Hure in Gold ROTE LATERNE Band 12 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
darauf abzielte, sie zu demütigen. Ließ er seinen Hass auf diese Jennifer an ihr aus?
Doch allein um des Geldes willen und getrieben von ihrer Gier nach Reichtum und Macht hielt Carmen dieses Leben an der Seite des steinreichen Amerikaners aus. Sie verstand es recht gut, ihr Temperament zu zügeln, sonst wäre es vermutlich öfter zu einem Gefühlsausbruch gekommen, der dann unter Umständen das Ende bedeutet hätte.
Aus ihrer Angst, wieder arm zu sein, begann Carmen damit, Jack zu bestehlen. Nachts, wenn er schlief, nahm sie kleine Geldbeträge aus seiner Brieftasche. Er zahlte ja meist mit Kreditkarte und hatte daher nur sehr selten Bargeld im Haus. Einmal kam ihr der Zufall zu Hilfe, als Jack sein Scheckheft liegengelassen hatte. Carmen entnahm einige Schecks. Tagelang übte sie, um Jacks Unterschrift perfekt fälschen zu können. Mit diesen Schecks hob sie größere Summen von einem seiner Konten ab. Sie war überzeugt, dass er das nicht merken würde.
Und Jack erkannte es tatsächlich nicht, dass er von Carmen hintergangen wurde. So gelang es ihr, sich im Laufe kürzester Zeit ein beträchtliches Vermögen auf ihr Konto zu erschwindeln und zu erstehlen. Zwar kam sie sich dabei schmutzig und gemein vor - sie hatte so etwas noch nie nötig gehabt in ihrem Leben, aber die Angst trieb eben sonderbare Blüten. Sie spielte ihm weiterhin die zauberhafte Geliebte vor. Das ließ ihn für eine Zeitlang wieder großzügiger werden.
Aber dann, an einem schönen Sonnentag, kam der große Knall. Jack war drei Nächte nicht zu Hause gewesen. Mrs. White sagte Carmen, dass er in sein Sommerhaus an die Küste gefahren sei. In diesem Sommerhaus war er nie mit Carmen gewesen.
»Das hat etwas zu bedeuten«, orakelte Mrs. White düster. »Wenn er sich in seinem Sommerhaus verkriecht, dann steckt etwas dahinter, Carmen. Ich würde mich jetzt an Ihrer Stelle mit größter Vorsicht wappnen.«
»Ich bin gewappnet«, antwortete sie mit kühlem Lächeln.
An diesem Abend kam Jack zurück, jedoch nicht allein. An seiner Seite trippelte ein zierliches dunkelhaariges Mädchen mit mandelförmigen Augen. Auf den ersten Blick tippte Carmen auf eine Hawaiianerin.
Das junge Ding sah sich scheu und schüchtern um.
»Komm«, sagte Jack und führte die Neue ins Haus. Carmen beachtete er überhaupt nicht. Da wurde sie für einen winzigen Augenblick unvorsichtig: Sie lief ihm nach.
»Was soll das?«, fragte sie mit charmantem, liebenswürdigem Lächeln, hinter dem jedoch die Kälte eines Eisbergs zu stehen schien. »Möchtest du mich nicht mit dieser Dame bekannt machen, Jack?«
»Aber gern«, entgegnete er beinahe grimmig. »Das ist Laiana. Laiana wird ab heute bei mir wohnen, Carmen. Ich möchte nachher im Salon ein paar Worte mit dir reden.«
Dann nahm er die zarte Hawaiianerin an der Hand und führte sie nach oben. Carmen und Mrs. White standen wie erstarrt in der Halle.
»So, Miss Carmen«, sagte die Haushälterin leise, »jetzt ist es Zeit. Wie ich ihn kenne, wird er sie auffordern zu packen, nachdem er dieses Mädchen geliebt hat. Er wird herunterkommen, wird sehr fröhlich und aufgekratzt sein und Ihnen so ganz beiläufig erklären, dass er Ihrer Gegenwart nicht mehr bedarf.«
Obwohl Carmen sich seit Langem auf diesen Augenblick vorbereitet hatte, war sie nun voll kribbelnder Unruhe und schrecklicher Angst. Es dauerte lange, bis Jack herunterkam. Wie die Haushälterin gesagt hatte: Fröhlich und mit lustig tanzenden Pünktchen in den Augen stieg er die Treppe herunter.
»Du wolltest - mich sprechen?«, fragte Carmen stockend. Es gelang ihr einfach nicht, die Furcht aus der Stimme zu vertreiben.
»Keine Szene bitte, meine Liebe«, sagte Jack. »Komm mit in den Salon. Ich werde dir dort alles erklären.«
Sie folgte ihm, während sie verzweifelt ihre Hände knetete.
»Also, bitte?«, fragte sie.
»Du hast ja schon gehört, dass Laiana hier wohnen wird«, begann er.
»Wer ist sie, und wo hast du sie aufgegabelt?«, wollte Carmen wissen. Auch diese Fragen zu stellen, war ein Fehler.
»Das geht dich nichts an«, sagte er. »Du hast in diesem Haus keine Rechte, meine Liebe. Ich habe dir, glaube ich, schon einmal gesagt, dass die Liebe vergänglich ist. Okay, du warst eine wunderbare Geliebte. Aber ich habe dich dafür bezahlt. Du warst eben meine Dirne, verstehst du?«
»Ich verstehe«, sagte sie knapp. »Aber komm zur Sache.«
»Es ist gut, dass du alles so nüchtern betrachtest. Ich habe mich in Laiana verliebt. Sie ist die
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