Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Chiang.
    »Wozu?«, fragte Marcel verwundert. »Sie werden nicht mehr lange da sein.«
    »Vielleicht gerade deshalb«, meinte Kellie. Sie war eine dunkelhäutige Schönheit und sehr gebildet. Außerdem war sie die einzige Person, von der Marcel wusste, dass sie tatsächlich Freude am Lesen von Gedichten hatte. »Wenn alles vorbei ist, werden wir immer noch eine Karte haben. Scheint mir eine gute Idee, sie mit Namen auszustatten.«
     
    Marcel und Beekman machten sich auf den Weg in die Projektkontrolle, um dem Geschehen beizuwohnen. Der halbe Stab war anwesend und stritt lautstark über die einzelnen Vorschläge. Chiang brachte einen Ort nach dem anderen auf den Bildschirm, nicht nur Kontinente, sondern auch Ozeane, Binnengewässer, Bergketten, Flüsse, Inseln und Kaps.
    Der dreieckige Kontinent, den sie gerade passiert hatten, erhielt den Namen Transitoria. Die anderen waren bereits benannt worden. Sie hießen Endzeit, Gloriamundi und Nord- und Südtempus.
    Den großen Ozean im Norden nannten sie Coraggio. Die anderen erhielten die Namen Nirwana, Majestät und Arkana. Die Wasserfläche, die Transitoria von den beiden Tempi trennte (die durch eine schmale Landenge verbunden waren), erhielt den Namen Nebelmeer.
    Weiter ging es mit dem Kap des Abschieds und der bis weit in den Nordwesten Transitorias vordringenden Bucht der Schlechten Neuigkeiten; dann waren da noch der Weitblickfels, die Schwarze Küste und die Traurigen Berge.
    Kaum hatten sie die Karte ausgefüllt, verloren sie das Interesse und zogen von dannen. Aber nicht, ehe Marcel die veränderte Stimmung wahrgenommen hatte. Es fiel ihm schwer, genau zu bestimmen, was anders war, und sei es nur, um sicherzugehen, dass er kein Opfer seiner eigenen Vorstellungsgabe geworden war. Aber die Forscher machten einen ernsteren Eindruck, das Gelächter war verhaltener, und sie schienen mehr als zuvor darauf bedacht zu sein, zusammenzubleiben.
     
    Marcel hatte sich in Gegenwart der Forscher der Akademie meist nicht allzu wohl gefühlt. Sie neigten dazu, sich in ihre Spezialgebiete zu flüchten, und manchmal benahmen sie sich, als wäre jemand, der beispielsweise kein Interesse am Zeitablauf in einem starken Gravitationsfeld zeigte, ihrer Gesellschaft nicht würdig. Doch derlei geschah nicht absichtlich, und im Großen und Ganzen versuchten sie zumindest freundlich zu sein. Dennoch waren einige von ihnen außerstande, ihre Gefühle zu verbergen. Selbst die Frauen unter ihnen zeigten sich gewöhnlich eher engstirnig.
    Folglich zog er sich an den meisten Abenden schon früh in sein Quartier zurück und stöberte in der Schiffsbibliothek. Aber dies war ein aufregender Tag gewesen, der erste Tag im Orbit. Die Forscher feierten, und er wollte nichts von der guten Stimmung verpassen, also blieb er, bis auch der Letzte von ihnen sein Geschirr in den Sammler gestellt hatte, und vertiefte sich anschließend in Chiangs Karte.
    Es war nicht schwer, sich Maleiva III als eine von Menschen bevölkerte Welt vorzustellen. Port Umbrage an der Südspitze von Gloriamundi, der Unwägbare Kanal zwischen den Tempi.
    Auch nach dem Kartenstudium war er noch nicht müde, also ging er nach einer Weile zurück auf die Brücke. Die KI des Schiffes hatte die Steuerung übernommen, und die Beobachtung von endlosen Gletschern und Meeren langweilte ihn so sehr, dass er einen Politthriller zur Hand nahm, den zu lesen er am Vorabend begonnen hatte. Auf den Gängen hörte er Leute umherwandern, was angesichts der Tageszeit eher ungewöhnlich war, doch er nahm an, dass dieser Umstand mit der allgemeinen Spannung an diesem Tag zu tun hatte.
    Er hatte gerade eine halbe Stunde mit dem Buch zugebracht, als seine Sprechverbindung sich meldete. »Marcel?«, hörte er Beekmans Stimme.
    »Ja, Gunther?«
    »Ich bin wieder in der Projektkontrolle. Falls Sie einen Moment Zeit haben, haben wir hier etwas auf dem Monitor, das Sie sich vielleicht ansehen möchten.«
     
    Etwa ein Dutzend Personen stellte sich vor mehrere Monitore, auf denen überall das gleiche Bild zu sehen war: ein Wald unter einer tiefen Schneedecke und zwischen den Bäumen etwas, das nach Mauern aussah. Es war schwer zu erkennen.
    »Das ist die stärkste Vergrößerung«, sagte Beekman.
    Marcel schnitt vor dem Bildschirm eine Grimasse, als könne er so ein klareres Bild erhalten. »Was ist das?«, fragte er.
    »Wir sind nicht sicher. Aber es sieht aus wie …«
    »… ein Gebäude.« Mira Amelia trat dicht an den Monitor heran. »Da unten ist

Weitere Kostenlose Bücher