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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Fachgebiete.
    »Wie lange wird es dauern? Bevor sich alles wieder beruhigt hat?«
    »Oh, Hölle, ich weiß es nicht, Marcel. Es gibt einfach zu viele Variablen. Vielleicht wird sich der Raum hier nie wieder stabilisieren. Zumindest nicht in dem Sinne, wie Sie sich das vorstellen.«
    Ein Strom aus Sternen überquerte den Himmel bis hin zum North-America- Gasnebel.Ausgedehnte Wolken strahlten im Licht des fernen Deneb, einem weißen Giganten, der sechzigtausendmal heller strahlte als Sol. Andere Sterne bildeten sich in den Staubwolken, aber sie würden frühestens in einer Million Jahren oder mehr zu leuchten anfangen.
    Marcel blickte auf Deepsix hinab.
    Das hätte die Erde sein können.
    Sie befanden sich auf der Tageslichtseite über der südlichen Hemisphäre. Schneefelder bedeckten die Kontinente von den Polen bis zu dem zwei- oder dreihundert Kilometer breiten Gürtel um den Äquator. Die Meeresoberflächen waren von Treibeis bedeckt.
    Die eisigen Bedingungen hielten bereits seit dreitausend Jahren an, seit Maleiva und seine Nachbarplaneten in die Quiveras-Wolke, eine der Staubwolken dieses Sektors, geraten waren. Sie hatten die andere Seite noch nicht erreicht, und bis dahin würde es noch acht Jahrhunderte dauern. Der Staub filterte das Sonnenlicht, und die Welten waren abgekühlt. Hätte es eine Zivilisation auf Deepsix gegeben, sie hätte nicht überlebt.
    Die Klimatologen vermuteten, dass die Permafrostgrenze jenseits von fünfzehn Grad Süd und fünfzehn Grad Nord lag. Dort war der Schnee seit dreißig Jahrhunderten niemals geschmolzen. Dieser Zeitraum war freilich nicht übermäßig lang. Die Erde selbst hatte Eiszeiten von ähnlich langer Dauer überstanden.
    Ungeachtet der Eiszeit hatten große Landlebewesen überlebt: Herden von ihnen waren auf den Ebenen und in den Wäldern des Äquatorialgürtels gesichtet worden, der sich wie ein grüner Streifen über zwei der Kontinente legte. Auch wenn sich sogar auf den Gletschern hin und wieder ein Lebewesen bewegte, so gab es doch in Äquatornähe eine Vielfalt verschiedener Arten.
    Beekman stand auf, atmete tief durch, leerte seine Kaffeetasse, klopfte Marcel auf die Schulter und strahlte sichtlich. »Muss mich bereitmachen«, sagte er und machte sich auf den Weg zur Tür. »Ich glaube, die Geisterstunde hat begonnen.«
    Als er weg war, gestattete sich Marcel ein breites Lächeln. Der Gastgeber der führenden Wissenschaftler auf der Wendy hatte sich einem ungetrübten Enthusiasmus ergeben. Auf dem Weg hierher hatten sie wieder und wieder Simulationen des bevorstehenden Ereignisses ablaufen lassen, hatten dieses und jenes in Hinblick auf die Auswirkungen der Energieumwandlung oder die chronalen Folgen oder die Unterbrechung der Gravitationswelle diskutiert. Sie hatten sich darüber gestritten, welche Erkenntnisse sie über Struktur und Zusammensetzung von Gasriesen und den Ablauf derartiger Kollisionen würden gewinnen können. Sie erwarteten, sich uralten Rätseln zukünftig besser nähern zu können, wie beispielsweise der Neigung des Uranus oder dem unerklärbar hohen Eisengehalt von Welten wie Erasmus im Wega-System oder Merkur im heimischen Sonnensystem. Wichtiger als alles andere aber war: Dies würde ihre einzige Gelegenheit sein, direkt in einen terrestrischen Planeten hineinzusehen. Zu diesem Zweck waren sie mit speziellen Sensoren ausgerüstet, denn die Energieeruption während der letzten Phase würde von blendender Intensität sein.
    »Hier wird es losgehen«, hatten sie gesagt, mal der, mal jener, immer wieder, und dabei auf einen bestimmten Punkt Hochrechnungen gedeutet wie auf einen Terminplan. »Und hier wird der Kern freigelegt werden. Mein Gott, können Sie sich vorstellen, wie das aussehen wird?«
    Dass ein Forscher ohne eine Spur kindlichen Gemüts auf keinen Fall ein guter Forscher sein konnte, war eine Binsenweisheit. Sollte sie zutreffen, so konnte Marcel sicher sein, dass er es mit guten Leuten zu tun hatte. Sie waren wie Kinder, die gekommen waren, um sich eine gute Show anzusehen. Und so sehr sie auch versuchten, diese Tatsache zu kaschieren, so sehr sie vorgaben, dass es bei dieser Mission in allererster Linie um die Sammlung von Fakten ging, konnten sie doch niemandem etwas vormachen. Sie waren ausgezogen, um Spaß zu haben und sich die wahre Belohnung für ein Leben unter ständigem Leistungsdruck zu holen. Sie waren in die Struktur des Raums vorgedrungen, hatten die äußersten Grenzen des Universums kartographiert, die meisten

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