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Hutch 01 - Gottes Maschinen

Hutch 01 - Gottes Maschinen

Titel: Hutch 01 - Gottes Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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weitere Leidenschaft Richards war), doch er wollte den Sturm alleine erleben. Arbeit an einem wichtigen Projekt, hatte er als Entschuldigung vorgeschoben. Trotzdem, vielen Dank für die Einladung.
    Das wichtige Projekt bestand darin, sich den Abend mit Dickens zu vertreiben. Er war bereits halb durch Bleak-House. Er liebte die Wärme und Menschlichkeit von Dickens’ Werken, und zum ausgesprochenen Vergnügen seiner Kollegen fand er in ihnen einige Parallelen zu den Großen Monumenten. Ihm schien, als wurden beide eine Art Insel von Intelligenz und Mitgefühl in einem ansonsten feindlichen Universum bilden. Beide waren aufs äußerste optimistisch, beide waren Relikte aus verlorenen Welten. Und beide arbeiteten nicht mit grellem Licht, um ihre schärfsten Effekte zu erzielen.
    Wie zu Hölle kannst du so etwas behaupten, Wald?
    Carton in A Tale of Two Cities. Sam Weller in Pickwick. Bei Dickens kam die Pointe immer aus einer unerwarteten Richtung.
    Richard hatte seit seinem Marsch über die Hügel von Iapetus mit Hutch vor fünf Jahren einiges an Gewicht verloren. Er achtete heute auf seine Figur, ging sogar gelegentlich joggen, und er trank weniger. Das einzige, was er beibehalten hatte, war seine Schürzenjägerei. Und natürlich seine Leidenschaft für die Monumente.
    Sein Gesicht war jetzt lang und hager. Sein Kinn stand energisch hervor, und seine Nase war aristokratisch im besten Sinne des Wortes. Er erinnerte an die gewisse Sorte von Charakterdarstellern, die darauf spezialisiert waren, nette Onkel, Präsidenten und Millionenbetrüger zu spielen.
    Legionen von Theoretikern hatten endlose Debatten über die Bedeutung der Monumente geführt. Die Experten hatten eine Art, die Dinge so weit zu verkomplizieren, daß man schließlich den Überblick verlor. Für Richard hingegen war alles fast schmerzhaft klar: Es waren Gedenkstätten. Gewissermaßen eine Art Briefe, die in der einzigen wirklich universellen Sprache durch die Zeitalter des Weltalls geschickt worden waren. Sei gegrüßt und Lebewohl, Kamerad. Mit den Worten des arabischen Poeten Menakhat: Die große Dunkelheit ist zu groß und ihre Nacht zu tief. Du und ich, wir werden uns niemals begegnen. Deshalb verharre ich hier und erhebe mein Glas auf dich.
    Der Sturm schüttelte das Haus.
    Gegenüber stand Wally Jackson an seinem Fenster. Von hinten fiel der Schein seiner Wohnzimmerbeleuchtung auf ihn. Er hatte seine Daumen hinter den Gürtel gehakt und wirkte ärgerlich. Erst kürzlich war eine Initiative zur Abstützung des Strandes gebildet worden. Wally steckte dahinter. Sie verloren jedes Jahr Land, weil die Stürme so oft kamen. Und die Leute gaben einfach auf. Die Grundstückspreise auf Amity Island waren allein in den letzten drei Jahren um zwanzig Prozent gefallen. Man hatte kein Vertrauen mehr in die Zukunft der Insel.
    Schräg gegenüber von Penobscot spielten die McCutcheons und die Broadstreets wahrscheinlich Karten. Das Sturmspiel war bei ihnen mittlerweile zu einer Art Tradition geworden. Immer, wenn die großen Stürme tobten, spielten die McCutcheons und die Broadstreets Karten. Als im letzten Jahr Francis über die Insel hinwegfegte, waren sie als einzige hiergeblieben. Alle anderen hatten sich in Sicherheit gebracht. Mit nur mühsam verborgener Verachtung für seine hasenfüßigen Nachbarn hatte McCutcheon später bemerkt, daß das Wasser ziemlich hoch gestiegen war, aber kein Problem. Tradition und so weiter, wissen Sie?
    Irgendwann würden die McCutcheons und die Broadstreets mitsamt ihren Karten in den Atlantik geschwemmt werden.
    Darwin bei der Arbeit.
    Der Commlink summte.
    Er schlenderte auf den Socken durch das Zimmer und machte am Tisch halt, um sein Glas aufzufüllen. Irgend etwas plumpste auf das Dach.
    Im Ausgabefach wartete eine dreiseitige Nachricht. Das Deckblatt weckte seine Neugier: Die Sendung stammte von Quraqua.
    Von Henry.
    Eigenartig.
    Er schaltete eine Lampe ein und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder.
     
    Richard,
    wir fanden das Beigefügte im Tempel der Winde. Geschätztes Alter elftausend Jahre. Die Kopie zeigt das siebte von zwölf Friesen. Tull-Mythos. Frank glaubt, es steht mit Oz in Verbindung. Datierung stimmt, aber ich kann es nicht glauben. Haben Sie eine Idee?
    Henry
     
    Oz?
    Die nächste Seite zeigte die Abbildung eines Reliefs. Ein stilisierter Quraquat und eine Figur mit einem Umhang. Seite Drei war eine Vergrößerung des Gesichts der Figur.
    Richard zog seine Brille ab und starrte auf das Gesicht.

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