HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
aufzuhalten – vielleicht lesen wir dann schon bald von einer „überraschenden Wirkung des Rauchens auf die Gesundheit“ …
Und siehe da – zwei Studien aus dem ersten Halbjahr 2009 passen bereits gut ins Schema: Amerikanische Forscher der Cornell University wiesen bei Rauchern erhöhte Konzentrationen eines Eiweißstoffs nach, der den Abbau von Speicherfetten ankurbelt („Rauchen hält schlank?“). Und Wissenschaftler der Universität Utrecht wollen entdeckt haben, dass Rauchen vor Allergien schützt. Nachschub lieferte Anfang 2010 das medizinische Fachblatt Neurology: Je länger jemand raucht, desto seltener erkrankt er an Parkinson. Ein weiterer Schritt zur oben skizzierten „Studien-Science-Fiction“ wurde bereits im Juli 2008 gemacht. Ein Münchner Toxikologe, dessen Institut seit Jahren von der Tabakindustrie unterstützt wird, behauptete, dass für Gäste in Gastronomiebetrieben „kein erhöhtes Risiko für die hauptsächlich mit dem Passivrauchen in Zusammenhang gebrachten Erkrankungen“ zu erwarten sei. Ob Passivrauchen vielleicht sogar gesund ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Am Rande erwähnt: In Dänemark ist Lungenkrebs als Folge von Passivrauchen bereits seit 2005 als Berufskrankheit anerkannt.
Übrigens: Tabak tötet jährlich 650.000 Menschen in der EU, davon schätzungsweise 80.000 Passivraucher. Der zunehmende Tabakkonsum ist für Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation WHO auch der Grund dafür, dass Krebs bis 2010 die weltweit häufigste Todesursache sein wird. Rauchen ist also bekanntlich ungesund, und auch die europäischen Politiker tuneiniges, um die Menschen davon abzuhalten: eindringliche Warnungen samt fiesen Fotos auf den Schachteln, stetig steigende Steuern, Werbeverbote und Antiraucherkampagnen, die viel Geld kosten. Aber wussten Sie, dass die EU gleichzeitig den Tabakanbau subventioniert? Aus den Mitteln des Agrarhaushalts fließt jährlich eine Milliarde Euro an die europäischen Tabakbauern . Doch damit soll bald Schluss sein: Ab 2013 dreht die EU den Geldhahn endgültig zu, der Tabak billiger macht, wovon die Zigarettenindustrie profitiert.
Den Tabakpflanzern wird derweil bereits eine Anbaualternative schmackhaft gemacht, die einen vergleichbar hohen Marktwert wie Tabak bringt: die Süßpflanze Stevia . Die natürliche Alternative zum künstlichen Süßstoff ist bis zu 300-mal süßer als Zucker, und das bei null Kalorien. In Japan, Südamerika und Neuseeland ist Stevia bereits zugelassen, in der EU steht die Zulassung für Mitte 2010 auf der Agenda. Also wundern Sie sich bitte nicht, wenn Sie schon bald viele vielversprechende Steviaberichte lesen, beispielsweise zur neuen „Supersüße aus der Natur, die schlank hält“. Selbstverständlich alles wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Die PR-Maschinerie rollt an, sobald die Tabakbauern „umgestellt“ werden, um Stevia auch den Verbrauchern schmackhaft zu machen. Es soll ja schließlich gekauft und akzeptiert werden. Denken Sie bitte an diese Zeilen, wenn Sie in den Medien auf die „kalorienfreie Zuckeralternative aus der Natur“ treffen, und bilden sich Ihr persönliches, kritisches Urteil zur Steviastory – auch im Hinblick auf die Lightergebnisse aus Purdue, die dann vielleicht derart lauten:
Die Daten zeigen, dass der Verzehr von Speisen, die natürliche Süßstoffe enthalten, zu erhöhtem Gewicht und Fettsucht führen kann, weil sie grundlegende physiologische Prozesse stören.
1 Eine kurze Frage zum kritischen Hinterfragen: Was halten Sie davon, wenn italienische Mediziner nach Analyse von zwölf Studien zu dem Ergebnis kommen, dass die Basis der Mittelmeerküche ein relativ langes Leben garantiert, selbst wenn jemand an einer chronischen Krankheit leidet? Macht uns Nordlichtern der „gesundheitliche Zusatznutzen“ die Mittelmeerküche schmackhafter? Vielleicht liegt das „mediterrane Gesundheitsgeheimnis“ ja nicht in der Küche, sondern auf dem Sofa: Drei Viertel der Griechen und mehr als die Hälfte der Italiener treiben „niemals“ Sport (Eurobarometer, April 2010).
Vertrauen Sie ihrer Kulinarischen Körperintelligenz
„ Wenn eine Idee anfangs nicht absurd klingt,
besteht keine Hoffnung für sie!“
Albert Einstein, Physiker
U m eines vorwegzunehmen: Die folgenden „Ideen“ sind natürlich keineswegs absurd. Jedoch mögen sie aufgrund der wachsenden Distanz zu unserem körpereigenen Ernährungssystem und wegen des heutzutage geltenden „Wissens“ auf den
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