Hungrig nach Macht 2
kaum, wie sehr es ihn erregte, wenn er zu den geforderten Schlägen auch verbal gedemütigt wurde.
Mit der Zeit formte sich so ein Steckbrief zu einer aussagekräftigen Basis, wie ein Kunde zu behandeln war.
Cora erklärte, wie entscheidend sich sogar der Beruf eines Kunden auf seine Wünsche auswirken konnte. Häufig ließ sich feststellen, dass es gerade diejenigen, die eine höher gestellte Position im Berufsleben bekleideten, die waren, die es besonders erregte, wenn sie gedemütigt wurden. Sich in Demut hingeben zu können, die Verantwortung sogar für sich selbst ablegen zu wollen.
„Sie wollen endlich nicht die Starken sein. Eben nicht, wie es Tag ein, Tag aus von ihnen erwartet wird.“ Mit diesen Worten blätterte Cora die Seite eines Anwalts um.
„Dieser hier, ist ein Vater von vier Kindern, Automechaniker. Er kommt hier her, damit ich ihn grün und blau schlage, um für einen glücklichen Moment den Stress vergessen zu können, der ihn aufzufressen droht. Es hat etwas mit Wut über seine Machtlosigkeit dem Alltag gegenüber zu tun.“
So hatte jeder in diesem Ordner eine Geschichte.
Hanna war überrascht, wie viel Cora über ihre Kunden wusste. Sie hatte angenommen die Herrschaften kamen und sagten, was sie sich vorstellten. Ließen sich dann von Cora ihre Wünsche erfüllen, bezahlten und gingen wieder. Und das alles unter dem Deckmantel der Anonymität.
„Nein Liebchen, uns verbindet eine ganze Menge mehr“, sagte sie, legte ihre Hand auf Hannas Schulter und rief nach ihrer Zofe.
Svenja sollte Kaffee bringen und Cora begann zu erzählen.
„In den Köpfen vieler Menschen ist eine Domina nicht mehr, als jemand, der sich sein Geld damit verdient, anderen ihre perversen Gelüste zu erfüllen.“
Cora beschrieb ihre Sicht, der verdrehten Vorstellung, die sich die Mehrheit der Bevölkerung gebildet hatte.
Viele verstanden nicht, dass es bei SM eben nicht nur um Qualen und Schmerzen ging. „Sie können die Lust nicht nachempfinden, die durch Schläge oder Wachsspiele erzielt wird. Noch weniger, wie Befriedigung durch Demütigung entstehen kann. Dieses Unverständnis wurde zur Basis für die Perversion, die in SM gesehen wird. Was auch das Bild einer Domina aus dieser Sicht eher als verrucht darstellt. Kaum jemand machte sich die Mühe, hinter die Kulissen zu schauen. Vielleicht weil es wie in jedem anderen Zweig auch das eine oder andere schwarze Schaf in unseren Reihen gibt. Ich streite nicht ab, dass sich jemand Domina nennt, um das schnelle Geld zu machen, bei Menschen, die ihre Neigung nicht ausleben können und sich Abhilfe verschaffen wollen.“
Nach einer kurzen Pause, damit Hanna das Gehörte auf sich wirken lassen konnte, sprach Cora weiter.
„Die zahlreichen Studios, die ich kenne, sind alle seriös. Sie führen eben diese Karteikarten, wie ich sie dir hier zeige. Es ist wichtig, sich auf den Kunden und seine Wünsche einzustellen. Nur so bekommt er für sein Geld auch das, wonach er Verlangen hat. Und nur so fühle ich mich gut, bei dem, was ich mache.“
Die Zofe betrat leise den Raum, stellte das Tablett mit den Tassen auf den Tisch und schickte sich an wieder zu gehen. An der Tür fragte sie, er - wie auch immer - ob noch etwas gewünscht wurde. Cora machte nur eine kurze Handbewegung und war fast im selben Moment wieder mit Hanna allein.
Hanna nippte an ihrem Kaffee. Fragen standen in ihren Augen, die Cora nicht entgingen.
Das Bewusstsein, dass so viel mehr dahinter steckte, als Hanna angenommen hatte, erklärte fast von selbst, dass es doch etwas wie eine Beziehung zu jedem Kunden geben musste.
Hanna wollte wissen, wie es bei dem ersten Besuch war. Wenn sich Domina und Kunde noch nicht kennen konnten.
Auch darauf blieb Cora keine Antwort schuldig.
Der erste Kontakt kam üblicherweise per Telefon zustande. Dabei wurden die Vorlieben und Erwartungen bereits abgeklärt und danach ein Termin ausgemacht.
Cora hatte dann nur diese ersten Angaben, mit denen sie arbeiten konnte. Das Zweite war der Blickkontakt bei der ersten Begegnung.
Sie hatte ein Auge dafür, ob die Angaben zu der Person passen konnten, die sie vor sich hatte, und baute darauf die Zeit auf, die sie mit dem Kunden verbringen würde.
Das erste Treffen war meistens entscheidend für den Verlauf der gemeinsamen geschäftlichen Beziehung.
Schaffte sie es, die Kundenwünsche zu erfüllen, ohne ihn zu überfordern, würde er wiederkommen.
Da jede Domina oder jedes Studio einen Ruf hatte, galt es, gerade
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