Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
angelangt zu sein. Sie hatte endlich das Gefühl, von einem Mann echt und wahrhaft geliebt zu werden. Und wohl auch zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Paris glaubte sie, einem Mann ebenso wahrhaft ihre eigene Liebe entgegenbringen zu können. Zum ersten Male war sie nicht mehr Kurtisane und Schauspielerin, sondern nur Geliebte.
Am vierten Tag erklärte Jack, dass er nun unbedingt nach Paris zurückkehren müsse. Er habe noch ein Geschäft zu erledigen und wolle außerdem die Vorbereitungen für die Abreise treffen. Es war beschlossen, dass Carmen ihn nach San Francisco begleiten würde.
»Dann komme ich mit nach Paris«, erklärte sie. »Ich habe auch noch einige Dinge zu erledigen.«
»Wirst du deinen Bekannten erzählen, dass du Paris verlässt?«,
»Oh, nein!«, rief sie lachend. »Sie sollen Augen machen, wenn ich weg bin!«,
»Und dein Haus?«, fragte er.
»Das frisst mir kein Brot weg«, erklärte sie. »Ich werde die Läden schließen, die Möbel abdecken. Vielleicht können wir beide irgendwann einmal nach Paris zurückkehren und glückliche Tage in diesem Haus verleben.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Carmen!«
»Bon«, sagte sie. »Dann fangen wir mit dem Abdecken der Möbel gleich an.«
Übermütig wie zwei Kinder holten sie Bettlaken aus dem Schlafzimmer und deckten damit die Möbel ab. Als sie später nach Paris zurückfuhren, kraulte Carmen zärtlich Jacks Haar.
»Ich glaube«, sagte sie, »dass du mich zur glücklichsten Frau von Paris gemacht hast. Aber wirst du auch wirklich vergessen können, dass ich eine Dirne bin?«
»Das habe ich bereits vergessen, Carmen, denn du bist gar keine Dirne mehr. Du bist meine wundervolle, zärtliche Geliebte, und so wird es bleiben für lange Zeit.«
»Für lange Zeit ...« murmelte sie nachdenklich. Diese Worte machten sie ein wenig traurig. Kündigten sie nicht das Ende dieser Liebe bereits an? Bedeuteten sie nicht, dass es zwischen ihr und Jack nicht immer so bleiben konnte? Doch Carmen schob diese Gedanken weg, wie sie stets in ihrem Leben unangenehme Gedanken beiseitegeschoben hatte.
Carmen erlebte San Francisco als eine neue und faszinierende Welt. Es gefiel ihr sehr, in dem großen, weißen Haus auf dem Hügel zu leben und sich dort allen erdenklichen Luxus zu gönnen. Carmen brauchte sich absolut um nichts zu kümmern. Es gab ein Dienstmädchen, einen Butler und schließlich Mrs. White, die Haushälterin, die über alles wachte. Carmen verbrachte ihre Tage im Garten am Swimmingpool und ihre Nächte in Jacks Bett. Oft führte Jack sie in teure, elegante Restaurants oder Carmen machte sich auf eigene Faust auf den Weg, um sich hier oder dort eine luxuriöse Kleinigkeit zu kaufen. Es war ein Leben ganz nach Carmens Geschmack. Sie fühlte sich von der Armut befreit und glaubte, ihre erbärmliche Herkunft endlich vergessen zu können. Dass sie im Grunde dennoch eine Dirne blieb, darüber dachte sie nicht nach. Auch Jack bezahlte sie ja, und Carmen nahm das Geld bedenkenlos an. Einen Teil davon brachte sie auf die Bank, doch das meiste gab sie aus. Sie schöpfte aus dem Vollen und hatte keine Bedenken, dass dieses Leben in San Francisco einmal zu Ende gehen könnte.
Doch schon bald lernte sie Jack Stevenson als einen übersättigten und exzentrischen Menschen kennen. Da Carmen jedoch nicht weniger exzentrisch und bisweilen auch übersättigt war, kam es zu Reibereien. Meist ging es nur um Kleinigkeiten.
»Ich möchte, dass du dein Haar kurz trägst«, verlangte Jack beispielsweise.
»Was?«, fragte sie fassungslos. »Ich soll mein schönes schwarzes Haar abschneiden - nur dir zuliebe?«
»Ich möchte, dass du es kurz trägst, dann siehst du wieder anders aus.«
»Ja, genüge ich dir denn nicht so, wie ich aussehe?«, fragte sie fassungslos. »Was willst du denn eigentlich noch von mir? Ich tue doch alles, was ich kann.«
»Das tue ich auch«, beharrte Jack wie ein eigensinniges Kind. »Du wirst dir die Haare abschneiden lassen.«
»Das werde ich nicht tun!«, konterte sie. »Ich kann mir ja ne Perücke überstülpen. Vielleicht möchtest du noch, dass ich dir nen Bauchtanz vorwackle?«
»Du bist albern!«, warf er ihr vor.
»Und du kindisch!«, gab sie zurück. »Um mein Haar beneidet mich jeder.«
»Ich nicht«, sagte er. »Wenn du im Bett auf mir bist, dann hängt es mir immer ins Gesicht. Ich komme mir vor, als würde ich mit einem Pferd schlafen.«
Da lachte sie.
»Komische Vergleiche hast du«, bemerkte
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