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Hundsleben

Hundsleben

Titel: Hundsleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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sagte
er.
    Reiber fiel ein: »Und die Menschen – so gastfreundlich
und warmherzig. An unserem Tisch saß ein reizender Mann.« Er wandte sich an
Gerhard. »Wie unhöflich, wir haben gar nicht gefragt, wie er heißt.« Dann
wieder zu Constantin: »Er hat uns einige schöne Tipps für unseren Aufenthalt
gegeben. Wirklich sehr nett, die Leute hier. Sie ja auch, vielen Dank für den
Schnaps. Der nächste geht auf uns. Mihnea, würden Sie?«
    Sie tranken eine dritte Runde, und plötzlich
verabschiedete sich Constantin. »Ich muss dann mal wieder zu meinen Freunden.
Schönen Aufenthalt Ihnen beiden.«
    Reiber hob die Hand zu einer Art Winken. »Danke
nochmals«, hörte Gerhard sich sagen. Mihnea war wie abgeschaltet, als hätte
jemand den Stecker herausgezogen. Sie bezahlten und verließen die Scheune,
nicht ohne Constantin Nagy noch zuzuwinken. Sie gingen schweigend durch die
Strad Doamnei. Erst als sie auf der Hauptstraße waren, ließ Mihnea hören: »Ich
war dem Tode nahe.«
    »Wir auch«, sagte Reiber.
    Gerhard sah ihn an. Da brannte ein Feuer in seinen
Augen, das er nicht kannte. Er musste es zugeben: Er bewunderte Reiber in dem
Moment, und er verstand Jo. Verdammt!
    Als sie im Hotel angekommen waren, den Gang
entlangliefen, bedurfte es nur eines kurzen Nickens. Gerhard kam mit in Reibers
Zimmer, sank in einen Sessel, und dann entlud sich die Anspannung in einem
»Wow«.
    Reiber stand ans Fensterbrett gelehnt da und atmete
einmal tief durch. »Das war knapp.«
    »Ab wann haben Sie es gewusst?«, fragte Gerhard.
    »Als er an den Tisch kam. Und Sie?«
    »Als ich seinen Blick sah.«
    Reiber nieste herzhaft und öffnete ein Mineralwasser.
»Verdünnungseffekt! Scheiße, ich vertrag doch keinen Alkohol. Allergie. Der Tag
heute war alkoholtechnisch der Super- GAU für mich.«
    Gerhard lächelte. »Sie haben brillant reagiert. Hat er
uns das abgenommen?«
    »Ich denke, schon.«
    Reiber warf Gerhard ein Bier zu. »Sie können das
vertragen. Aber warum hat Răzvan uns da dermaßen präsentiert, so vorgeführt?«
    »Genau das fragen wir ihn morgen!«, rief Gerhard.
    Reiber trank die kleine Flasche Wasser in einem Zug
aus. Gerhard tat das Gleiche mit dem Null-Komma-drei-Liter-Warsteiner.
Warsteiner, so weit war es mit ihm gekommen. Das war diese globale Welt,
weltweit musste man Warsteiner trinken. Oder gar Löwenbräu, »Lätschenbräu«, die
Rache Münchens an der Biertrinkerwelt.
    Sie schwiegen, tranken noch je ein Wasser und ein
Zwergenbier. Dann öffnete Reiber zwei Flaschen Warsteiner, und die Flaschen
rumpelten zusammen. »Wir waren nicht schlecht.«
    » Sie waren nicht schlecht«, sagte Gerhard. »Das
wäre mir so spontan nicht eingefallen.«
    »Oh, die Antwort mit dem Diplomsportlehrer war aber
auch nicht ohne.« Die Flaschen rumpelten wieder zusammen. Vom Gang hörte man
gedämpft Stimmen, von weit her hupte ein Auto, das das gleichmäßige einlullende
Rauschen des Verkehrs durchbrach.
    Reiber nieste wieder, öffnete aber erneut zwei Bier
und sah Gerhard an. »Stört es Sie wirklich? Ich meine, pfusche ich da in etwas
hinein, das nicht ausgestanden ist?«
    Gerhard kräuselte die Lippen, legte die Stirn in
Falten. Die Frage hatte im Raum gestanden, war überfällig. Eigentlich hätte er Reiber fragen müssen, was da mit Jo lief. Aber nun fragte Reiber. Gerhard
überlegte. All die Jahre, all diese vielen Jahre hatte Jo ihn begleitet. Und er
sie. Und wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war: Er hatte sie nie geliebt,
wirklich geliebt. Er hatte sie begehrt, gewollt, verachtet, verspottet, sie
hatte ihn aufs Blut gereizt, sie war zu schnell, zu laut, zu emotional – für
ihn. Sie war einfach ein wunderbarer Mensch, den er in seinem Leben nicht
missen wollte. Aber er war für Jo als Lover, als Partner, als Lebenspartner
denkbar ungeeignet. Dennoch hatte ihn diese Idee nie losgelassen. Weil sie ihn
stets davor bewahrt hatte, sich auf eine andere Frau einlassen zu müssen. Seine
Beziehung zu Kassandra war daran gescheitert – und die hatte er geliebt. Das
wurde ihm hier schlagartig und schmerzhaft bewusst. Er sollte vielleicht mal
aufhören, sich selbst und Jo im Weg zu stehen. Reiber war ein Typ voller
Energie und Tiefe, er schien ein Rezept zu haben, Jo zu bändigen.
    »Nein, es stört nicht. Du hast gewonnen, und das passt
so.« Das war sportlich formuliert, männlich.
    Reiber lächelte. »Das mit dem Du wollte ich auch
vorschlagen.« Er gab Gerhard die Hand, ein kräftiger Händedruck war das, und
Gerhard stellte fest,

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