstens klaut Ihren Bus nirgendwo
auf der Welt irgendwer, und zweitens sind die Diebe alle bei uns. Das ist die
Chance, Klischees abzubauen. Wir fliegen nämlich morgen Vormittag nach Bukarest.
Ich habe Ihnen einen Flug ab München gebucht, meiner geht ab Berlin. Wir kommen
fast gleichzeitig an. Lufthansa überdies, ich dachte mir, dass Sie der Karpat
Air vielleicht nicht trauen.« Reiber lachte kurz auf.
    Gerhard hatte eine Schrecksekunde, er musste das
Gehörte erst mal sacken lassen. »Reiber, hängen Sie so sehr an der Theorie,
dass Frau Pfaffenbichler sich mit rumänischen Kriminellen angelegt hat, dass
wir bis Rumänien reisen müssen?«
    »Ja, ich habe da, sagen wir mal semioffiziell, Kontakt
zu einem Kollegen, und der hat Interessantes zu berichten! Packen Sie ein paar
Sachen zusammen, Ihr Ticket kommt per E-Mail. Weinzirl, bis morgen!«
    Reiber, dieser sture Hund. Wenn der sich in eine Idee
verbissen hatte … Gerhard musste zugeben, dass er das bewunderte. Dann fliegen
wir mal spontan nach Rumänien. Tja, why not ? Es gelang ihm auch ohne
Evis Hilfe, sein Etix-Ticket auszudrucken. Da er momentan sozusagen sein
eigener Chef war, gab es auch niemanden, den er hätte fragen können. War das
nun eine Dienstreise? Er beschloss, sich bedeckt zu halten. Und rief Evi.
    »Evi-Maus, ich muss morgen mal weg. Du und Melanie,
ihr kümmert euch weiter um Herrn Angerer und diese Einrichtung für behinderte
Kinder, ja?«
    »Was heißt, du musst weg?«, fragte Evi und sah ihn
misstrauisch an.
    »Na weg. Im Sinne von weg. Was im Prinzip meint: Ich
bin dann mal weg.«
    »Du Vollgasdepp!«, rief Evi, und das war für ihre
sonst so dezente Art ein echter emotionaler Ausbruch und Ausfall. »Machst du
jetzt wieder einen deiner Geheimniskrämer-Alleingänge, die dazu führen, dass
wir dich fast in einer Feuersbrunst verlieren, du in einem Container ohne Luft
endest oder fast im Gips verreckst? Ich besuch dich definitiv in keinem
Krankenhaus mehr!«
    Evi, die gute Evi. Sie machte sich echt Sorgen. Und wie
das klang! Gut, ihm waren bei den letzten Fällen kleinere Unfälle zugestoßen.
Na ja,

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