Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
das?«
Daraufhin sprang sie auf und lief in ihr Zimmer. Nach einer Weile kehrte sie zurück. Ihre Augen sprühten Blitze.
»Wo ist mein Pass?«, wollte sie wissen.
»Welcher Pass?«, fragte er zurück. »Du musst darauf achten, wo du deine Sachen hinlegst, Carmen. Ich habe ihn nicht. Aber nachdem du dich so stur und spröde stellst, möchte ich dich bitten, innerhalb der nächsten halben Stunde meine Wohnung zu verlassen.«
»Ach, so ist das!«, rief sie. »Du wirfst mich hinaus, nachdem ich nicht so funktioniere, wie du dir das vorgestellt hast!«
»Ich bin Geschäftsmann«, sagte er kühl. »Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht gewisse Sympathien für dich hege, Carmen. Aber bedenke mal, wieviel Geld ich bereits in dich investiert habe. Diese großzügigen Essen, deine Kleider und all die kleinen Sonderwünsche, die du hattest. Es wird Zeit, dass du selbst etwas verdienst. Du hast doch einmal zu mir gesagt, dass es dir völlig gleichgültig ist, womit du dein Geld verdienst. Carmen, du bist zur Liebe geboren! Du bist wie geschaffen, diesen Vollidioten gegen eine Menge Geld Liebe zu bieten.«
»Das kann ich nicht«, sagte sie leise.
»Man kann alles, wenn man nur will. Aber du kannst natürlich auch wieder im Sumpf verschwinden, aus dem du gekommen bist. An mir soll es nicht liegen. Geh mir aus den Augen! Ich habe mich in dir verkalkuliert.«
Sie ging in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. So hatte sie sich ihre Karriere in Paris nicht vorgestellt. Sie hatte davon geträumt, vielleicht Fotomodell oder Mannequin zu werden. Doch schon nach wenigen Tagen sah sie sich am Ende.
Ihr Pass war verschwunden, sie hatte kein Rückflugticket und obendrein kein Geld. Jean war der einzige, den sie in dieser Millionenstadt kannte. Wenn er sie hinauswarf, wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Sie würde auf der Straße sitzen. Wovon sollte sie leben?
Plötzlich erfasste sie eine wilde Entschlossenheit, denn sie dachte daran, welche Augen die Leute in Santa Margarita machen würden, wenn sie so zurückkam - so leer und so ausgebrannt.
Daher kehrte sie eine Weile später in den gelben Salon zurück. Jean saß noch beim Frühstück. Er betrachtete sie.
»Bueno«, sagte sie, wobei ihre Stimme kälter als Eis klang. »Ich mache es. Aber du wirst dir nicht einbilden, dass ich es umsonst tue! Ich will etwas davon haben, hörst du?«
»Schon sehr vernünftig«, lobte er sie. »Über die Verteilung der Anteile können wir uns immer noch unterhalten. Es gibt in diesem Beruf ein paar Besonderheiten zu beachten, Carmen. Darüber wird Nadine dich unterrichten.«
»Danke!«, stieß Carmen kühl hervor. »Ich weiß, was ich mit einem Mann im Bett anzufangen habe. Das brauche ich mir nicht von einer Frau wie Nadine erklären zu lassen. Du hast von einem Appartement gesprochen, in dem ich arbeiten soll.«
»Lass mich zu Ende frühstücken«, bat er. »Und setz dich vor allen Dingen. Du verbreitest Unruhe.«
»Oh, Verzeihung«, sagte sie, »das war nicht meine Absicht.« Sie war schön und von einer ungeheuren inneren Kälte beherrscht und einer namenlosen Entschlossenheit. Wenn es schon keine andere Möglichkeit gab, Geld zu verdienen - viel Geld - dann wollte sie diese Möglichkeit nutzen. Immerhin würde ihr nicht auf der Stirn geschrieben stehen, was sie tat.
Jean Tuffot besaß eine ganze Reihe von Appartements im Amüsierviertel. Einige Mädchen arbeiteten für ihn. Diese Appartements waren luxuriös eingerichtet. Überdies war Diskretion hier das oberste Gebot, denn die Kunden kamen aus den Bereichen der Politik, der Industrie und der Wirtschaft.
»Es sieht nicht schlecht aus«, sagte Carmen und betrachtete sich gelangweilt die Räume. Vor dem Bett blieb sie einige Augenblicke sinnend stehen. Bald würde sie hier mit einem Mann liegen. Bei einem würde es nicht bleiben. Es würden mehr werden, immer mehr ...
Abrupt drehte sie sich um.
»Du hast von Terminen gesprochen, die du für mich vereinbart hast oder vereinbaren willst.«
»Das ist richtig«, sagte er. »Aber ich konnte nicht wissen, dass du dich so rasch zum Einsteigen entschließen würdest, Carmen.«
Sie lachte laut auf.
»Du müsstest mich inzwischen als Frau schneller Entschlüsse kennengelernt haben«, bemerkte sie. Sie fühlte, dass sie ihn über alle Maßen hasste. Aber sie wusste genau, dass sie ihn diesen Hass nicht merken lassen durfte. Sie musste ihn verbergen. Mit diesem Hass verband sich der Wunsch nach Rache.
»Wieviel bekomme ich?«,
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