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Hunter 05 - Späte Vergeltung

Hunter 05 - Späte Vergeltung

Titel: Hunter 05 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Hauch stieg empor und ließ Chloe frösteln. Egal wie heiß es auch war, das Wasser des East River blieb durch die Nähe zum Atlantik, die Strömung, die Breite von fast einem Kilometer und die Tiefe von bis zu zehn Metern immer kühl.
    Inzwischen hatte die Fähre am Pier in Queens weitere Passagiere aufgenommen und überquerte jetzt die Meerenge. Glücklicherweise blieb der hintere Teil des Bootes weiterhin leer, sodass Chloe die Überfahrt genießen konnte. Wobei sie mittlerweile kaum etwas wahrnahm, da ihre Gedanken ständig um Candice Meadows kreisten. Es passte alles zusammen: ihre frühere Arbeit als Stripperin in diesem Club, der Zeitrahmen, die Tatsache, dass sie ungefähr zum Zeitpunkt des früheren Prozesses, bei dem ihre Kollegin das Opfer gewesen war, alles hinter sich gelassen hatte und verschwunden war. Natürlich konnte das alles Zufall sein, aber wenn nicht, wenn beide Fälle zusammenhingen, dann hatte sie eine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.
Vielleicht …
    Ohne Vorwarnung traf sie ein harter Schlag auf den Kopf. Fast im selben Moment wurde sie von jemandem hochgehoben und über die Reling gestoßen. Es passierte alles so schnell, dass Chloe keine Chance hatte, sich an den Streben festzuhalten. Ihre Hände schienen nicht richtig zu funktionieren. So verlor sie das Gleichgewicht und stürzte über Bord. Wie einen Schock spürte sie das kalte Wasser, als sie unvermittelt auf der dunklen Wasseroberfläche aufschlug und in den East River eintauchte. Gerade als sie vor Entsetzen schreien wollte, schlug das eisige Wasser schon über ihrem Kopf zusammen und drang in ihren Mund. Panik flammte in ihr auf und ließ sie wild um sich schlagen und treten, doch da war nur Wasser. Kein Gegner, aber auch nichts, woran sie sich festhalten könnte. Immer tiefer schien sie in die düsteren Tiefen des East River abzusinken.
    Ihre Lunge brannte vom Sauerstoffmangel, sie musste dringend an die Wasseroberfläche, sonst würde sie ertrinken! Die nasse Kleidung wickelte sich um ihren Körper und behinderte sie bei ihren hilflosen Schwimmbewegungen. Ihr Kopf pochte höllisch, und nur dem kalten Wasser war es wohl zu verdanken, dass sie überhaupt bei Bewusstsein blieb. Das würde sie jedoch nicht mehr lange sein, wenn sie nicht endlich Luft bekam. Mit letzter Kraft schwamm sie nach oben und durchstieß schließlich die Wasseroberfläche. Gierig atmete sie ein und begann zu husten, als Wasser in ihre Luftröhre drang. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte und wieder atmen konnte, schob sie ihre Haare aus dem Gesicht und blickte sich um.
    Furcht breitete sich in ihr aus, als sie sah, dass sich die Fähre schon ein ganzes Stück entfernt hatte. Selbst wenn sie jetzt schrie, würde keiner sie bei dem Lärm der Motoren mehr hören. Sie rief dennoch, wedelte mit den Armen und verschwendete in ihrer Panik kostbare Kraft, die sie zum Überleben brauchte – doch ohne Erfolg. Unbeirrt fuhr die Fähre auf das Ufer zu und ließ sie hier mitten im East River zurück. Oh Gott, sie würde sterben! Schon jetzt spürte sie, wie ihr Körper immer wieder nach unten gezogen wurde, wie die Kraft sie verließ und die starke Strömung sie abtrieb. Nein, das würde sie nicht zulassen. Zach stand dort am Ufer und wartete auf sie. Sie würde kämpfen.
    Chloe blinzelte Wasser und Tränen aus ihren Augen und blickte auf die Fähre, die immer kleiner wurde. Genau dort musste sie hin. Der East River war nicht so furchtbar breit, vielleicht könnte sie das schaffen, auch wenn sie schon lange nicht mehr geschwommen war. Wenn nicht, würde sie hier sterben, allein und unbemerkt. Doch die Genugtuung wollte sie demjenigen nicht geben, der sie kaltblütig ins Wasser gestoßen hatte. Wut verdrängte für einen Moment die Angst und gab ihr die Kraft, loszuschwimmen. Ihre Schuhe hatte sie schon verloren, aber ihre weite Bluse, die sie angezogen hatte, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen, behinderte sie beim Vorwärtskommen.
    Schon jetzt konnte sie spüren, wie das kalte Wasser ihr jede Energie raubte. Immer öfter wirkten die Lichter am Ufer seltsam verschwommen, und ein scharfer Schmerz zog durch ihren Kopf. Jemand hatte ihr einen heftigen Schlag auf den Kopf versetzt und sie zusätzlich noch ins Wasser gestoßen, so viel war sicher. Es war eindeutig ein Anschlag auf ihr Leben, wie ihr jetzt erst richtig bewusst wurde. Der Täter musste noch an Bord der Fähre sein und würde am Ufer direkt an Zach vorbeigehen,

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