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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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das
Bewusstsein.« Er lachte leise auf. »Bei den Herren handelt es sich um Gheorghe
Mutu, einen steinreichen Magnaten, der bei allen großen Investitionen die
Finger im Spiel hat. Zudem spielt er sich als Kulturfreund auf und unterhält
eine Galerie auf der Calea Victoriei in Bestlage. Er lobt Stipendien für junge
rumänische Literatur aus. Der andere ist Constantin Nagy. Er ist
ungarischstämmiger Kulturjournalist, der in diversen Zeitungen schreibt, im
Radio eine Talkshow hat, der bei Gesprächsrunden im Fernsehen immer geladen
ist. Die beiden verkaufen ganz offiziell ins Ausland, sie fördern rumänische
Künstler, helfen ihnen, im Ausland Fuß zu fassen, stellen Kontakte zu
Galeristen und Literaturhäusern her.«
    »Und inoffiziell?«, fragte Reiber.
    »Inoffiziell verkaufen sie Drogen. Hoffnungsvolle
Künstler fungieren als Drogenboten. Touristen und eben auch diese
Tierschützer.«
    »Und das wissen Sie? Haben Sie Beweise?«, wollte
Gerhard nun wissen.
    »Ich will Sie jetzt nicht mit endlosen Vorgeschichten langweilen, wir haben die beiden seit Jahren im Auge, und einmal konnten wir in
Zusammenarbeit mit Europol so einen Transport stellen. Drogen waren in einer
Hundetransportbox im doppelten Boden versteckt.«
    »Und das wurde in München entdeckt, nicht wahr?«,
unterbrach Reiber ihn, er wirkte angespannt.
    »Ja, eine sogenannte Flugpatin hatte den Hund dabei
und sollte ihn in München an eine Tierschutzorganisation übergeben.«
    »Ja, und da schließt sich der Kreis.« Reiber sah
Gerhard triumphierend an. »Das ist der Fall, den ich damals in den Fingern
hatte. Die Frau, eine Roswitha Maurer, schwor bei Gott und allen Heiligen, dass
sie davon nichts gewusst hatte. Sie wurde am Ende auch freigesprochen. Die
Organisation, mit der die Flugpatin via Internet Kontakt gehabt hatte, saß in
Holland. Die Vorsitzende war eine Silvi de Vries von der Organisation
›Sternenhunde‹, die …«
    »… die Vorgängerin von Rina van Menne ist«, ergänzte
    Răzvan. »Diese Silvi de Vries wusste aber auch von nichts, die Beweislage war
zu dürftig. Die Hundetransportbox war zu lange unbeaufsichtigt, und der Anwalt
von de Vries hatte damals so argumentiert, dass ein Loader am Flughafen der
Schmuggler sei. Wir konnten nichts beweisen, bis heute sammeln wir, und dann
hoffen wir auf den großen Schlag. Oder lassen Sie es mich anders formulieren: Ich sammle Material zusammen mit einem Kollegen, denn seit der De-Vries-Sache
wurde mir aus höchsten Polizeikreisen vermittelt, ich solle mich raushalten.
Ich nehme stark an, Gheorghe Mutu hat interveniert. Er hat in diesem Land
überall die Finger im Spiel.«
    Sie schwiegen eine Weile, eine zweite Runde Bier wurde
aufgetragen, das schummrige Licht im »Caru« war einlullend, die Welt war so
weit draußen.
    »Und diese Frau de Vries hat sich dann
zurückgezogen?«, fragte Gerhard.
    »Ja, angeblich, weil sie dieser Verdacht so aus der
Bahn geworfen hätte. Weil sie enttäuscht war von der Welt, sie, die doch nur
Gutes tat.« Răzvan förderte ein paar holländische Zeitungsausschnitte zutage.
»Es gab einiges an Presse, Frau de Vries gehört in den Niederlanden zum
Geldadel, ist bekannt mit dem Königshaus und allem, was Rang, Namen und
Einfluss hat. Es war eine gewaltige Show, sie ist eine perfekte Schauspielerin.
Aber ich bin mir sicher, dass Gheorghe Mutu und Constantin Nagy sie aus dem
Verkehr gezogen haben. Sie ließen Gras über die Sache wachsen, und nun geht’s
wieder los.«
    Gerhard nahm einen Schluck von dem süffigen Bier. »Und
unsere Frau Leanora Pia Pfaffenbichler war ja schon in der Ära de Vries mit im
Tierschutzboot, hat sich dann aber von ›Sternenhunde‹ getrennt und ihre eigene
Organisation ›Gut Sternthaler‹ gegründet.«
    »Ja, ein geschickter Schachzug, wenn Sie mich fragen.
Sie gab unüberbrückbare Differenzen an, andere Tierschutzziele. Sie wollte sich
angeblich ganz auf die Arbeit in Deutschland konzentrieren. Ich denke aber, sie
hatte damals auch schon Dreck am Stecken und hat sich so dezent aus der Affäre
gezogen«, sagte Răzvan.
    Reiber verzog den Mund. »Und in dieser Tierschutzszene
ist es völlig normal, dass sich der Polarhunderettungsverein in drei
Untergruppierungen aufspaltet, dass aus Windhundeschutz die Nothilfe armer
Windhunde hervorgeht, dass die einen nur Siamkatzen in Not retten und keine
Maine Coon aufnehmen. Diese Tierschützer sind Rassisten, unflexibel und
verbohrt!«
    »Ja, und das wohl wissend, gibt es nun

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