Hungry for Love
sie ins Auto stiegen und winkte ihnen nach. Hach, was für ein Leben, dachte sie, ich habe noch nicht mal ein Fahrrad, und er fährt mit einem Luxusschlitten umher. Die Welt ist nicht fair. Obwohl dieser Mann es wirklich verdient hat, ergänzte sie schnell schuldbewusst ihre Gedankengänge.
Er arbeitete hart für seinen Luxus, schrieb ein Buch nach dem anderen, und was für Bücher er schrieb! Ja, diesem Mann gönnte sie sein schönes, sorgenfreies Leben. Und sie konnte sich nicht vorstellen, dass er Sorgen irgendwelcher Art hatte.
Zur gewohnten Zeit war Luke Cartwright mittags im Hasta Burrito . Er saß bereits an Tisch 7, als sie ihn entdeckte und lächelnd auf ihn zukam.
„Jetzt bin ich aber neugierig. Wie ist es gelaufen?“
„Sehr gut. Pablo wurde groß gefeiert, mehr als ich, muss ich ehrlich zugeben.“
Teresa lächelte ihn dankbar an. Er war toll, ja, er war einfach toll.
„Na, kommen Sie. Sie sind doch sicher auch ganz gut angekommen, oder?“
„Tja, ich glaube, achtjährige Kinder interessieren sich nicht so sehr für Liebesromane. Dafür bin ich bei der gesamten weiblichen Lehrerschaft heiß begehrt. Ich musste ohne Ende Autogramme geben und für Fotos posieren.“
„Das kann ich mir vorstellen“, lachte Teresa.
„Sagen Sie, wie komme ich denn eigentlich bei Ihnen an?“, fragte er.
Teresa wusste nicht, was sie sagen sollte. Meinte er das ernst?
„Sie haben mir noch gar nicht erzählt, wie Ihnen mein Buch gefällt. Ich hoffe sehr, dass Sie nur noch keine Zeit hatten, es zu lesen und nicht, dass Sie es so schrecklich fanden, dass Sie mir die Wahrheit nicht sagen konnten.“
„Nein, ich fand es ganz toll. Ich habe Ihre gesamte Love-Reihe gelesen und fand sie alle toll. Ehrlich. Sie sind ein wirklich guter Schriftsteller. Normalerweise lese ich die Klassiker, Jane Austen, die Bronte-Schwestern, aber da können Sie wirklich mithalten.“
„Oh, Sturmhöhe , Jane Eyre , Stolz und Vorurteil . Und da kann ich mithalten? Was für ein großes Kompliment, ich danke Ihnen.“
„Ganz ehrlich, Mr. Cartwright, Sie schreiben wie eine Frau.“
Jetzt sah er sie etwas verwirrt an.
„Ich weiß gerade nicht, wie ich das auffassen soll“, gab er zu.
„Nein, ich meine doch, so, als verstünden Sie die Frauen. Sie schreiben genau, was wir Frauen lesen wollen. Wo haben Sie gelernt, sich so in uns hinein zu fühlen? Gibt es da eine besondere Frau in Ihrem Leben?“
Sie hätte so etwas nicht fragen sollen, aber sie musste es endlich wissen.
„Es gibt da schon jemanden, aber … es ist bisher nichts Ernstes“, antwortete er.
Teresa spürte einen Anflug von Eifersucht in sich aufsteigen. Sie hätte es sich denken können.
„Ich hoffe, sie ist wirklich etwas Besonderes, und dass sie Sie auch verdient hat.“
Luke Cartwright sah sie an. Aber er sagte nichts weiter. Dann ging sie los, um ihm sein Essen zu holen.
Am Abend berichtete Pablo ihr ganz ausführlich, wie sein Vormittag mit Luke abgelaufen war. Die Fahrt in der Limousine sei „der Hammer“ gewesen. In der Schule haben ihn alle bewundert und auf die Schulter geklopft. Die Kinder und Lehrer haben Luke Cartwright nach einem Autogramm gefragt und sogar die Presse habe von seinem Besuch in der Schule erfahren. Ein Kamerateam habe draußen auf ihn gewartet und er habe ein Interview geben müssen. Es sei alles „so cool“ gewesen.
„Wie hat denn die Presse davon Wind bekommen?“, wunderte sich Teresa.
„Mom, ich glaube, die wissen so ziemlich immer, wo er ist und was er gerade macht.“
„Also, bei uns im Laden war noch nie ein Kamerateam.“
Dann ging ihr ein Licht auf. Jetzt verstand sie endlich richtig, warum er tagtäglich im Hasta Burrito aß. Weil es unauffällig war. Weil es direkt gegenüber seiner Wohnung war. Weil ihn die Presse ganz sicher nicht an einem solchen Ort vermutete. Das war geschickt von ihm. Aber er tat ihr auch leid. Immerzu verfolgt zu werden von den Paparazzi, war sicher kein angenehmes Leben.
„Und ich glaube, ich bin sogar auch im Bild, wo die ihn gefilmt haben.“
„Hat er dich etwa der Presse gegenüber erwähnt?“ Jetzt bekam sie doch ein wenig Panik.
„Nein. Aber er hat gesagt, er sei da, um einem besonderen kleinen Jungen einen Gefallen zu tun. Er hat mich besonders genannt, Mom, ist das nicht cool?“
„Sehr cool“, stimmte sie ihm zu.
Sie war erleichtert, dass er Pablo nicht mit in die Öffentlichkeit gezogen hatte. Komisch, dachte sie, er hat vorhin gar nichts von der Presse erwähnt.
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