Hutch 01 - Gottes Maschinen
Hutch, riß beide zurück auf den Flügel. In Sicherheit.
Noch lange Jahre danach war ich nicht imstande, über diese schreckliche Nacht zu reden oder zu schreiben. Dies sollte der strahlende Augenblick werden, der Gipfel all unserer Forschungen, der glänzende Höhepunkt unserer Karrieren. Gott weiß, wie sicher ich mich fühlte, als wir loszogen. Wir waren schwer bewaffnet. Und wir befanden uns in einem Land, in dem letztendlich eine großartige Zivilisation gelebt hatte. Ich wollte nicht glauben, daß bösartige Raubtiere diese Epoche ernsthaft überlebt haben konnten.
Trotzdem. Ich habe es versäumt, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Es kostete zwei der besten Menschen und treuesten Freunde, die ich je besaß, das Leben.
- Frank Carson
Zitat aus ›Übernachtung auf dem Krakatau‹
von Jane Hildebrand, The Atlantic, 11. Oktober 2219
Carson hört sich an, als hätte er vergessen, daß sein Abstecher nicht nur die Forscher, sondern auch noch einen Fährpiloten das Leben kostete. Nur für die Akten: Sein Name war Jake Dickenson.
- Harvey Sill
in einem Leserbrief an den Atlantic vom 25. Oktober 2219
25.
An Bord der NCK Catherine Perth.
Mittwoch, 13. April; 1800 Uhr GMT.
Sie bargen Maggies Leichnam gegen Mittag lokaler Zeit. Sie fanden auch Teile von Jakes Kleidern und Ausrüstung. Aber es gab keine Spur von George. Nur ein paar verbrannte Stellen im Busch. Die Krustentiere, wenn sie noch in der Nähe waren, hielten sich sorgfältig vor dem schwer bewaffneten Landetrupp in Deckung.
Harvey Sill führte die Truppe an. Priscilla Hutchins war als Führer dabei, aber sie mußte mit Medikamenten beruhigt werden, als sie die Leiche von George Hackett nicht fanden.
Nach der Rückkehr auf die Catherine Perth wurde Maggie Tufus Leiche tiefgekühlt und ein Gedenkgottesdienst angesetzt. Formelle Nachrichten gingen an Kosmik und die Akademie. Soweit Carson wußte, war es das erste Mal, daß bei Feldforschungen ein Mensch durch eingeborene Lebensformen zu Tode gekommen war.
Kapitän Morris leitete die Vorbereitungen für die Zeremonie mit übertrieben zur Schau gestellter Empörung. Es gelang ihm nicht ganz, seine Befriedigung darüber zu verbergen, daß seine Vorgesetzte nicht auf ihn gehört und er letzten Endes recht behalten hatte. Aber auch er würde aller Wahrscheinlichkeit nach von der Firma zur Rechenschaft gezogen werden. Er hatte noch niemals ein Besatzungsmitglied oder einen Passagier verloren, und diesmal waren es gleich drei, für die er als Kapitän verantwortlich gewesen war. Und was noch schlimmer war: Niemand hatte die Mission genehmigt.
»Ich hoffe«, sagte er zu Truscott, »Sie sind sich darüber im klaren, in was Sie uns da hineingeritten haben.«
Sie war es. Sie war davon ausgegangen, daß Carson und die anderen Profis waren und wußten, was sie taten. Sie hatte ihnen vertraut. Ein Fehler, den sie bereits früher begangen hatte – aber sie wußte nicht, wie sie sonst arbeiten sollte. Du mußt deinen Leuten vor Ort vertrauen, anders geht es nicht. Und wenn hin und wieder einmal etwas schiefgeht, übernimmst du eben die Verantwortung.
»Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Kummer bereite, John«, sagte sie.
Er bemerkte nicht die Ironie in Truscotts Stimme. »Dafür ist es ein wenig zu spät. Die Frage ist, was machen wir jetzt?«
Sie befanden sich im Konferenzraum. Truscott hatte die Fortschritte des Bergungsunternehmens auf dem Kommandokanal mitverfolgt, hatte gesehen, wie Tufus Leichnam an Bord gebracht wurde, und sie hatte wenig Geduld mit diesem kleinkarierten Kapitän, der die Welt nur aus seinem engen Blickwinkel betrachtete. Wie schaffen wir es nur immer wieder, Leute wie dich in diese Positionen zu befördern? »Ich sagte Ihnen bereits«, sagte sie leise, »daß ich die volle Verantwortung übernehme, wenn sich Probleme entwickeln. Das werde ich tun. Sie sind schuldlos.«
»Ich weiß, daß Sie es zumindest versuchen werden«, sagte Morris mit erstickter Stimme. Es war ungewöhnlich, daß er jemandem widersprach, der sich in einer höheren Position befand und ihm schaden konnte. »Trotzdem«, sagte er selbstgerecht. »Drei Leute sind tot.«
»Ich weiß.«
»Ich bin der Kapitän. Man wird mich für den Rest meines Lebens mit diesem Desaster in Verbindung bringen. Sie werden mich nicht davonkommen lassen.«
Es ist schrecklich, dem Gejammer eines erwachsenen Mannes zuhören zu müssen. »Ich bin eher der Meinung«, entgegnete sie, »daß man
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