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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Sie hatte schon
mehrmals als Flugpatin fungiert. Sie hatte mir das damals ans Herz gelegt. Bei
ihr gab es auch nie ein Problem. Und sie wurde zweimal in München von einer
Frau Pfaffenbichler erwartet.«
    Ja! Er hatte gespürt, dass da etwas im Verborgenen
lag. »Frau Maurer, erst einmal: danke. Vielen Dank. Frau Maurer, Sie sind eine
Frau mit Gefühl und Anstand. Ich weiß, das ist jetzt schwer für Sie: Aber
könnten Sie mir sagen, wo ich Brigitte finden kann? Ihre Freundin Brigitte, die
doch sicher einen Nachnamen hat.«
    »Aber ich kann doch nicht so einfach eine Adresse, ich
meine …«
    »Frau Maurer, ich verstehe Sie da zu gut. Aber wir
ermitteln in einem Mordfall, und wir stecken fest. Wenn mir jemand zweifelsfrei
bestätigt, dass Frau Pfaffenbichler die Abholerin war, dann würde das für mich
einen Quantensprung bedeuten.« Reiber legte alles an Schmelz in seine Stimme.
    »Die Brigitte ist auch gar nicht mehr in Ebersberg«,
sagte Roswitha Maurer nach einer Weile.
    »Aber Sie wissen, wo sie lebt?«
    »Ja, in Stuttgart.«
    Brigitte aus Stuttgart, ja das war eine prägnante
Aussage. Reiber mahnte sich zur Geduld. »Und wie heißt Ihre Freundin nun? Ich
verspreche Ihnen, dass ihr dadurch kein Nachteil entsteht.«
    »Brigitte Gruber. Ihr Mann heißt Erich.« Roswitha
Maurer stöhnte auf. »Gott, jetzt hab ich Ihnen das gesagt.«
    »Und das war goldrichtig, goldrichtig! Vielen Dank!«
Reiber legte Pathos in seine Stimme, und als er das Gespräch beendete, standen
ein paar winzige Schweißperlen auf seiner Stirn. Jetzt musste etwas
weitergehen.
    Brigitte Gruber war leicht zu finden, und sie erwies
sich als weniger zickig als erwartet. »Die gute Rosi, immer ängstlich, und dann
passiert ihr so was. Unglaublich!«
    »Frau Gruber, Sie haben auch Hunde mitgenommen. Gab es
da Komplikationen?«
    »Nein, ich habe mich dreimal angeboten. Die Tiere
wurden mir in München abgenommen. Händedruck, das war’s!«
    »Und die Dame, die die Tiere in Empfang genommen hat?«
    »Hieß Lea oder so ähnlich. Pfaffenbichler in jedem
Fall. Nicht unnett, die Dame. Sie hat mir jedes Mal eine selbst gemalte
Postkarte übergeben, Künstlerin, die Guteste. Na ja, nicht so sehr mein
Geschmack, aber bitte!«
    »Haben Sie jemals etwas Merkwürdiges erlebt?«, fragte
Reiber.
    »Drogen wie bei der armen Rosi?« Sie lachte. »Nein.«
Dann sagte sie weit ernster: »Nein, das war schon sehr tragisch für Rosi. Wo
sie doch vom Typ her eh jemand ist, der unentwegt darüber nachgrübelt, was die
Leute wohl über sie denken. Sie hat den Vorfall nur schwer verwunden, das sag
ich Ihnen! Ich hingegen habe diese Boxen übergeben, und das war’s. Und glauben
Sie mir: Ich habe tausendmal überlegt, ob ich wohl auch Drogenkurier war. Da
läuft’s einem doch eiskalt den Rücken hinunter.«
    »Gar nichts Auffälliges, Frau Gruber? Überlegen Sie!«,
insistierte Reiber.
    »Nein, oder halt, warten Sie mal. Beim zweiten Mal
habe ich Frau Pfaffenbichler vor dem Flughafen noch gesehen. In der Parkzone
hat sie den Hund in eine andere Box gesetzt und die, mit der der Hund gekommen
war, jemandem gegeben.«
    »Jemandem?«
    »Ja, nun – sie reichte die Box in eine geöffnete
Autotür. Das Auto hatte hinter ihr geparkt. Ich habe ihr noch zugewinkt, aber
sie hatte es eilig. Ja meinen Sie, meinen Sie …«
    Sie brach ab, und Reiber wusste, dass sie sich nun den
restlichen Abend wilde Geschichten zusammenspinnen und mit Sicherheit ihre
Freundin Rosi anrufen würde. Er dankte auch dieser Dame überschwänglich, und
als er aufgelegt hatte, waren da noch ein paar Tröpfchen Schweiß dazugekommen.
Es ging los!
    Die nächsten Stunden war er höchst aktiv. Er
telefonierte mit den Niederlanden, er führte Gespräche mit Rumänien. Sehr
aufschlussreiche Gespräche, wie er fand. Als er dann erneut zum Telefon griff
und eine deutsche Nummer wählte, waren einige Stunden vergangen. Er dankte noch
kurz Gott und allen Heiligen, dass er all diese Menschen in der staden Zeit,
wie die das in Bayern nannten, überhaupt erreicht hatte. Aber es war ihm so
vorgekommen, als wären die eher froh gewesen über die Ablenkung. Zu viel
Romantik, Süßkram und Kerzenschein tat den Menschen nicht gut.
    Gerhard ging schnell ans Handy. Reibers Nummer, na
dann. Der Mann würde wohl noch eine Weile durch sein Leben und seine Gedanken
spuken.
    »Hallo, Weinzirl. Ich hoffe, Sie haben die
Plätzchenorgie gut überstanden?«
    »Danke der Nachfrage. Und Sie, auch schon wieder im
Dienst?« Gerhard

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