Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
für möglich gehalten hatte, und doch war all seine Mühe in der letzten Sekunde zunichte gemacht worden.
Ein Meteorit. Wie konnten sie nur so ein Pech haben?
»Was jetzt?«, fragte MacAllister.
Sie hörte ihn kaum.
»Mein Gott«, hauchte Nightingale.
»Können wir nicht trotzdem reinfliegen?«, fragte Kellie. »Wir wissen, dass es eine Öffnung gibt. Wir müssen sie lediglich finden.«
»Ja.« Nightingale beugte sich vor und drückte ihre Schulter. »So schwer hört sich das nicht an.«
Hutch schaltete den Ton wieder an. »Sie haben gesagt, der Ring sei kollabiert. Aber er hatte eine Beleuchtungsvorrichtung. Können Sie die noch aktivieren?«
»Negativ«, sagte er. »Sie reagiert nicht.«
»Wenn wir die Öffnung finden, was könnte uns dann davon abhalten, uns einfach reinzudrängen?«
»Gar nichts. Das entspricht zwar nicht dem Plan, aber Sie können es vielleicht trotzdem schaffen. Falls das Netz nicht zu sehr durcheinander geraten ist. Schwer zu sagen, in welchem Zustand es sich genau befindet.«
Vielleicht. Falls.
»Verdammt noch mal, Marcel, die Pläne sind zum Teufel.« Sie starrte ihre Instrumente an. »Ich sage es nur ungern, aber wir haben keinen Platz, an dem wir landen könnten.«
»Ich weiß.«
»Bin ich noch auf Kurs?«
»Ja, Hutch. Mit tödlicher Präzision.«
Eine unglückliche Wortwahl. Hutch sah, wie er zusammenzuckte, als ihm klar wurde, was er gesagt hatte. Ihm war anzusehen, dass er die Worte am liebsten zurückgenommen hätte.
»Da ist es«, rief Kellie.
Ein langes, dünnes Gewebe hing vom Himmel herab. Sie sah zu, wie es herunterglitt, sah, wie der Wind an ihm zerrte, es herumwirbelte und mal hierhin, mal dorthin fegte. Angesichts der Höhe überraschte sie dieser Umstand, und sie begriff nun wirklich, wie leicht das Baumaterial war.
Aber das ganze Ding war in sich zusammengefallen. Es war nicht nur der Ring. Die Stützen, die vor allem dafür verantwortlich waren, den vorderen vom hinteren Teil zu trennen und die Seitenwände des Sacks auseinander zu halten, waren auch zerstört und hatten sich in dem Gewebe verfangen. Während sie hinsah, stürzte ein Fragment der Stützen ab, und sie sah, wie es in den Wolken unter ihnen verschwand.
Es gab keinen Sack, in den sie hätten fliegen können.
»Was sollen wir tun?«, fragte Nightingale, unfähig das angsterfüllte Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. »Was in Gottes Namen sollen wir tun?«
In diesem Augenblick wäre es ihr eine Freude gewesen, ihn einfach aus der Fähre zu werfen.
»Sie kommen zu schnell rein«, sagte Marcel. »Drosseln Sie um zehn, nein um zwölf Kilometer. Drosseln Sie um zwölf.«
Sie folgte seinen Anweisungen und versuchte, ihren Herzschlag simultan zu drosseln.
»Sechs Minuten«, sagte Marcel. »Das Netz befindet sich noch in der Annäherungsphase, aber sie wird bald vorbei sein. Es wird gleich wieder steigen. Sie haben nicht ganz neunzig Sekunden, um an Bord zu kommen. Dann wird sich das Netz wieder entfernen.«
»Können Sie uns etwas mehr Zeit geben?«
»Leider nein. Wenn wir das täten, würden wir die Kontrolle über den Schaft verlieren und könnten ihn nicht mehr zurückholen.« Er sah aus, als hielte er eine Art Rechtfertigung für angebracht. »Hutch, wenn wir ihn nicht plangemäß zurückholen, stürzt er in den Ozean.«
Sie studierte die Sequenz, die Marcel ihr übermittelt hatte. Augenblicklich setzten zwei der vier interstellaren Schiffe ihre Hauptmaschinen ein, um den Niedergang zu drosseln. Während der nächsten paar Minuten würde die Kraft dieser Maschinen Alphas Sinkflug verzögern und den Schaft kurz in der Luft anhalten, ehe er wieder steigen würde.
Sie konnte sich annähernd vorstellen, wo die Öffnung sein sollte, aber sie konnte sie nicht sehen. Alles, was sie sah, war ein wildes Durcheinander aus Maschen. »Sieht jemand den Ring? Marcel, deutet er in unsere Richtung? Ist er immer noch auf der Ostseite?«
»Ich kann es nicht erkennen, Hutch. Ihre Darstellung ist besser als unsere. Die Atmosphäre macht unseren Scannern schlimm zu schaffen.«
»Ich kann überhaupt nichts erkennen«, sagte Kellie. »Das ist ein einziges Durcheinander.«
»Was denken Sie?«, fragte Marcel. »Können Sie reinfliegen?«
»Das wird nicht klappen«, sagte Kellie. »Das Netz ist vollkommen verheddert. Da kommen wir nie rein.«
»Ganz Ihrer Meinung«, sagte Hutch.
»Hutch.« Macs Stimme hatte einen schrillen Klang. »Wir haben keine andere Wahl.«
»Vielleicht doch.« Sie atmete tief
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