Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
Gasriesen in der direkten Nachbarschaft ist die Kalkulation ein wenig heikel.« Er sah sie an. Offensichtlich versuchte er herauszufinden, ob sie Angst hatte. »Es gibt wirklich keinen Anlass zur Sorge, falls Sie das denken.« Er prüfte ihre Position auf den Monitoren. »Okay«, sagte er in ein Mikrofon. »Einsatzbereit.«
Die KI übernahm das Kommando. Sie beschleunigte, flog näher an die Oberfläche und richtete die Laser aus, die Miles’ Team installiert hatte. Drummond ermahnte die Leute auf den Schäften, sich in den Schutz der Platte zu begeben und dort zu bleiben. »Ziehen Sie die Köpfe ein«, sagte er. »Wir legen los.«
Janet wusste, dass er es vorgezogen hätte, wenn weiter niemand auf dem Konstrukt gewesen wäre, sobald der Fels freigeschnitten wurde. Vor allem nicht in der Nähe des Asteroiden. Aber sie mussten fünfzehn Schäfte von der Platte lösen, und sie hätten schlicht nicht genug Zeit gehabt, diese Aufgabe zu bewältigen, hätten sie sich nach ihrer Ankunft nicht sofort an die Arbeit gemacht.
Das Shuttle flog näher heran. Janet hätte einen Fuß durch die Luftschleuse stecken und den Asteroiden berühren können. Mit einer flachen, maskulinen Stimme teilte die KI gleichsam unheilverkündend mit, dass sie gleich die Laser aktivieren würde.
Sie führte einen kurzen Countdown aus, und zwei Lanzen weißen Lichts bohrten sich in den Staub.
Das Shuttle bewegte sich langsam von Norden nach Süden über den Asteroiden. Mit einem großzügigen Abstand vom Südpol machte es kehrt und flog langsam wieder zurück.
»Die Schnitte sehen gut aus«, sagte Frank. »In ungefähr einer Minute sollte er freikommen.« Dann machte er: »Oh-oh.«
Und Janets Herz schlug schneller.
»Achtung!«, ertönte die Stimme von Frank, dem Piloten. »Meteoritenschwarm im Anflug. Etwa dreißig Sekunden. Nehmen Sie auf der Seite des Konstrukts hinter der Platte Deckung.«
Tom Scolari blickte über die Kante der Platte hinweg, um nachzusehen, ob die Meteoriten mit bloßem Auge erkennbar waren, was ihm eine eisige Zurechtweisung von Janet einbrachte, woraufhin er sich rasch wieder zurückzog. Die übrigen Mitglieder seines Teams hielten sich brav an die Anweisungen.
»Bleiben Sie hinter der Platte«, warnte Janet. »Sie fliegen über den Asteroiden. Solange Sie unten bleiben, kann Ihnen nichts passieren.«
Etwas huschte an ihm vorbei, ein schneller, stummer Schatten vor den fernen Sternen. Dann noch einmal, kaum mehr als das Flüstern seines eigenen Herzschlags. All das geschah so schnell, dass er nicht einmal sicher sein konnte, überhaupt etwas gesehen zu haben. Atemgeräusche erfüllten den Funkverkehr. Jemand gab ein angstvolles Geräusch von sich.
Er fühlte Vibration, dann eine Erschütterung. Draußen, am Rande des Konstrukts, blitzte etwas auf.
»Der hat gesessen«, sagte Janet.
Ein weiterer Ruck erschütterte ihn. Scolari blickte in die Augen der Frau neben ihm. Sie sah verängstigt aus.
Er wartete, lauschte seinem eigenen Puls, bis Frank sich wieder meldete. »Das scheint es gewesen zu sein, Leute. Der Schirm ist wieder leer.«
»Sind alle in Ordnung?«, fragte Drummond.
Es folgten ein paar Bestätigungen, bis Janet jeden mit Namen rief. Während sie das tat, zählte Scolari die Personen. Alle anwesend. Alle in Bewegung.
Er und die Frau wechselten einen kurzen Blick. Dann wandte sie – ihr Name war Kit – sich wieder der Arbeit zu. Aber von diesem Moment an hatte Scolari, so unbekümmert er sich sonst auch gegeben hatte, verstanden, dass er sein Leben aufs Spiel setzte, und er war froh, nicht allein zu sein.
Seine Anweisungen waren einfach: Er sollte so viele Schäfte wie möglich abtrennen, aber er sollte die Schäfte nicht weiter als bis zur Hälfte einschneiden, solange der Asteroid noch da war. Sobald das Shuttle bekannt gab, dass die Abtrennung bevorstand, sollte er dafür sorgen, dass sich alle hinter der Platte in Sicherheit befanden. War der Felsen weg, sollten sie sich wieder an die Arbeit machen und die Schäfte vollends durchschneiden, sodass nur noch Alpha, die Platte und das Netz an einem Stück blieben, während der Rest von dem Konstrukt abgetrennt wäre.
Scolari war das älteste Mitglied seines Teams. Er wusste nicht viel über das Privatleben der anderen, nur das, was er den wenigen Andeutungen in ihren Gesprächen entnommen hatte. So hieß es unter anderem, dass eine der Freiwilligen Mutter zweier Kinder sei. Aber sie alle waren aufgeregt, bei der Rettung der Bodentruppe
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