Hunter 05 - Späte Vergeltung

Da es keine anderen Hinweise gab, folgte er dieser winzigen Spur.
    Zach trat in den verwilderten Garten und duckte sich hinter einen Busch, als am anderen Ende etwas raschelte. Einige Blätter bewegten sich, und ein leises Knacken ertönte. Ja, da war eindeutig jemand! So leise wie möglich schlich Zach durch den Garten und versuchte, die Stelle nicht aus den Augen zu verlieren, wo er die Bewegung gesehen hatte. Er zuckte zusammen, als er auf einen Ast trat und ein knackendes Geräusch erklang.
Verdammt!
In der Stadt hatte er es verlernt, sich leise und vorsichtig in der Natur zu bewegen. Das könnte Chloe das Leben kosten!
    Mit fest zusammengebissenen Zähnen schlich Zach weiter und kam schließlich bei der Stelle an. Natürlich war jetzt niemand mehr da, aber auf dem Boden waren deutliche Schuhabdrücke zu sehen sowie einige abgeknickte Zweige. Noch leiser kroch er durch den Busch und tauchte in den Wald ein, der direkt hinter dem Grundstück begann. Durch das dichte Blätterdach war es hier dunkler, und seine Augen brauchten einen Moment, um sich daran zu gewöhnen. Dass weiterhin schwarze Punkte durch sein Gesichtsfeld schwammen, machte die Sache nicht gerade besser. Deshalb brauchte er einen Moment, um den Schatten zu bemerken, der gerade einige Meter entfernt hinter einem Baumstamm verschwand.
    Gebückt rannte Zach los, bemüht, so wenig Lärm wie möglich zu veranstalten. Was nicht gerade leicht war in einem trockenen Wald mitten im Hochsommer. Je näher Zach kam, desto langsamer wurde er. Noch immer schmerzte seine Hand von den engen Fesseln, und er hatte Mühe, die Pistole in seinem durch das Blut feuchten Griff zu halten. Er wünschte, er hätte wenigstens einen Blick auf Chloe erhaschen können, damit er wusste, dass es ihr gut ging. Aber der Schatten, den er kurz gesehen hatte, war eindeutig ein Mann gewesen. Hatte Scott sie vielleicht bereits getötet und einfach irgendwo liegen gelassen, während er flüchtete? Alles in ihm erstarrte bei diesem Gedanken. Nein, Chloe musste noch leben, etwas anderes konnte er sich einfach nicht vorstellen.
    Mühsam riss Zach sich zusammen und konzentrierte sich ganz darauf, sich an den Mörder heranzuschleichen. Schließlich war er dicht hinter ihm. Scott kniete auf dem Boden und schien völlig auf etwas fixiert zu sein. Diese Unaufmerksamkeit nutzte Zach aus und bohrte den Lauf der Pistole in Scotts Nacken.
    »Hände hoch, keine Bewegung. Wenn du auch nur einen Muskel rührst, drücke ich ab und sage dann, es war Selbstverteidigung.« Er konnte spüren, wie der Körper erstarrte. Langsam hoben sich die Hände und Zach spürte beinahe ein wenig Bedauern, dass er Scott nicht erschießen konnte. Aber vermutlich wäre es für den Mistkerl die härtere Strafe, längere Zeit im Gefängnis zu sitzen, als schnell und fast schmerzlos zu sterben. »Hände auf dem Kopf verschränken und dann aufstehen.«
    Scott erhob sich mit einigen Schwierigkeiten und stand dann starr vor ihm. Zach runzelte die Stirn. War er vorher auch schon so groß gewesen? Da er nie direkt neben ihm gestanden hatte, konnte er es nicht beurteilen. Ohne die Pistole zu senken, blickte Zach an ihm vorbei, in der Erwartung, Chloe zu sehen. Doch sie war nicht da. Wut breitete sich in ihm aus, und er hatte Mühe, den Finger am Abzug still zu halten. »Wo ist sie, du Bastard? Was hast du mit Chloe gemacht?«
    Die Schultern des Mannes sanken nach unten. »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor. Ich bin nicht der, den Sie suchen.«
    Sowie er redete, erkannte Zach, dass es sich nicht um Scott handelte. Dieser Mann hatte eine viel tiefere, rauere Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Ein wenig lockerte er den Druck der Pistolenmündung, nahm sie aber nicht ganz herunter. »Wer sind Sie dann?«
    Langsam, die Hände weiterhin auf dem Kopf, drehte er sich herum und betrachtete Zach von Kopf bis Fuß. »Dave Reyes. Und Sie sind dann wohl Detective Murdock?«
    Der Clubbesitzer aus New York? Misstrauisch starrte Zach ihn an. »Was tun Sie hier? Und wo ist Chloe?«

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    Chloe versuchte, Scott so lange wie möglich aufzuhalten, damit Zach genug Zeit hatte, um sich zu befreien und ihnen zu folgen. Und wo war überhaupt Dave? Eigentlich hätte sie erwartet, dass er sie schon früher finden und eingreifen würde. Aber vielleicht hatte er nicht mitbekommen, dass Scott sie schon wieder aus dem Haus gezerrt hatte. Die Zeit dort oben war ihr zwar unendlich lang vorgekommen, aber tatsächlich waren es wohl nur wenige Minuten gewesen.