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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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dem Deltadeck zu sehen. Und schließlich all die Prominenten, die sich eingefunden hatten, um das Schiff auf seiner Jungfernfahrt zu begleiten. Dann war da der erste Captain, Bartlett Hollinger, bärtig, graue Augen, silbernes Haar, ein Mann, der unglaublich kompetent und beinahe wie der nette Onkel aussah, an den jedermann sich gern erinnerte. »Nun«, sagte Beekman, »einige Leute an Bord der Wendy denken, wir hätten einen falschen Weg eingeschlagen.«
    Diese Bemerkung erschreckte Marcel zunächst. Er interpretierte Beekmans Worte als Hinweis darauf, dass die Rettungsmission an irgendeiner Stelle fehlgeschlagen sein könnte, dass sie einen wichtigen Punkt übersehen hätten, dass es nichts mehr zu retten gäbe. »Inwiefern?« fragte er, doch seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. »Was sollten wir ihrer Ansicht nach unternehmen?«
    »Sie denken, dass wir die ursprüngliche Mission zu sehr vernachlässigen.«
    Marcel fühlte eine Woge der Erleichterung, gefolgt von Ungläubigkeit, als ihm die Bedeutung von Beekmans Worten aufging, ehe er schließlich eine Flut reinen Zorns hinunterschlucken musste. »Ist das auch Ihre Meinung?«
    Beekman brauchte lange, ehe er zu einer Antwort ansetzte. »Ich bin unschlüssig«, sagte er endlich. »So etwas werden wir nie wieder zu sehen bekommen. Nicht in dieser oder der nächsten Generation. Wir hätten die Chance, mehr über Gravitation und planetare Strukturen zu lernen als in einem Jahrhundert theoretischer Forschung, Marcel. Es stimmt, wir lassen uns eine unbezahlbare Gelegenheit einfach durch die Finger rutschen.«
    »Sie wollen Kellie also im Stich lassen?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Sie können nicht alles haben, Gunny.«
    »Sie habe mich gefragt, ob ich sie im Stich lassen wolle. Das tue ich nicht, und das wissen Sie. Aber Sie und ich wissen auch, dass der große Zahnstocher vielleicht nicht funktionieren wird. Es gibt noch zu viel, was schief gehen kann. Vielleicht sollten wir uns lieber den Tatsachen stellen und uns wieder auf die Mission konzentrieren, die uns hergeführt hat.«
    Marcel atmete tief ein. »Drehen wir die Sache einmal um, Gunther. Machen Sie die Rettung zu Ihrer Sache. Was werden Sie tun?«
    »Und Sie finden sich mit meiner Entscheidung ab?«
    Marcel betrachtete ein großes gerahmtes Bild, das ein junges Paar beim Dinner auf dem Promenadendeck zeigte. Durch ein Fenster war der Krebsnebel zu sehen. »Ja«, sagte er. »Ich werde mich in Ihre Entscheidung fügen. Also, was tun wir? Schreiben wir Kellie ab? Und die anderen?«
    Beekman sah Marcel an, folgte seinem Blick zu dem Bild und fixierte es lange Zeit. »Das ist unzumutbar«, sagte er schließlich.
    »Was?«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    »Natürlich. Die Verantwortung zu tragen, statt nur zu kritisieren.«
    Ein Grollen erklang in Beekmans Kehle. »In Ordnung«, sagte er. »Machen Sie es auf Ihre Weise. Aber irgendwann werden wir den Preis dafür bezahlen müssen.«
     
    Die Offiziere auf der Brücke der Star zollten den Bildern von den außerirdischen Schriften, den verfallenen Korridoren und prachtvoll gekleideten Falken auf ihren Monitoren mit lauten Oooohs und Aaaahs ihre Anerkennung. Lori entfernte systematisch den Nebel aus den Darstellungen und steigerte die Qualität der Bilder. Hier gab es eine ganze Reihe von leeren Räumen am Rand einer ausgedehnten Halle, dort beschrieb ein Gang sanfte Kurven, die an Türen vorbeiführten, in die Symbole des Alienalphabets eingraviert waren. Marcel fragte sich, ob jene die Funktion der dahinter liegenden Räume beschrieben oder die Namen der einzelnen Individuen angaben.
    Individuen. Falken. Individuelle Falken. Wie hatten sie gelebt? Hatten sie sich abends zusammengesetzt und ihre Art Poker gespielt? Hatten sie sich an Gesprächen beim Essen erfreut? Kannten sie Musik?
    Zu gern hätte er gelauscht, als die Entscheidung getroffen wurde, eine Rettungsmission zu dieser mittelalterlichen Welt zu schicken, die gerade in die Staubwolke eintrat. Die Mission musste für die Spezies, die offenbar nicht über Spiketechnologie verfügt hatte, einen enormen technischen Aufwand notwendig gemacht haben. Wie viele hatten sie gerettet? Wohin waren sie gegangen?
    Er hörte, wie das Energieniveau angehoben wurde, fühlte, wie das Schiff erneut den Kurs korrigierte.
    Das Hexagon war gewaltig. Auf dem großen Sichtschirm wurde der Aufbau erkennbar. Für Wesen menschlicher Größe angemessene Räume im Ostflügel, lange Korridore, Sektionen, die als Wartesäle

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