Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
verängstigt aus.
Scolari bemühte sich um eine möglichst ruhige Haltung. »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
Chops Augen musterten nervös die Umgebung. Kingsbury schlug Scolari mit der Hand auf die Schulter. »Wenn das vorbei ist, dann lade ich euch alle zu einem Drink ein, Junge.«
Sie kletterten in die Kojen, und die Sicherheitsnetze senkten sich über sie.
»Ich werde Sie informieren«, sagte die KI, »wenn die Gefahr vorüber ist.«
»Ich frage mich, wie weit sie von uns entfernt sind«, sagte Chop. »Die Gesteinsbrocken, meine ich.«
In seinen Ohrhörern meldete sich eine andere Stimme zu Wort. »Hier spricht Captain Clairveau. Ihre KI hat mich soeben darüber informiert, dass Sie allein auf der Zwick sind. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
»Jack Kingsbury hier. Uns geht es gut, Captain. Können Sie uns vielleicht erklären, was hier los ist?«
Ehe er antworten konnte, erschütterte ein Donnerschlag den Bug, dass das ganze Schiff erbebte. Scolari hörte ein Klicken in seinen Ohrhörern. Dann veränderte sich das Geräusch der Trägerwelle.
»Captain?«, sagte Scolari, »sind Sie noch da?«
Wieder krachte etwas, und das Donnern hallte durch den Raum.
Die Transmission brach ab.
Eine Computerstimme sagte: »Vierzehn Minuten.«
»Wir konnten den Kontakt zur Wendy wiederherstellen«, informierte Lori die Offiziere auf der Brücke. »Die Zwick ist noch nicht erreichbar.«
Marcel studierte die Statusanzeige, auf der der Meteoritenschwarm als blinkendes gelbes Licht dargestellt war. Einige der Felsbrocken traten in die Atmosphäre ein, doch wie es schien, würden sie das Schlimmste schon bald hinter sich haben.
»Lori«, sagte Marcel. »Haben wir Bilder von ihnen? Von der Zwick?«
»Nein. Nur Miles ist nahe genug dran, aber der Winkel passt nicht. Ich werde Sie informieren, sobald wir etwas empfangen.«
Die Kommunikationskonsole blinkte. »Captain Clairveau«, ertönte Drummonds Stimme.
»Sprechen Sie, John.«
»Schlechte Neuigkeiten …«
Marcel hielt den Atem an. Immerhin konnte er Drummond hören, also sollte es nicht so schlimm sein. »Was ist los?«
»Visuelle Transmission.«
Ein Hilfsschirm flackerte auf, und Marcel starrte auf das Netz. Den unteren Teil des Netzes.
Den Sack.
Nur war der Sack nicht mehr da.
Wo das Netz einen provisorischen Hafen für die Landefähre hätte bilden sollen, wo der Ring ihr den Weg hätte leuchten sollen, hing einfach nur alles runter, kraftlos und tot.
»Was ist passiert?«
»Keine Ahnung, Marcel. Muss getroffen worden sein.«
Er wollte dieses Bild nicht sehen.
»Es muss den Ring direkt erwischt haben«, fuhr Drummond fort. »Oder die Stützen. Das ganze Ding ist kollabiert.«
»Dreizehn Minuten«, sagte die Stimme.
Die KI informierte Scolari und die anderen, dass die Zwick gleich die Maschinen zünden würde. Die Phase der Verzögerung und der anschließenden Rückführung von Alpha hatte begonnen.
Außerdem teilte die KI ihnen mit, dass die Kommunikationsverbindung zu den anderen Schiffen wiederhergestellt war.
Kapitel XXXV
»Das Überleben in einer Krisensituation ist oft nur eine Frage des Glücks. Glück kann das rechtzeitige Auftauchen einer Kompanie Peacekeeper sein, eine Energiequelle, die unerwartet zur Verfügung steht oder der richtige Platz in einem Luftfahrzeug. Meistens aber hängt es davon ab, mit den richtigen Leuten zusammen zu sein.«
Gregory MacAllister, Spiritueller Wegweiser für Zeltbauer
Stunden bis zum planetaren Ende (vermut.): 12.
»… kein unlösbares Problem …« Die Konturen von Marcels Bild auf dem Monitor zerflossen. Hutch sah, dass sein Mund sich bewegte, aber der Ton erreichte sie nicht mehr.
»… können vielleicht immer noch einen Weg hineinfinden …«
Sie starrte stur geradeaus, durch die Scheibe hinaus auf den aschgrauen Himmel, der nie zu enden schien. Zu ihrer Rechten erkannte sie eine Rauchsäule. Ein Vulkan, so sagte man ihr. Hinter ihr bewegte sich jemand. Aber niemand sagte einen Ton.
»… Pech, aber wir müssen nur ein bisschen umdisponieren …«
Sie klammerte sich an den Steuerknüppel, als könnte er sie schützen. Drückte sie ihn vor, senkte sich das Leitwerk ab und die Fähre ging in den Sinkflug. Hübsche, verlässliche Physik.
»… immer noch schaffen …«
Sie schaltete den Ton aus. Geräuschlos bewegten sich seine Lippen auf dem Schirm, während er sie mit leeren Augen anstarrte. Seltsamerweise tat er ihr Leid. Er hatte mehr getan, als irgendjemand
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