Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
TransGalactic von jeglicher Verantwortung im Falle eines Fehlschlags freisprach. Als das erledigt war, hatte Captain Clairveau von der Wendy Jay ihnen die Gefahren erläutert, die die Situation mit sich bringen konnte. »Wir hoffen, dass Sie nicht rausgehen müssen«, sagte er. »Ich möchte Sie nachdrücklich darauf hinweisen, dass diese Ausbildung nur eine Vorsorgemaßnahme ist.«
Janet fiel auf, dass einige der Freiwilligen enttäuscht auf seine Worte reagierten. Das, so dachte sie, war ein vielversprechender Anfang.
»Sollten Sie hinausgehen müssen«, fuhr Clairveau fort, »werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die Risiken zu minimieren. Aber letztlich wird es immer in Ihrer Hand liegen. Die wirklichen Gefahren ergeben sich aus Ihrem Mangel an Erfahrung in Bezug auf das, was wir von Ihnen erwarten. Sie werden in einer Null-g-Umgebung arbeiten, und Sie werden Laser benutzen.«
»Die E-Suits, die Sie tragen werden, sind bequem. Sie halten warm und sind fast narrensicher. Aber sie werden einem Laser nicht standhalten, also müssen Sie vorsichtig damit umgehen. Wir werden Ihnen zeigen, wie Sie die Laser handhaben müssen, wie Sie schweißen und wie Sie das alles ohne Schwerkraft hinkriegen. Und wie Sie dabei größtmögliche Sicherheit walten lassen. Sie haben die Möglichkeit, die Arbeit in Schwerelosigkeit innerhalb des Schiffes zu simulieren. In den nächsten drei Tagen werden Sie nichts anderes tun als üben.«
Clairveau war groß, gut aussehend und selbstsicher, und Janet war geneigt, ihm zu vertrauen. »Wie Sie wissen«, fuhr er fort, »kommt Morgans Welt immer näher. Das bedeutet, da draußen wird einiges an Schutt herumfliegen. Steine. Staub. Eis. Wer weiß …
Wir haben Sensoren, die die Umgebung ständig überwachen, aber wir können Ihnen keine absolute Sicherheit bieten. Sollte sich jemand von Ihnen die Sache daher doch noch einmal überlegen wollen, so werden wir das verstehen.«
Einige taten es.
»Die Leute zu Hause verlassen sich auf mich.«
»Es tut mir Leid. Ich wollte helfen, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt.«
»Ich habe Kinder.«
»Manchmal leide ich unter Höhenangst.«
Die meisten blieben.
Janet war frisch verwitwet. Nicht, dass ihr das allzu viel ausmachte. Ihr Ex war ein echter Langweiler gewesen. Er hatte keinerlei Vorstellungskraft besessen und sein ganzes Leben damit verbracht, sich selbst bei der malerischen Darstellung von Robin Hood, George Washington und Leonidas an den Thermopylen zu beobachten (nur, dass bei seiner Version die Spartaner gewannen), und seine Vorstellung von einem romantischen Abend bestand in einem Abendessen mit Kumpels in einer Jagdhütte.
Sie hatte darüber nachgedacht, auf eine Prolongation des Ehekontrakts zu verzichten, wann immer sie fällig war. Aber sie hatte diesen letzten Schritt nicht unternommen, weil ihr Ehemann sie geliebt hatte. Sie war ihm treu geblieben, bei Gott, und sie hatte stets an seinen Geburtstag und alle anderen wichtigen Jahrestage gedacht. Sie hatten zwei gute Kinder, und er war ein mustergültiger Vater gewesen. Hätte sie die Prolongation abgelehnt, so hätte sie ihn zerstört, und es gab nichts, was sie dazu hätte treiben können, also war sie bei ihm geblieben, hatte sich gelangweilt und nach ein wenig Aufregung gesehnt, all die vielen langen Jahre.
Jeder hatte geglaubt, sie wären das ideale Paar. Ich wünschte, mein George wäre so wie dein Will. Will hatte sogar sein gutes Aussehen über die Jahre gerettet, wenn auch sein Lächeln etwas von seiner alten elektrisierenden Wirkung verloren hatte. Als ein unentdecktes Aneurysma ihn schließlich hingerafft hatte, hatte sie einen angemessenen Zeitraum getrauert und war dann an Bord der Evening Star gegangen, um, wie sie ihren Freunden erzählt hatte, über den Verlust hinwegzukommen.
Ihre Mitreisenden wussten nichts von all dem. Janet hatte festgestellt, dass sie die neu gewonnene Freiheit liebte, und sie genoss sie in vollen Zügen.
Nun bekam sie überdies Gelegenheit, ihre alten Fähigkeiten zu reaktivieren und zugleich etwas Heldenhaftes zu tun.
Es lag in ihrer Verantwortung, die Freiwilligen in den Techniken des Schweißens und Trennens auszubilden.
Marcel hatte sich mit ihr zusammengesetzt, und sie hatten besprochen, wie die Operation ablaufen sollte.
Zuerst erkundigte sie sich, ob einer der Anwesenden eine Vorstellung vom Schweißen hatte.
Dann demonstrierte sie die Technik, indem sie zwei Stücke Metall miteinander verschweißte. »Eine
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