Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
ist auch dies etwas Besonderes an ihr«, bemerkte der Amerikaner.
Carmen war tatsächlich ein wenig verwirrt. Doch sie musste sich auf den einsetzenden Berufsverkehr konzentrieren. Eigentlich hatte sie in ihr Häuschen fahren wollen, aber nun entschloss sie sich, doch gleich die Stadtwohnung aufzusuchen, um sich dort für den Abend herzurichten. Ein kribbeliges, beinahe fiebriges Gefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Welches Angebot würde dieser Mann ihr unterbreiten wollen? Carmen hatte den Eindruck, dass hinter dem Ganzen etwas ganz Besonderes steckte. Würde sich mit diesem Jack Stevenson ihr Leben noch einmal von Grund auf ändern?
Carmen strebte nach Veränderung. Sie war auf der Suche nach etwas, was sie anscheinend nicht einmal definieren konnte und das sie deshalb wohl auch niemals finden würde.
Sie wählte ein dunkelrotes Kleid. Rot war eine Farbe, die die Faszination ihrer Erscheinung noch verstärkte. Sie betonte das Feuer der Leidenschaft, von dem diese Frau geprägt war.
Nun saß Carmen in ihrem eleganten Salon auf der Couch. Und da war es plötzlich wieder da, dieses Gefühl unendlicher Einsamkeit, Leere und Verlassenheit. Wurde sie einerseits in den Himmel gehoben, so demütigte man sie auf der anderen Seite. Ihrer Mutter hatte sie kürzlich einen größeren Geldbetrag geschickt, doch dieses Geld war kommentarlos zurückgekommen. War Carmens zweifelhafter Ruf bereits nach Santa Margarita durchgedrungen?
Dann kamen auch die Gedanken an Ricardo wieder. Was mochte er wohl tun? Wo war er in diesem Augenblick? Dachte er noch an sie? Sie entsann sich der zauberhaften Stunden am Strand. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück und vermeinte die Meeresbrandung rauschen zu hören. Sie entsann sich des Augenblicks der ersten großen Liebe. In einer Bambushütte, bei Regen, war es geschehen. Jene Tage, die manchmal so unendlich fern waren, rückten in den Stunden der Einsamkeit sehr nah.
Dann riss ein Läuten Carmen aus ihren Gedanken. Sie stand auf. In Sekundenschnelle hatte sie sich wieder in der Gewalt. Dies war auch etwas, was sie in ihrer Pariser Zeit gelernt hatte. In der großzügigen Diele warf sie rasch noch einen Blick in den Kristallspiegel. Mit ihrem Aussehen war sie zufrieden, mit ihrem Seelenleben jedoch nicht.
»Hallo, Jack«, sagte sie mit verführerisch klingender Stimme, als sie die Tür geöffnet hatte. Er streckte ihr einen Strauß taufrischer Rosen entgegen.
»Danke«, sagte sie. »Bitte treten Sie ein. Ich hole nur noch meinen Pelz, dann können wir gehen.«
»Sie sind noch zauberhafter, als man Sie aus Berichten kennt«, sagte er, als sie zurückkam.
»Danke, Jack.«
»Es ist nur ein Mietwagen«, sagte der Amerikaner wie entschuldigend, als er sie einsteigen ließ.
»Das ist mir gleich, bemerkte sie. »Ich bin nur gespannt, wohin Sie mich entführen möchten.«
Er brachte sie in einen zauberhaften Landgasthof, der von sehr elegantem Publikum besucht war. Anscheinend war diese Adresse ein Geheimtipp, den Carmen noch nicht kannte. Sie speisten vorzüglich. Carmen hob ihr Glas mit dem funkelnden Rotwein und ließ es leicht gegen seines klingen.
»Auf Ihr Wohl, Jack!«
»Auf Ihr Wohl, Carmen!«
»Jetzt sollten Sie vielleicht auf Ihren Vorschlag zu sprechen kommen. Wollen Sie mit mir schlafen?«, fragte sie direkt.
Er zuckte ein wenig zusammen.
»Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll, Carmen. Ich möchte Sie für mich haben.«
»Wie soll ich das verstehen?«, fragte sie verwirrt.
»Begleiten Sie mich in die Staaten«, sagte er zu ihr.
»Oh, Pardon, Monsieur, dieses Angebot kommt etwas plötzlich für mich. Ich habe hier meine Kunden und außerdem ...«
»Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, sagte er. »Ich fürchte, Sie haben mich falsch verstanden. Sie brauchen dann keine Kunden mehr, denn ich werde Ihr einziger Kunde sein, wenn Sie so wollen.«
Sie war verwirrt, war völlig durcheinander. Ein solches Angebot war ihr noch niemals unterbreitet worden.
»Wenn Sie vielleicht glauben, ich würde Sie heiraten, dann muss ich Sie enttäuschen, Monsieur. Ich heirate nicht.«
»Ich habe nicht von Heirat gesprochen«, erklärte er betont. »Ich sprach nur davon, dass Sie mich begleiten und an meiner Seite leben sollen.«
Carmen verzog ihre Lippen zu einem leicht spöttischen Lächeln. Dann blickte sie Jack Stevenson an.
»Das würde Sie allerdings eine Kleinigkeit kosten, Monsieur«, sagte sie.
Er lächelte zurück.
»Ich entsinne mich, Ihnen schon
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