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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zurück auf den mächtigen Rumpf der Evening Star. Positionsleuchten brannten am Bug und achtern. Gleich hinter der Startrampe rotierte träge eine Antenne.
    Die Macht und die Majestät des großen Linienschiffes gingen im Hangar gewissermaßen verloren. Als er am Rad an Bord gegangen war, war er keineswegs beeindruckt gewesen. Aber hier draußen bewegte sich die Star in ihrem Element, trieb dahin inmitten fremdartiger Konstellationen unter einer Sonne, die nicht ganz die richtige Farbe hatte, über einer Welt, deren eisbedeckte Kontinente eine ungewohnte Form aufwiesen. Allein dieser Anblick war, wie er insgeheim feststellte, den kleinen Ausflug wert.
    »Habe ich Ihnen erzählt«, sagte Casey, »dass ich eine Pilotenlizenz zum Fliegen solcher Dinger habe?« Sie sah höchst zufrieden mit sich aus.
    Diese Mitteilung weckte MacAllisters Interesse. Der Weltraum schien ihr journalistisches Spezialgebiet zu sein. Dass sie sich zudem um die Fertigkeiten bemüht hatte, selbst als Pilot aufzutreten, sagte ihm, dass er sie ernst nehmen sollte. »Hervorragend«, sagte er, riss sich von dem Anblick los und sah sie an, ehe er sich wieder der schimmernden Atmosphäre unter der Fähre zuwandte. »Wie haben Sie das nun wieder hingekriegt?«
    »Mein Vater besitzt eine eigene Jacht.«
    »Aha.« Ihr Familienname war ihm durchaus bekannt. »Ihr Vater ist Desmond Hayes.«
    »Ja.« Sie biss die Zähne zusammen, als wäre sie soeben bei einem Fauxpas ertappt worden, und er begriff: Die Tochter des reichen Mannes versuchte ihren Weg auf eigene Faust zu gehen.
    Desmond Hayes war der Begründer von Lifelong Enterprises, einem Unternehmen, dem eine Vielzahl biotechnischer Weiterentwicklungen gelungen war, und er zählte zu den treibenden Kräften bei den wissenschaftlichen Durchbrüchen auf dem Gebiet der Lebensverlängerung. Der Mann war unverschämt reich, hatte ein Gefühl für Macht und überlegte gern laut, ob er für ein politisches Amt kandidieren sollte. Nur selten sah man ihn ohne eine wunderschöne junge Frau am Arm. Alles in allem eine eher lächerliche Erscheinung.
    »Nun«, sagte MacAllister, »es schadet nie, einen zweiten Piloten zu haben.«
    Sie befanden sich über einem Haufen Kumuluswolken, die das Licht der Sterne strahlend hell reflektierten. MacAllister hörte und fühlte die ersten Anzeichen des atmosphärischen Widerstands. Ungerührt rief er das Menü der Autobar ab. Sie war wohl gefüllt. »Was halten Sie von einem Drink, Casey?«
    »Das klingt nach einer guten Idee«, sagte sie. »Ein Mint Driver wäre nett, falls es hier so etwas gibt.«
    Er drückte die passenden Tasten, reichte ihr den Drink und bestellte einen heißen Rum für sich selbst. »Wetheral«, sagte er, »was halten Sie davon, uns das Land zu zeigen, bevor wir aufsetzen.«
    Jenes erwies sich als bemerkenswert abschreckendes Ödland, das überwiegend aus Schnee und Eis bestand. Der schmale Äquatorialgürtel nährte einen dichten Wald auf der Südseite, offenes Land im Norden und sanfte Hügel, auf denen sich hier und da ein kleiner Hain zeigte, in der weiteren Umgebung des Turms.
    In der Morgendämmerung glitten sie über einen Küstenstreifen hinweg, der von gewaltigen Bergen gesäumt wurde. »Das ist die Nordküste«, erklärte Wetheral. Buchten und Strände präsentierten sich dem Auge der Besucher. Alles in allem ein herrlicher Anblick.
    Sie setzten ihre Erkundungstour fort, während die Sonne höher stieg, bis MacAllister Wetheral schließlich darüber in Kenntnis setzte, dass sie genug gesehen hätten. »Fliegen wir zu dem Turm, um uns mit den Leuten dort zu unterhalten«, sagte er.
    Der Pilot brachte sie wieder auf Kurs gen Norden, und schon dreißig Minuten später setzte die Fähre über Burbage Point zur Landung an.
    »Bedrückend«, stellte Casey fest.
    Aber MacAllister gefiel der Ort. Irgendwie haftete all der Trostlosigkeit etwas Majestätisches an.
     
    Trotz der kurzen Nacht waren sie schon früh auf den Beinen und kehrten gleich nach Sonnenaufgang in den Turm zurück. Hutch, Nightingale und Kellie stiegen hinab in den Tunnel, um mit den Grabungen fortzufahren, während Chiang sich am Eingang aufstellte und Toni in das Turmzimmer hinaufkletterte.
    Dieser zweite Sonnenaufang auf der fremden Welt war strahlend hell und verführerisch; der Schnee glitzerte im harten, kalten Licht, die Baumreihe, aus der die Katze gekommen war, glühte beinahe in Grün und Purpur, und am Himmel zogen einige wenige weiße Wolken vorüber.
    Sie hatten kaum zehn

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