Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
zurückziehen, bis sich ein günstigerer Zeitpunkt für ein Gespräch ergibt. Dennoch würden wir sehr gern ein Live-Interview mit Ihnen führen, wenn es Ihnen passt. Wir könnten ein bisschen zusammensitzen und uns unterhalten. Über Ihre Gefühle. Wie es ist, unter solchen Umständen über die Oberfläche zu marschieren.« Er setzte eine Miene auf, die Mitgefühl darstellen sollte. »Darüber, inwieweit Sie zuversichtlich sind, von hier fortzukommen, bevor … nun, wissen Sie …« Er zeigte ihr einen Haufen Zähne, die ihr vermitteln sollten, dass ihm das mangelnde Feingefühl angesichts ihrer Lage bewusst war, sein Beruf diese Vorgehensweise jedoch erforderlich machte.
»Der Kerl ist ein Idiot«, sagte Kellie auf dem privaten Kanal. »Geben Sie ihm nichts.«
»Tun Sie, was er sagt«, riet Nightingale, ebenfalls auf dem privaten Kanal. »Da ist für uns alle eine Menge drin. Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen. Warum sollten wir nicht mit ihm zusammenarbeiten?«
Den Gedanken hatte Hutchins auch bereits gehegt. Womöglich würde sie am Ende für achttausend pro Einsatz Unternehmensleitungen beraten. Vielleicht auch einen Ghostwriter anheuern und ihre Memoiren schreiben. Das klang nicht so schlecht. Ihre alte Freundin Janet Allegri hatte kürzlich ihren Bericht über die Omega-Mission, Gottes Maschinen, veröffentlicht und verdammt gutes Geld damit gemacht.
Und was war schon dabei? Canyon musste seinen Lebensunterhalt verdienen. Warum sollte sie ihm dabei im Wege stehen? Außerdem hätten sie dann alle etwas, das sie in Gedanken für eine Weile beschäftigen würde. »Okay, August«, sagte sie. »Wir werden uns zusammensetzen. Heute Abend. Nach dem Essen.«
Kapitel XX
»Zu behaupten, das Tier Mensch sei von einem göttlichen Wesen erschaffen worden, widerspricht jeglicher Logik. Der Durchschnittsmensch ist kaum mehr als ein ambitiöser Affe. Er ist vertrottelt, selbstverliebt, feige, eingeschüchtert von seinesgleichen, voller Furcht, andere könnten in ihm das sehen, was er ist. Man kann nur annehmen, dass der Schöpfer in Eile war oder vielleicht der olympischen Bürokratie angehörte. Die Frömmeren unter uns sollten beten, dass er seine Sache das nächste Mal richtig macht. Aber der Gerechtigkeit halber sollten wir eingestehen, dass auch das Tier eine Tugend aufweist: Es ist ausdauernd.«
Gregory MacAllister, Bridge mit Polynesiern
Stunden bis zum planetaren Ende (vermut.): 123.
»Können wir das wirklich machen?«
John Drammond nickte. Tatsächlich befand er sich auf der Wendy, virtuell im Planungszentrum an Bord der Star. »Marcel, es hängt alles davon ab, welche Höhe die Landefähre erreichen kann.«
»Wie hoch muss sie steigen?«
»Mindestens zehntausend Meter. Darunter haben wir keine Chance, die Ereignisse zu kontrollieren.«
Beekman nickte zustimmend. »Je höher sie die Fähre bringen, desto besser stehen unsere Chancen«, sagte er.
»Wir müssen im Vorfeld wissen«, fuhr Drummond fort, »wie hoch sie steigen können, damit wir unseren Einsatz planen können.«
»Wir haben keine Möglichkeit, herauszufinden …«
»Marcel, das wäre eine wirklich beträchtliche Hilfe.«
»Es geht nicht darum, wie hilfreich das wäre. Es gibt keine Möglichkeit, es herauszufinden. Angenommen, sie schaffen zehntausend. Gehen Sie auf dieser Grundlage vor.«
Drummond setzte eine gepeinigte Miene auf. »Sind Sie sicher? Wir können keinen Testflug absolvieren, wenn sie die Fähre erreichen? Wenn wir wüssten, womit wir es zu tun haben …«
»Wir können keinen Test durchführen, weil ein Test den Spike erschöpfen würde, und das hätte eine ziemlich heftige Landung zur Folge.«
»Wie steht es mit einer Computersimulation?«
»Der Datenfluss von der Landefähre dürfte nicht gerade verlässlich sein. Gehen Sie einfach davon aus, dass sie zehntausend schaffen, und arbeiten Sie weiter, in Ordnung?« Er gab sich alle Mühe, den Zorn aus seiner Stimme fern zu halten, war aber nicht sehr erfolgreich.
Drummond seufzte. »Das ist ein sehr spekulatives Unterfangen, Marcel.«
»Natürlich ist es das, John. Wir können nicht mehr tun als machbar ist. Was ist mit dem Schaft, den wir aus dem Konstrukt entfernen und in die richtige Richtung drehen müssen? Können wir das tun?«
»Ja«, sagte er. »Wir müssen ihn umdrehen, aber da sehe ich kein Problem. Trotzdem wird es ein sehr kompliziertes Manöver werden.«
»Sie haben nur vier Schiffe. Eines von ihnen müsste rangehen …«
»Die
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