Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
auch ohne die Meteoriten gefällt es mir nicht, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben. Aber ich bin froh, dass ich das getan habe. Und ich hoffe bei Gott, dass diese vier Leute gesund zu uns zurückkehren. Falls sie das tun, wird es gut tun zu wissen, dass ich selbst dazu beigetragen habe.« Mühsam brachte er ein Lächeln zustande. »Ich und Cleo und all die anderen.«
Miles Chastain kreuzte um den Schaft, flog von einem Schiff zum nächsten und inspizierte die Arbeit der Outsider.
Maleiva III wurde von dem Gasriesen vollständig überschattet. Kontinente und Meere waren nicht länger sichtbar, und der ganze Planet sah aus, als wäre er in ein dichtes, schwarzes Leichentuch gehüllt.
Dass so viele Menschen bereit gewesen waren, für diese Operation ihr Leben aufs Spiel zu setzen, beeindruckte ihn zutiefst. Natürlich hatte er auch von den anderen Geschichten gehört, von den Klagen der Passagiere der Star und der Wissenschaftler an Bord der Wendy. Er hatte schon genug Krisensituationen erlebt, um zu wissen, dass diese dazu tendierten, die Menschen zu demaskieren, ihr wahres Gesicht zu offenbaren und ihr Bestes oder ihr Schlimmstes hervorzulocken, je nachdem, zu welcher Seite die einzelne Person neigte. Es war beinahe, als würden Probleme die Täuschungen des Alltags auslöschen, so wie Jerry Morgan Maleiva III auslöschte.
Er befand sich zwischen der Zwick, seinem eigenen Schiff, und der Evening Star und nahm Kurs auf das Netz. Dort würde John Drummonds Shuttle Hutchins und ihre Leidensgenossen aufsammeln. Marcel wollte, dass sie so schnell wie möglich aus der Landefähre herausgeholt wurden. Miles sollte sich in unmittelbarer Nähe aufhalten, für den Fall, dass seine Unterstützung gebraucht würde.
Außer ihm war niemand an Bord. Er hatte Phil, den Shuttlepiloten, die Assistenten und die Outsider zurück zur Star gebracht und selbst den Pilotensessel übernommen. Ganz allein näherte er sich nun der Zwick, deren Bug ihm zugewandt war.
Wenn das Signal erteilt würde und sie anfingen, den Schaft aus der Atmosphäre zu ziehen, würde das Netz den Weg in den Orbit beginnen. Hatten sie den erreicht, war es endlich möglich, die Leute um MacAllister wieder an Bord zu holen.
Sein Nachrichtenschirm blinkte auf. Transmission von der Zwick. Emma. Ihre üblicherweise blassen Züge erschienen auf dem Monitor, doch nun glühten sie förmlich. Wann immer sie mit ihm sprach, vermittelte sie den Eindruck, sie würde an etwas vollkommen anderes denken; als würde sie lediglich Anweisungen erteilen; als wäre Miles irgendwie gänzlich irrelevant. Vermutlich, so hatte er während des Fluges geschlossen, lag das daran, dass sie so viel mit VIPs zu tun hatte. Alle anderen waren in ihren Augen nur Bauern.
»Ja, Emma«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?«
»Miles, wo sind Sie jetzt?«
»Vor Ihnen. Im Anflug.«
»Meinem Zeitplan zufolge sind Sie auf dem Weg zu den Gestrandeten.«
»Mehr oder weniger. Ich fliege nur dort runter, um verfügbar zu sein.«
»Gut. Ich möchte, dass Sie herkommen und uns mitnehmen.«
»Warum?«
»Es wird nur eine Minute dauern.«
»Warum?«, fragte er erneut.
»Ist das ihr Ernst? Die Rettung steht kurz bevor oder auch nicht, und Sie fragen, warum wir dort sein wollen?«
Er seufzte. Sie hatte natürlich Recht. »Okay. Ich docke in etwa sechs Minuten an.«
»Gut. Ach ja, noch etwas. Würden Sie etwas für mich tun, Miles?«
Er wartete.
»Ich möchte, dass Sie Kontakt zu dem anderen Piloten aufnehmen, dem in dem Shuttle, das die Leute aufsammeln soll. Sagen Sie ihm, wir würden gern darüber berichten, wenn sie an Bord kommen. Fragen Sie ihn, ob er mit uns zusammenarbeiten würde.«
»Warum machen Sie das nicht selbst?«
»Na ja, von Pilot zu Pilot … Sie wissen doch, wie das ist. Er wird viel empfänglicher für unser Anliegen sein, wenn es von Ihnen vorgebracht wird. Viele dieser Leute hier draußen mögen uns nicht sonderlich. Sie denken, wir wären ihnen im Weg. Es sei denn, natürlich, sie brauchen die Publicity aus dem einen oder anderen Grund. Und ich möchte diese Gelegenheit nicht verpassen.« Sie war auf einem emotionalen Höhenflug. »Das wird die Nachrichtenstory des Jahrzehnts, Miles.«
»Emma, ist Ihnen klar, dass ein Shuttle nicht an einem anderen Shuttle andocken kann? Sie müssten rausgehen, um von einem zum anderen zu wechseln.«
»Das wusste ich nicht, aber das ist kein Problem.«
»Außerdem werden die Leute genug zu tun haben. Ich glaube nicht,
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