Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Für Tuffot war es nicht mehr als ein Test.
»Du bist bezaubernd, Carmen«, sagte er. »Du verstehst es, Liebe zu geben. Doch hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass du mir diese Liebe nicht umsonst gibst?«
Sie richtete sich auf, und er betrachtete ihren nackten, bronzefarbenen Körper.
»Wieso gebe ich sie dir nicht umsonst?«, erkundigte sie sich ein wenig erstaunt.
Er lächelte sie an.
»Für deine Liebe bekommst du doch von mir alles, was du willst, Carmen. Du bekommst Kleider, und wir gehen in die besten Restaurants dieser Stadt. Du bekommst alles, was du willst. Dafür gibst du mir Liebe. Würdest du sie mir auch geben, wenn ich nichts hätte?«
Sinnend betrachtete sie ihn.
»Weißt du«, begann sie zögernd. »Um ehrlich zu sein, muss ich dir sagen, dass ich das nicht so genau weiß. Ich bin aus Santa Margarita weggegangen, weil ich dieses Leben hier führen will. Ich will reich sein, einmal selbst reich sein, verstehst du? Ich möchte dir nicht auf der Tasche liegen.«
Er stand auf und zog sich an.
»Was hast du?«, fragte sie ihn.
»Nichts«, meinte er. »Madame Jeanette hat uns bereits das Frühstück im gelben Salon serviert. Wir werden später weiter darüber reden. Mach dich hübsch für mich, Carmen.«
Sie badete ausgiebig und trällerte dabei ein Lied vor sich hin.
Als sie später angezogen in das Frühstückszimmer ging, hörte sie heftige Stimmen und blieb erstaunt stehen.
Da war eine Frauenstimme. Sie gehörte Nadine Bresset. Carmen kannte die junge Frau; sie waren ihr einige Male in verschiedenen Nachtclubs begegnet.
»Was hast du eigentlich mit dieser kleinen mexikanischen Schlampe vor, Jean?«, hörte Carmen die andere fragen. »Du investierst Geld in sie, und was kommt dabei heraus? Nichts!«
»Sie ist noch nicht ganz soweit«, sagte Jean. »Man muss ihr noch ein wenig Zeit lassen. Außerdem darf dich das nicht interessieren, Nadine! Du weißt, dass unsere private Beziehung schon seit Langem vorbei ist.«
»Das ist richtig«, bekannte die blonde Frau. Carmen konnte sie durch den Türspalt sehen. Sie hatte die Handflächen aneinandergelegt und ging ein paarmal auf und ab. Dann blieb sie stehen und sah Jean an.
»Noch sind wir Geschäftspartner«, sagte sie. »Ich habe dir ein paar Nüttchen besorgt, die für dich arbeiten, und du hast es seit ein paar Monaten versäumt, mir meine Anteile auszuzahlen.«
»Mon dieu, mach doch kein Theater, Nadine! Carmen wird sehr viel Geld einbringen, wenn sie erst einmal soweit ist. Außerdem muss ich erst die richtigen Beziehungen anknüpfen.«
»Also, was hast du vor? Ist sie deine Geliebte oder ...«
»Unsinn«, sagte er. »Du weißt ganz genau, dass ich bei solchen Naivlingen auf diese Masche reisen muss. Nächste Woche wird sie soweit sein. Dann zieht sie in ein Appartement, und ich werde einige lukrative Termine für sie vereinbaren.«
Carmen taumelte ein wenig. Sie war nicht dumm; sie begriff sofort, was gespielt wurde. Jean Tuffot beabsichtigte, sie zur Dirne zu machen! Diese Erkenntnis überwältigte Carmen. Mühsam versuchte sie, Ruhe und Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Daher zog sie sich einige Augenblicke zurück und wartete in einem Nebenraum, bis Nadine gegangen war. Dann kehrte sie scheinbar völlig gleichgültig in den gelben Salon zurück und setzte sich an den Frühstückstisch.
»Du hattest Besuch?«, fragte sie.
»Ja, Nadine ist hier gewesen. Du kennst sie ja. Wir führen gemeinsam den Nachtclub am Montmartre.«
»Nur den Nachtclub?«, fragte Carmen mit funkelnden Augen.
»Sag mal, was hat das zu bedeuten?«, erkundigte er sich.
Carmen biss genussvoll in ihr Baguette. Dann sah sie ihn an.
»Ich habe alles gehört«, sagte sie schließlich so ruhig wie nur möglich. »Ich habe von den Damen gehört, die für dich arbeiten, und von deinen Geschäften mit Nadine, Jean. Ich habe auch gehört, was du mit mir vorhast.«
»Ach?«, meinte er. »Das erleichtert die ganze Sache, Carmen. Ich wusste, dass du klug bist und rasch begreifst.«
Carmen legte das angebissene Brot auf den Tisch und stand auf.
»Mit mir machst du das nicht«, sagte sie völlig ruhig. »Ich spiele nicht mit.«
»Gut«, bemerkte er mit einem ruhigen, zynischen Lächeln. »Dann ab nach Santa Margarita.«
»Das werde ich auch tun«, entgegnete sie beinahe wie lauernd. »Wo ist mein Ticket?«
»Ticket - welches Ticket?«, wollte er von ihr wissen.
»Aber du hast doch für mich ein Rückflugticket gelöst.«
»So, habe ich
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