HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
brauchbaren Angaben erhalten, die eine langfristige Bewertung der Schlankheitskur ermöglichen, so wundern Sie sich nicht: Bis jetzt ist keine derartige Diät bekannt, die einen dauerhaften Erfolg garantiert. „Die allermeisten Diäten wurden zum Abnehmen entwickelt, zum Gewichthalten sind sie mehr oder weniger untauglich“, erläutert Dr. Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie der Universität Göttingen. Das sieht auch Professor Volker Schusdziarra von der Universität München so: „Diäten eignen sich nicht, um langfristig Gewicht zu verlieren.“
„Denn abnehmen kann jeder, das verminderte Gewicht auch zu halten, schaffen aber nur fünf Prozent“, erklärt Dr. Susanne Wiesner, Leiterin des Adipositas-Zentrums am HELIOS-Klinikum Berlin-Buch. Forscher der Universität Witte/Herdecke suchen nun sogar nach Vorhersage-Möglichkeiten, ob Abnehmen überhaupt möglich ist.
Diät und Ehe: »Bis dass der Tod uns scheidet«
Mit der anhaltenden Gewichtsreduktion ist es wie folgt: Wollen Menschen mit dominanten „Speichergenen“ schlank werden und bleiben, dann dauert ihre Diät ein Leben lang. Von dieser Lebensdiät ist nicht nur das Essen betroffen, sondern ihr kompletter Alltag. Unter modernen Experten wird dieser Weg als „Lifestylemodifikation“ bezeichnet: Wer dauerhaft abnehmen will, braucht keine Diät, sondern eine permanente Änderung seines alltäglichen Lebens: „Generell weniger essen und insbesondere täglich mehr bewegen“, so lautet die vereinfachte Formel der Lebensumstellung. Menschen, die ihr Gewicht dauerhaft reduzieren wollen, „sollten auf gar keinen Fall eine Diät machen,die irgendwann anfängt und dann wieder aufhört“, brachte es Dr. Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung im Sommer 2008 auf den Punkt. Und fast zur gleichen Zeit erklärte Dr. Ellrott: „Die Vorstellung einer vorübergehenden Diät muss man aus seinen Gedanken streichen.“ Vorweihnachtliche Bestätigung erhielten die beiden Ernährungsexperten einige Monate später vom Bundesverband Deutscher Internisten: Wer abnehmen möchte, solle seine Ernährung dauerhaft umstellen und auf kurzfristig angelegte Diäten verzichten – eine bleibende Verringerung des Gewichts gelinge nur durch eine langfristige Umstellung des Lebensstils. Kurz vor Beginn der „Diätsaison 2009“ stellte auch der Leiter der psychologischen Beratung der Freien Universität Berlin, Hans-Werner Rückert, klar: „Wenn man ehrlich über das Thema spricht, kann es nicht um eine zweiwöchige Diät gehen, sondern um die Veränderung von Lebensgewohnheiten, weil nur das langfristig zum Erfolg führt.“
Hart, aber wahr: Alle Menschen, die dauerhaft abnehmen wollen, müssen lebenslang auf ihr Gewicht achten. Dabei wird es mit der Zeit leichter, die Kilos im Griff zu behalten. Nach etwa zwei Jahren im neuen, schlankeren Lebensstil sind immer weniger Kraft und Aufmerksamkeit notwendig, das Hungergefühl zu bändigen. Der Grund: Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“, und daher arrangiert sich unser Organismus mit dem neuen Status quo. Wie gut oder schlecht diese Anpassung erfolgt, hängt natürlich von einer Vielzahl individueller Faktoren ab. Teilweise müssen Abgespeckte noch zehn Jahre später ihre Esslust mit viel Willenskraft im Zaum halten. Auf jeden Fall scheint das kein leichtes Unterfangen, wie auch die wissenschaftliche Leiterin von Weight Watchers , Karen Miller-Kovach, Anfang 2009 martialisch feststellte: „Abnehmen ist wie Krieg führen gegen das eigene Gewicht. Für Frauen stellt sich das wie ein hundertjähriger Krieg dar.“ Und Ernährungsexperte Professor Klaus Ederist der Meinung: „Abnehmen liegt nicht in der Natur des Menschen. Es werden noch viele Generationen mit dem Abnehmen Probleme haben, bis sich unsere Gene ändern.“
Langfristige Gewichtsreduktion erfordert also mentale Disziplin, um immer wieder gegen die körpereigenen Signale anzukämpfen. Und wer nicht hundertprozentig hinter seinem Diätentschluss steht, wird über kurz oder lang scheitern. Nur: Wer hält diesen lebenslangen Kampf gegen die eigenen Bedürfnisse durch, ohne Schaden zu nehmen? Der Körper fordert etwas Bestimmtes zu essen, er drängt mit starken Hungergefühlen, aber der Verstand wehrt sich zu handeln. Im Grunde ist jede Einschränkung dieser Bedürfnisbefriedigung bereits eine Minidiät – mit den entsprechenden Konsequenzen: Haben wir Hunger auf eine deftige Bratwurst, essen aber stattdessen einen
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