Hunter 05 - Späte Vergeltung
diesmal standhaft bleiben wollte. »Ich weiß noch nicht, ob ich das möchte. Das kommt auf deine Begründung an.«
Zach räusperte sich. »Ich hatte Angst, dir so nahezukommen.«
Chloe konnte nichts sagen, weil sich ihre Kehle zusammengezogen hatte.
»Bist du noch da?«
»Ja.« Mit Mühe presste sie das Wort heraus.
»Ich möchte mich gerne noch heute Abend mit dir treffen. Bitte.«
Würde sie nicht mitten in der Menge stehen, hätte Chloe ihre Stirn auf die Theke geschlagen, weil sie kurz davor stand, erneut nachzugeben. »Das ist schwierig, ich bin gerade in Brooklyn, und es ist schon spät.«
»Was machst du denn da? Es ist viel …«
Chloe unterbrach ihn. »Du solltest jetzt besser schweigen, wenn du deine Chance nicht verderben willst.«
Er schien sich ihre Worte zu Herzen zu nehmen. »Kann ich dich dort treffen?«
»Nein, ich fahre gleich wieder zurück.«
»Mit dem Taxi?«
»Fähre. Um genau zu sein, fährt sie bald los, und ich muss noch mit dem Taxi zum Pier. Ich melde mich dann und sage dir, ob ich die Fähre bekommen habe.«
»Okay. Und Chloe? Sei bitte vorsichtig.« Das Klicken zeigte ihr, dass er bereits aufgelegt hatte.
Sie drehte sich wieder zur Bar um und erkannte, dass Jerry ihr gegenüber lehnte und fasziniert ihrem Gespräch gelauscht hatte. Röte stieg in ihre Wangen.
»Probleme?«
»Nein, alles in Ordnung.« Außer dass sie Männer einfach nicht verstand. Warum waren sie nur so unbeständig? Erst kalt, dann heiß, dann wieder kalt und warm und alles dazwischen. Wie sollte sie sich jemals daran gewöhnen und sich darauf einstellen können?
»Gut, das Taxi ist in fünf Minuten vor der Tür.«
Chloe lächelte ihn an. »Super, danke. Und mein Angebot bezüglich Jura steht.«
»Ich werde garantiert darauf zurückkommen. Jetzt muss ich aber leider weitermachen, sonst schlagen sich die Gäste die Köpfe ein. Einen schönen Abend noch, Chloe.«
»Danke, Ihnen auch.«
Erleichtert verließ sie kurz darauf endlich das Gebäude und atmete tief die frische Abendluft ein. Gut, frisch war sie vermutlich nur im Vergleich zu drinnen, aber alles war besser als diese Mischung aus Schweiß, Parfüm und Aftershave. Sie lehnte sich an einen Poller und wartete auf das Taxi. Es war ein ständiges Kommen und Gehen im Club, daher war sie nie allein. Wie versprochen rollte wenig später das Taxi vor und hielt auf der Straße vor dem Club an. Rasch ging Chloe darauf zu und stieg hinten ein.
»Zum Fähranleger North Williamsburg bitte.«
Als ahnte der Fahrer, dass sie es eilig hatte, trat er ordentlich aufs Gas und brachte sie innerhalb kürzester Zeit zu ihrem Ziel. Dankbar stieg Chloe am Pier aus und bezahlte den Fahrer. Die Fähre war noch nicht in Sicht, aber es standen schon etliche Passagiere vor dem Zugang. Da sie nicht wusste, ob alle auf das Boot passen würden, wartete Chloe mit ihrem Anruf, bis sie an Deck stand und die Fähre ablegte.
Zach meldete sich innerhalb von Sekunden, so, als hätte er das Telefon gar nicht aus der Hand gelegt, während er auf ihren Rückruf gewartet hatte. Wärme breitete sich in ihr aus, auch wenn sie sich gleichzeitig ermahnte, ihren Gefühlen nicht wieder freien Lauf zu lassen.
»Ich bin jetzt auf der Fähre und komme in einer Viertelstunde East 34th St . / Midtown an.«
»Ich werde dort auf dich warten.«
»Okay.«
»Und Chloe …«
»Ja, ja, ich soll auf mich aufpassen, ich weiß.«
Zach lachte rau. »Eigentlich wollte ich sagen, wie froh ich bin, dass du mir noch eine Chance gibst.«
Verdammt, wie sollte sie da standhaft bleiben? Chloe unterdrückte einen Seufzer. »Nutze sie, Zach.«
»Das werde ich. Und jetzt muss ich losfahren, sonst bin ich nicht rechtzeitig da, wenn du ankommst. Sollte ich mich verspäten, warte am Anleger auf mich, okay?«
»Ja. Bis gleich.« Chloe beendete die Verbindung und starrte über das Wasser auf das andere Ufer des East River.
Es wurde langsam dunkler, und immer mehr Lichter gingen in den Hochhäusern Manhattans an, während die letzten Strahlen der untergehenden Sonne dazwischen hervorblitzten. Sosehr Chloe den Anblick genoss, wurde es ihr zwischen den ganzen Leuten langsam zu eng, daher zog sie sich auf die hintere Seite der Fähre zurück, die sie fast für sich allein hatte. Lediglich ein verliebtes Pärchen stand dort eng umschlungen, halb von einem Pfeiler verdeckt und bemerkte nichts mehr um sich herum. Chloe lehnte sich mit den Ellbogen auf die Reling und blickte in das dunkle Wasser hinunter. Ein kalter
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