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Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Carolina, war voller Demonstranten, die Schilder mit Aufschriften wie »Höllenfeuer tut weh« und »Rettet eure Seelen, solange ihr noch könnt!« und »Der erste Verfassungszusatz steht auf dem Prüfstand« trugen. Andere winkten mit Bannern, die verkündeten: »Keinen weiteren Kindesmissbrauch« und »Die Hölle wurde von den Menschen erfunden, nicht von Gott.« Die Polizei tat, was sie konnte, um die Gruppen getrennt zu halten. Sie säumten die Straßen mehrere Blocks weit in alle Richtungen. Händler verkauften T-Shirts mit Slogans beider Seiten. Andere verhökerten Bibeln direkt vom Lastwagen aus. Orgelmusik hallte durch die Morgenluft, und die ortsansässigen und überregionalen Journalisten schienen einfach überall zu sein.
    Glock hatte MacAllister einen Passierschein zugeschickt, den Mac bereits drei- oder viermal hatte vorzeigen müssen, um überhaupt zum Gerichtsgebäude zu gelangen. An der Tür wurde er von den ermattet wirkenden Beamten erneut kontrolliert, die Daten wurden mit seiner ID verglichen, und er durfte eintreten. Der Gerichtssaal war klein und voll. Überall waren Aufzeichnungsgeräte angebracht worden, mit deren Hilfe die Verhandlung rund um die Welt geschickt werden sollte. Mac hatte zwar auf seine Verabredung mit Valya verzichten müssen, aber das hier machte den Verlust beinahe wett.
    Glock winkte ihm von vorne zu und deutete auf einen freien Platz in der Nähe des Tischs der Verteidigung. Henry Beemer, der Angeklagte, saß nervös neben seinem viel größeren Anwalt. Er war bleich und dürr, ein Introvertierter, wie sich schon an seiner bloßen Erscheinung ablesen ließ. Unverheiratet. MacAllister kam, während er den Mann taxierte, zu dem Schluss, dass diese Ehelosigkeit nicht auf freier Entscheidung beruhte. Beemer sah aus wie die Art von Mann, die Autorität stets achtete. Und genau das, Henry, ist dein Problem!
    Mac schob sich durch die Menge und nahm Platz. Glock beugte sich zu ihm herüber und schüttelte ihm die Hand. »Schön, Sie zu sehen, Mr. MacAllister«, begrüßte er den Herausgeber des National.
    Jedes Mal, wenn die Tür zum Gerichtssaal geöffnet wurde, drang der Lärm von der Straße herein, Leute, die brüllten, die Glocken läuteten oder Hymnen sangen. »Die Idioten rotten sich massenhaft zusammen«, konstatierte MacAllister. »Welchen Richter bekommen wir, und wie ist er so?«
    »Maximum George. Trotz des Namens ist er in Ordnung. Wie ich gestern schon sagte, er wird den ersten Verfassungszusatz nicht kippen, aber er ist ein vernünftiger Mann.«
    Reverend Pullman saß auf der anderen Seite des Gerichtssaals und trug neben seinem klerikalen Gewand eines dieser besonders salbungsvollen Lächeln zur Schau, die sein Monopol auf die Wahrheit proklamierten.
    Es gab keine Jury. Glock war dafür eingetreten, dem Richter die Entscheidung zu überlassen, bei dem, wie er sagte, die Wahrscheinlichkeit, dass er religiösen Einflüssen unterliegen könnte, geringer sei als bei einem ganzen Rudel gewöhnlicher Bürger, gleich, wie sorgfältig sie auch ausgewählt worden seien.
    Exakt um neun Uhr morgens betrat Maximum George den Raum. Der Gerichtsdiener rief alle Anwesenden zur Ordnung, der Richter nahm seinen Platz hinter dem Richtertisch ein und schlug zweimal mit seinem Richterhammer auf den Tisch. Stille kehrte ein, und die Verhandlung nahm ihren Lauf.
    Nach einigen wenigen einleitenden Worten erhob sich der Ankläger, um sein Eröffnungsplädoyer zu halten. Er war lang und dürr wie ein Stock, und der Sprachstil der amerikanischen Ostküste überlagerte seinen Südstaatenakzent. Zunächst beschrieb er den unprovozierten Angriff auf den ahnungslosen Reverend Pullman. Mr. Beemer habe sich dem Prediger in der Buchhandlung Booklore, gleich gegenüber dem Gerichtsgebäude, genähert. Er habe dem Prediger die Verbreitung der Evangelien zum Vorwurf gemacht. Nicht zufrieden mit der Antwort des Predigers habe er angefangen, ihn herumzuschubsen. Und schließlich habe er sein fassungsloses Opfer mit einem Buch angegriffen.
    Das Buch lag auf dem Tisch des Anklägers. MacAllister konnte den Titel nicht lesen, wusste aber, dass es sich um Ein Yankee aus Connecticut an König Artus’ Hof handelte. Er konnte ein Grinsen nicht vermeiden. Wollte man einem dieser Höllenfeuertypen trotzen, dann war Mark Twain sicher der richtige Mann dafür.
    Der Ankläger brachte zum Ausdruck, er hoffe aufrichtig, die Demonstrationen auf den Straßen würden nicht von den grundlegenden und relativ klaren

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