Hungrig nach Macht (German Edition)
sie sich gar nicht selbst kontrollieren wollte? Was, wenn er sie mit seiner Art wieder so heiß machte, dass sie ihm die Führung überließ? Wenn sie seinen Befehlen gehorchen wollte?
Was war das nun schon wieder für ein Gedanke? Ihm gehorchen wie ein Hündchen?
Aber ja, das war es. Er hatte etwas ausgesprochen und sie hatte gehorcht.
Sie musste wirklich verrückt geworden sein. Ausgerechnet sie gehorchte einem fremden Mann. Sie, die in ihrer Karriere alles aus eigenem Fleiß, Antrieb und Willenskraft geschafft hatte, ließ sich Befehle erteilen und gehorchte.
War es am Ende vielleicht genau das?
Ihr eigener Gedanke erschreckte sie.
Sie wollte, dass er sie genau so behandelt. Es machte sie an, dass er sich das Recht herausnahm, ihr Befehle zu erteilen. Es machte sie an, dass er keinen Widerspruch duldete.
Hanna erkannte sich kaum wieder. Aber das war genau der Punkt, weswegen es zu dieser Situation im Museum kommen konnte.
Und das war es auch am gestrigen Abend gewesen. Sie war fasziniert davon, was dieser unverschämte Kerl von ihr verlangte. Etwas, das eigentlich eine Ohrfeige zur Folge haben müsste.
Als Geschäftsfrau war sie es gewohnt, die Regeln zu bestimmen. Sie erkannte schnell, wie sie einen Geschäftspartner nehmen musste, um zu einem Vertragsabschluss zu kommen. Natürlich nach vernünftiger Kalkulation und sorgfältiger Prüfung aller Konditionen. Aber sie führte die Zügel und galt allgemein als verhandlungssicher mit Abschlussgarantie.
Und dann tauchte da ein Mann auf, den sie als Geschäftspartner zur Vertragsunterzeichnung gebracht hatte. Der dann aber als Privatmann die Zügel übernahm. Privatmann schloss sie jetzt einfach mal daraus, weil er sie ungefragt geduzt hatte.
Wie dem auch sei. Unterm Strich kam heraus, dass sie es genoss, nicht immer die Starke zu sein.
Die nächste Frage war, wie sollte sie ihm gegenübertreten? Sollte sie ihn überhaupt wiedersehen?
Es lag schließlich an ihr, ob sie ihn anrief.
Ja, er erwartete, dass sie anrief. Und im Grunde wusste sie bereits, dass sie es auch tun würde.
Ja, sie würde ihn anrufen. Ihm damit erneut gehorchen und ihn wiedersehen.
Aus einem unergründlichen Verlangen heraus musste sie ihn unbedingt wiedersehen. Darum würde sie seinem Befehl gerne Folge leisten.
Es war verrückt. Ein Teufelskreis.
Hatte sie überhaupt eine Wahl?
Dieser geniale Schuft! Mit einem Lächeln ging Hanna wieder rein, nahm ihr Handy aus der Handtasche und griff nach dem Zettel mit seiner Nummer.
Nein, was war denn das schon wieder? Da standen nicht nur Zahlen, wie es zu erwarten war. Zu lesen war >die Nummer deines Gebieters<.
Dieser Kerl war nicht zu toppen in seiner Dreistigkeit.
Was bildete er sich nur ein?
Hanna konnte und wollte es nicht glauben. Aber genau in dem Moment spürte sie, wie sie feucht im Schritt wurde.
Am liebsten hätte Hanna den Zettel zerknüllt und in den Müll befördert. Doch ihr Entschluss, Jörg anzurufen, stand bereits fest. Da änderten diese Worte und ihr Zustand auch nichts dran.
Es war schließlich ihre Entscheidung, dass sie ihn anrief.
Mit der festen Überzeugung, nur ihrem eigenen Willen zu unterstehen, wählte sie Jörgs Nummer.
Natürlich kannte Jörg die angezeigte Nummer auf seinem Handy nicht, als er beim Klingeln auf das Display sah. Der Zeit nach zu urteilen, sollte es wohl Hanna sein, die anrief. Es konnte aber wer auch immer sein. Darum meldete er sich mit seinem vollständigem Namen.
„Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Ich erwartete meinen Gebieter am Ende der Leitung. Du, Jörg?“ Mit dieser Frage hoffte Hanna, einen guten Zug gemacht zu haben.
Doch sie spürte Jörgs Lächeln als er ein: „Hey, du kleines Luder, wann sehen wir uns?“, in sein Handy raunte.
„In einer halben Stunde bin ich am Hotel. Ich erwarte dich pünktlich in der Eingangshalle.“
Gespräch beendet. Ja, damit hatte sie punkten können. Dieses Mal war sie es, die eine Erwartung ausgesprochen hatte und ihn gar nicht erst widersprechen ließ. Zugegeben, sie hatte ihm die Möglichkeit genommen, weil sie das Gespräch weggedrückt hatte. Dennoch fühlte sie sich gut dabei.
Er würde zur angegebenen Zeit da sein und sie hatte ihre gewohnte Stärke bewiesen.
4
Hanna gefiel ihre Position so schon viel besser.
Sie machte sich noch etwas frisch und ging dann voller Elan ihrem Treffen entgegen.
Im Hotel blickte sie in ein strahlendes Augenpaar. Frisch und völlig unverdorben.
Doch von diesem Schein wollte sich
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