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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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Leserbefriedigung dominierten pseudowissenschaftliche Artikel, da selten eine Kontrolle der Ergebnisse stattfinde: „Eine wissenschaftskritische Berichterstattung gibt es im deutschen Sprachraum kaum.“
    Stattdessen übernehmen viele Medien der Einfachheit halber aufmerksamkeitsstarke Meldungen über Forschungsergebnisse ohne Überprüfung der Hintergründe, der Datenbasis und der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit. Professor Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg präsentierte auf einem Kongress des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, wie gehaltlos die Versprechungen derartiger Meldungen zum Einfluss bestimmter Lebensmittel auf Gesundheit und Lebenserwartung sind: Weder Diäten mitniedrigem Fettanteil oder Folsäure und B-Vitamine noch moderater Alkoholkonsum konnten die versprochenen Wirkungen zur Krebsvorbeugung oder zur Senkung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen halten – genauso wenig wie Kalzium und Vitamin-D-Konsum oder Omega-3-Fettsäuren und Fisch.
    Auch die Fachmedien für Ärzte tragen ihren Teil zur Meinungsmache bei, wie folgendes Beispiel verdeutlicht: Im August 2008 betitelte die „Ärztliche Praxis“ einen Studienbericht mit der Aussage „Omega-3-Fettsäuren schützen vor Demenz“. Bei Personen, die mindestens dreimal pro Woche fettreichen Fisch verzehrten, lag die Rate stummer Hirninfarkte um ein Viertel niedriger als bei Fischverweigerern. Die Nachricht an die Doktoren ist klar: Lachs, Makrele & Co. seien generell gesund. Das stimmt aber leider nicht ganz. Warum, erfährt der lesende Arzt jedoch nicht in der „Ärztlichen Praxis“, sondern erst, wenn er auch den entsprechenden Studienbericht in der „Ärzte-Zeitung“ kennt: „Ähnliche viele stumme Hirninfarkte wie Fischabstinenzler hatten auch solche Teilnehmer, die ihren Fisch gebraten oder gegrillt bevorzugten.“ Also leistet gemäß dieser Studie wenn überhaupt roh verzehrter Fettfisch einen potenziellen Beitrag zum Hirnschutz – und nicht die stark erhitzten Varianten? Für Ihre Gesundheit als komplexes Ergebnis aus Genen, Lebensstil und Umweltbedingungen ist dieser eine Faktor Fisch wie alle isolierten Einzelparameter der Ernährung schlicht und einfach egal.

1, 2, 3 – knapp an der Wahrheit vorbei
    Als Digestif dieses Kapitels folgt noch ein ausgewähltes Beispiel gelenkter „Drei-Stufen-Kommunikation“ , das zeigt, wie unreflektiert bewusst platzierte Aussagen oftmals von derMedienmaschinerie übernommen werden. Stufe 1: Ein Gesundheitsportal gibt beim namhaften GfK-Marktforschungsinstitut eine Befragung in Auftrag. Aufgrund der Ergebnisse trägt die dazugehörige Pressemeldung des Gesundheitsportals die Schlagzeile „Mann isst ungesund – jeder Dritte verzehrt häufig Fast Food“. Die ungesunde Ernährung liege möglicherweise auch an der fehlenden Fähigkeit zur Eigenversorgung, da „vier von zehn Männern sagen, sie könnten überhaupt nicht kochen“. Solche Ergebnisse sind ein gefundenes Fressen für manche Medien, um unser schlechtes Ernährungsgewissen „Wir essen ja so ungesund“ zu füttern. So folgt Stufe 2 und die größte deutsche Nachrichtenagentur macht aus diesem Pressetext beispielsweise eine eigene Meldung und nennt die GfK als Quelle. Die oben genannten Daten werden übernommen, aber der Titel lautet jetzt: „Männer mögen Döner, Pommes, Hamburger.“ Stufe 3: Genau diese Meldung findet sich dann in den Medien wieder, beispielsweise in einer großen süddeutschen Zeitung. So weit, so gut, aber warum lesen Sie das hier?
    Schauen Sie sich die Angaben bitte noch einmal näher an, dann werden Sie Folgendes feststellen: Auf mehr als zwei Drittel der Männer trifft es nicht zu, dass sie mehrmals pro Woche Fast Food essen. Und sechs von zehn Männern können kochen (30 Prozent gaben sogar an, dass sie sehr gerne kochen). Der Pressetext sollte also eigentlich eine ganz andere Nachricht transportieren: Männer ernähren sich gesund, denn sechs von zehn Männern essen nicht mehrmals pro Woche Fast Food und können kochen . Nur wurde hier die Minderheit zur Schlagzeile gemacht, weil es in den konstruierten Grundtenor unserer Gesellschaft passt: „Wir ernähren uns ja so ungesund.“ So steigen die Chancen auf Abdruck in den Medien. Warum bemerken die Nachrichtenagenturen und Medien diese Datenverzerrung nicht? Oder wollen sie es nicht merken? Vielleicht, weil es zuverlockend ist, Meldungen „seriöser Absender“ ohne tiefer gehende Überprüfung zu

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