Hutch 01 - Gottes Maschinen
Passagiere waren in der farbenprächtigen Kleidung erschienen, die im Augenblick in Mode war.
Barmherzigerweise war es schnell vorbei. Jakes Freunde und Kollegen erzählten von den guten Tagen, die sie mit ihm erlebt hatten, von seinem guten Charakter und von Gefälligkeiten, die er anderen erwiesen hatte. Einige wenige erzählten sogar von den kurzen Augenblicken, die sie mit Maggie oder George verbracht hatten.
Carson war erfreut, daß niemand ihm die Schuld an dem Desaster zu geben schien. Wir sitzen alle in einem Boot, sagten sie, und das auf unterschiedliche Art und Weise.
Der Kapitän leitete die Zeremonie. Er steckte in einer formellen, dunkelblauen Uniform und begann seine Rede, indem er darauf hinwies, daß die Catherine Perth zum erstenmal jemanden verloren hätte. Er würde Jake vermissen, und obwohl er nicht die Zeit oder die Gelegenheit gehabt hätte, die Leute von der Akademie näher kennenzulernen, war er sicher, daß sie nett gewesen seien, und auch ihren Verlust bedaure er. An dieser Stelle machte Morris eine Pause, und sein Blick wanderte langsam über die Wände, verweilte bei jedem einzelnen Foto und kam schließlich auf dem nadelspitzen Bug der Fähre zur Ruhe.
»Vielleicht mag uns das Wissen trösten«, sagte er düster, »daß sie in dem Bemühen gestorben sind, die Kenntnisse der Menschheit zu mehren.« Seine Augen waren halb geschlossen. »Sie kannten das Risiko, aber dennoch zögerten sie niemals.« Carson hatte das Gefühl, als plante der Kapitän schon seine Verteidigungsrede vor dem Ausschuß, der sicher zusammentreten und das Unglück untersuchen würde. »Wir könnten Jake, Maggie und George kein höheres Lob aussprechen.« Er blickte zu Carson und erbat die Gnade des Allmächtigen für die Versammelten. Carson dachte, daß seine Freunde eine bessere Abschiedsrede verdienten als diesen abgedroschenen, eselsohrigen, zusammenhanglosen Unsinn. Aber Morris hörte nicht auf.
Als er schließlich doch zum Ende gekommen war, rollte Carson in seinem Stuhl nach vorn.
Er zog seine vorbereiteten Anmerkungen aus der Tasche und starrte auf den Schreibschirm. Sie erschienen ihm auf einmal gestelzt und langweilig. Zu sehr wie die Platitüden des Kapitäns. Melanie Truscott beobachtete die Szene von ihrem Platz in der Nähe des Statusbrettes aus und lächelte ihm ermutigend zu.
Er schob das Notizbuch in die Tasche zurück. »Ich kannte Jake nicht so lange – oder so gut –, wie Sie ihn kannten. Aber er starb zusammen mit meinen Leuten bei dem Versuch, uns zu helfen.« Carson blickte Hutch an. »Wenn wir jemanden verlieren, dann kann es niemals eine Rechtfertigung dafür geben. Aber sie wußten – und es ist wichtig, daß auch Sie es wissen –, daß sie ihr Leben nicht auf einem unbedeutenden, unwichtigen, belanglosen Sonntagsausflug hingaben. Was dort unten liegt, ist von Bedeutung. Und Jakes, Maggies und Georges Namen sind für immer damit verbunden. Genauso, wie wir alle damit verbunden sind.« Er machte eine Pause und blickte auf die Versammlung. »Es tut mir leid. Wir haben mit unserem Blut bezahlen müssen. Ich wünschte, es wäre nicht so.«
Die Menge zerstreute sich nicht. Der gemeinsame Verlust hielt sie zusammen, und sie schlenderten schweigend in den vorderen Aufenthaltsraum, wo das Licht gedämpfter brannte als üblich. Drei weiße Kerzen waren aufgestellt worden. Kleine Gruppen bildeten sich.
Es war das erste Mal, daß Hutch den Tod auf einem Raumschiff erlebte. Sicher, sie hatte immer gewußt, daß interstellare Schiffe mit ihrer zerbrechlichen Fracht aus Gepäck, Ausrüstung und Passagieren intensive (wenn auch nur vorübergehende) Gemeinschaften entstehen ließen. Die Menschen rückten angesichts eines sie umgebenden feindlichen Universums dichter zusammen. Gegensätze, die auf der breiten Bühne einer planetaren Oberfläche zu schlimmen Konflikten geführt hätten, neigten in den Observatoriumsräumen und auf dem Fährdeck eines Schiffes dazu, sich in Nichts aufzulösen. Und die logische Folge davon war, wie Hutch jetzt erkannte, daß Unfälle die Überlebenden um so härter trafen. Zwischen den Sternen gab es keine unbeteiligten Zuschauer.
Die meisten Tische waren besetzt. Hutch wanderte umher und beteiligte sich hin und wieder an Unterhaltungen, aber die meiste Zeit hörte sie nur zu. Sie war voller Trauer. Manchmal, mitten in einer Unterhaltung, stand sie auf und zog sich in eine Ecke zurück, wo sie allein sein konnte. Niemand nahm es ihr übel.
Truscott kam in den
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