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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Komplize fehlte uns.«
    »Und wie wusstest du von mir?«, will ich wissen.
    »Reto Müller mi doveva fare un Favore, er war mir noch einen Gefallen schuldig«, erklärt Morandi mit gespielter Zerknirschtheit. »Er hat mir erzählt, dass Fritschi einen schrägen Vogel für die Vernissage brauchte. Also wollte ich dich kennen lernen. Du solltest mein Schlüssel, la chiave zu Fritschi sein. Doch nach dem Diebstahl war der Hund wie vom Erdboden verschwunden, du warst geflohen. Fritschi, der Saubermann, gab sich keine Blöße.«
    »Arbeitest du auch für die Zeitung?«, frage ich Marco.
    »Scusa, Claudio. Du musst entschuldigen«, Morandi hüstelt verlegen, »dass ich mich nie richtig vorgestellt hatte.« Er zieht einen Polizeiausweis heraus. »Aber ich wusste lange nicht, auf welcher Seite du stehst.«

    Gemeinsam fahren wir hinauf nach Soglio. Der Japaner steht immer noch vor dem Palazzo Salis und bewacht zusammen mit dem Hund den wimmernden Rico.
    Ich gebe ihm ein weiteres Mal seinen Scooter zurück. Kubashi übergibt mir den Briefumschlag mit den 8.000 Franken. »Danke, Mettler.«
    Dann begibt er sich mit dem Hund auf einen Abendspaziergang durch die Gassen von Soglio.
    »Kann mich jemand nach Hause fahren? Ich bin müde.«
    Lena nimmt mich in ihrem Mini Cooper mit durch die Nacht. Sie erzählt von der wunderbaren Story mit den exklusiven Bildern, trotz ihres Fahrstils nicke ich immer wieder ein. Gegen ein Uhr halten wir vor dem Haus.

    Eine verschlafene Mona öffnet mir. »Claudio, bist du schon zurück?«
    Sie kocht Tee. »Hast du deine Probleme gelöst?«
    Wortlos lege ich Kubashis 8.000 auf den Tisch.
    »Übrigens«, Mona legt eine Zeitung neben die dampfenden Tassen. »Schau mal dieses Inserat hier an, dieser Job bei der Post wäre doch etwas für dich!«
    Es hat sich absolut nichts verändert.

Teil 2
Von Kühen
Val Pers – verlorenes Tal

1.
    »Hey, Mettler, was treibst du da unter dem Tisch?«
    Schnell rolle ich mein Hosenbein herunter und richte mich auf.
    Vor mir das unverschämte Grinsen von Gian Meili, mit dem ich seit ein paar Tagen bei der Post zusammenarbeiten muss.
    »Halt die Klappe, Gian!«
    »Du machst da unten doch nicht etwas Unanständiges?«
    Verlegen und wütend zugleich wende ich mich ab.
    »Hey, Alter, das ist doch kein Problem! Alle tun es, privat habe ich auch nichts dagegen. Aber hier bei der Post ist das schon etwas anderes!« Meili wirft mir ein Paket zu.
    Schnell bücke ich mich, das Paket fliegt vorbei und knallt gegen die Wand. Es scheppert verdächtig, als ich es aufhebe. Alles geht schief in meinem Leben, nichts klappt richtig, und nun sitze ich auch noch bei der Post fest, unfähig, etwas Besseres mit mir und meiner Zeit anzufangen.
    »Können wir jetzt endlich weitermachen?« Meili zeigt auf die vollen Postsäcke. »Oder willst du die etwa selber austragen?«
    »Halt endlich deine Klappe!«, brülle ich.
    Es ist, als würden alle Deiche, die ich mühsam gegen das Wasser aufgerichtet hatte, unter der Last einer Sturmflut einbrechen, es hat alles keinen Sinn mehr, ich kann mich einfach nicht beherrschen, mich hat bereits ein neuer Schub gepackt, ich bücke mich wieder unter den Tisch.
    »Mettler, hör mal, jetzt wird’s aber krankhaft, ja?« Meilis sommersprossiges Gesicht, umrahmt von den roten Haaren, erscheint mir gegenüber unter der Tischplatte. »Wir sind zum Arbeiten hier, capito?«
    Doch ich habe bereits mein Hosenbein aufgekrempelt und kratze mich wie irr am Schienbein.
    »Das ist ja …!« Meili verstummt angesichts meines blutenden Hautausschlages.
    »Es ist weder gefährlich noch ansteckend, du kannst den Mund wieder zuklappen!«

    Das war am Morgen. Meili hatte sich lauthals beschwert, er erklärte unserem Vorgesetzten Franco Raselli, dass er Angst habe, sich anzustecken. Ich wurde bis zum Arztbesuch freigestellt. Nun sitze ich im Wartezimmer von Dr. Kratschmer in St. Moritz. ›Haut- und Geschlechtskrankheiten‹ steht auf einem großen Schild neben dem Eingang. Verstohlen mustere ich die Anwesenden und versuche herauszufinden, wer wohl wegen Haut- und wer wegen Geschlechtskrankheiten hier ist. Meine Beine jucken wie verrückt, möglichst unauffällig reibe ich sie an der Stuhlbeinkante, um mir ein wenig Linderung zu verschaffen.
    Angefangen hat es im letzten Herbst. Ein leichtes Jucken an den Beinen, manchmal rieb ich daran, manchmal nicht. Alles war unter Kontrolle. Später, als es schlimmer wurde, definierte ich sogenannte Kratzzonen, Räume eben, an

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