Hutch 01 - Gottes Maschinen
seinen Chef erblickte, hob er grüßend die Hand und redete weiter.
Helm ließ sich an seinem Schreibtisch nieder und kontrollierte, ob Sendungen für ihn eingegangen waren. Er schnappte ein paar Fetzen von Caseys Unterhaltung auf. Genug, um zu merken, daß sein Stellvertreter unzufrieden war.
Casey war ein großgewachsener, schlanker Mann. Er war hart und scharf, und seine Worte und Gesten waren frei von unnötigem Ballast. Seine dünnen Haare waren nach hinten gekämmt, und er trug einen gepflegten Bart. Seine Augen suchten die von Helm und signalisierten ihm, daß die Welt voller Inkompetenz war. »Ein weiterer defekter Kern«, sagte er, nachdem das Gespräch geendet hatte. »Wie war der Inspektionstrip?«
»Alles in Ordnung. Wir werden rechtzeitig fertig.«
»Das ist gut. Wenn uns weiter Kerne durchbrennen, haben wir bald ein Problem. Es ist nur noch ein Reservekern da.«
»Verdammter billiger Mist«, sagte Helm. »Irgend jemand in der Beschaffung macht ein paar schnelle Dollars.«
Casey zuckte die Schultern. »Wir haben fünfundvierzig Grad unter Null hier draußen. Eigentlich erstaunlich, daß überhaupt was funktioniert.«
An der Wand gegenüber der Luftschleuse befand sich eine elektronische Karte der Eiskappe. Die Sprenglöcher waren mit farbigen Leuchtdioden markiert. Rot bedeutete Waffen in Vulkanen, Weiß bedeutete Waffen in Bohrlöchern im Eis, und Grün stand für Teams, die mit ihren Arbeiten noch nicht fertig waren. Fünf grüne Dioden brannten. »Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
»Jensen rief an, kurz bevor Sie zurückgekommen sind«, antwortete Casey. »Sie hatte ebenfalls Probleme mit der Ausrüstung. Sie sagt, sie hängt acht Stunden hinter ihrem Zeitplan her. Es ist noch nicht in Ihrem Nachrichtenfach.«
Das paßte Helm überhaupt nicht. Er hatte geplant, alle Vorbereitungen dreißig Stunden vor der Sprengung abschließen zu können. Das würde genügend Spielraum lassen, um eventuelle Fehler zu beheben und die Teams trotzdem rechtzeitig abzuziehen. Jensen leitete die Gruppe siebenundzwanzig. Ihre Aufgabe war es, einen Sprengkopf auf der anderen Seite der Kappe direkt in das Eis zu senken. Acht gottverdammte Stunden. Nun gut, er würde damit leben können. Aber wenn es noch weitere Verzögerungen gab, würde er Jensen den Kopf abreißen.
Er ging seine Nachrichten durch. Eine Sendung erweckte seine Aufmerksamkeit:
AN: DIREKTOR SUEDPOL-ZENTRALE
DIREKTOR NORDPOL-ZENTRALE
CHEFPILOT
VON: DIREKTORIN PROJEKT HOFFNUNG
BETRIFFT: ADMINISTRATIVE PROZEDUREN
WIE SIE ALLE WISSEN, SIND WIR AN EINEM BEISPIELLOSEN UND AEUSSERST KOMPLIZIERTEN UNTERNEHMEN BETEILIGT. DIE LAGEBERICHTE WERDEN DAHER AB SOFORT GEMAESS VORSCHRIFT 447 112.3 ABSCHNITT (B) AKTUALISIERT. HILFEGESUCHE IN BESONDEREN FAELLEN SIND UEBER OPCOMM ZU STELLEN UND WERDEN HIER BEARBEITET. WIR HABEN VORKEHRUNGEN GETROFFEN UND KOENNEN HILFESTELLUNG GEWAEHREN, SOLLTE ES NOTWENDIG WERDEN. WICHTIG! ALLE, ICH WIEDERHOLE, ALLE SPRENGKOEPFE SIND SO AUSZULEGEN, DASS DIE DETONATION BIS ZUM ALLERLETZTEN AUGENBLICK ABGEBROCHEN WERDEN KANN. BESTAETIGUNG ERFORDERLICH.
TRUSCOTT
Helm las das Papier mehrere Male. »Haben Sie das gesehen, Mark? ›Bis zum allerletzten Augenblick.‹«
Casey nickte. »Ich habe bereits die Bestätigung zurückgeschickt.«
»Sie weiß verdammt genau, daß wir die Sprengköpfe so ausgelegt haben. Was zur Hölle soll das?«
»Keine Ahnung. Ich arbeite hier nur. Vielleicht will sie sich absichern?«
»Irgend etwas ist passiert.« Helms Augen wurden schmal. »Holen Sie sie an die Leitung, Mark.«
Melanie Truscotts Bild erschien. Sie war in ihrem Büro und saß auf einem Sofa. Auf ihrem Schoß ruhte ein elektronisches Notizbuch, und um sie herum lagen Papiere verstreut auf dem Sofa. »Ian«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun?«
Helm haßte Truscotts Benehmen. Die Frau kehrte für seinen Geschmack zu sehr ihre Stellung heraus. Alles an ihr erschien ihm arrogant: ihr Lächeln, ihre autoritäre Stimme und nicht zuletzt ihre Weigerung, sich mit ihm abzusprechen, bevor sie Befehle erteilte oder Vorgehensweisen festlegte. »Wir sind in der Lage, den Countdown jederzeit zu stoppen«, sagte Helm.
»Ich weiß«, gab sie zurück und schloß das Notizbuch.
»Was ist passiert? Setzt uns jemand unter Druck?«
»Die Gesellschaft befürchtet, daß Jacobi und einer oder mehrere seiner Leute sich weigern könnten, den Planeten rechtzeitig zu verlassen. Sie wollen sichergehen, daß niemand
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