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Hutch 05 - Odyssee

Hutch 05 - Odyssee

Titel: Hutch 05 - Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Origins fliegen, das Gebiet überprüfen und auf Ablösung warten.« Sie starrte stur geradeaus und überlegte, was sie sonst noch sagen sollte. »Ganz, wie es Ihnen beliebt.«
    Als sie die Botschaft übermittelt hatte, formulierte sie ihr Abschiedsgesuch. Sie fasste sich kurz. Nannte als Rücktrittsdatum den Tag ihrer Rückkehr nach Union. Und schickte es ab.
    Dann kehrte sie zurück auf die Brücke. Eric hatte es sich bequem gemacht, hatte die Beine ausgestreckt und die Hände hinter dem Kopf gefaltet. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Klar«, antwortete sie.
     
    Die Salvator war immer noch einige Stunden von Origins entfernt.
    Eric war ein Schwätzer, aber Valya war nicht in Stimmung, ihren Teil zu einer Konversation über Nichtigkeiten beizusteuern. Sie schlug vor, den Gemeinschaftsraum aufzusuchen und ein Video anzusehen. Auch ihm sagte der Gedanke zu - Eric hatte eine Vorliebe für seichtere Unterhaltung -, und so machten sie es sich gemütlich. Dieses Mal hatte er die Wahl, und er entschied sich, vermutlich mit Rücksicht auf sie, für Thermopylen, ein historisches Schauspiel über die ruhmreiche letzte Schlacht der Spartaner. »Wechseln wir rein?«, fragte er.
    »Klar«, sagte sie. »Was immer Sie möchten.«
    Eric wurde zu Demetrios, einem Hauptmann der kleinen spartanischen Armee. »Sie sehen gut aus mit diesem Rosshaarhelm«, sagte sie, als er auf den berühmten Engpass hinabblickte. Er lächelte bescheiden.
    Die weibliche Hauptfigur, nunmehr Valya, war eine Tänzerin aus Athen, die sich in Demetrios verliebt hatte. Sie verfolgten das Drama bis zu seinem Ende, einschließlich der albernen Szene, in der die beiden Liebenden - die Tänzerin hatte sich geweigert, von Demetrios’ Seite zu weichen - eine kleine persische Armee aufhielten, ehe sie dem Feind unterlagen.
    Während das Spiel sich entwickelte, entschied Valya, dass es keinen Sinn hatte, Eric die Wahrheit vorzuenthalten. Irgendwann würde er es so oder so erfahren. Als der Abspann lief und die Produzenten berichteten, dass das Opfer, das die Spartaner gebracht hätten, den Griechen wertvolle Zeit gebracht und so die westliche Zivilisation vor dem Untergang gerettet habe, bereitete Valya sich also innerlich auf die bevorstehende Feuerprobe vor.
    Als das Licht wieder anging, bemerkte Eric, die Handlung sei gut gewesen und wie schmerzlich es gewesen sei, am Ende zuzusehen, wie sie gestorben sei. »Eric«, sagte sie. »Ich muss vor Ihnen ein Geständnis ablegen.«
    Er ließ sich die Stimmung nicht verderben. Er war ein Mann mit einer Mission. Ein Mann, der seinem Leben einen Wert geben wollte. Er war vielleicht nicht Demetrios. Aber er war ein Speerträger. Oder vielleicht jemand, der Wasser herbeischaffte. Und sie, Valya, war drauf und dran ihm zu erzählen, dass alles nur ein Schwindel war. »Sie haben sich unsterblich in mich verliebt«, unkte er.
    Sie ergriff seinen Unterarm mit beiden Händen. »Ich wünschte, Sie hätten Recht.«
    Sein Tonfall änderte sich. »Was ist los?«
    »Eric, ich habe Sie belogen. Die ganze Zeit.«
    »Inwiefern?«
    Es sprudelte aus ihr hervor. Die gefälschte Transmission des Ophiuchi-Monitors. Wie der Terranova-Asteroid schon Monate zuvor von zwei Orion- Frachtern ausgerichtet worden war. Dass die Geschichte mit dem anderen Asteroiden, dem bei Capella, auch ein Schwindel war. Orion, so sagte sie, habe lange vorher davon gewusst und das Hotel präzise am Unglücksort errichtet. »Mir war nicht klar, dass sie so riskant vorgehen würden«, sagte sie. »Sie wussten, wann sie mit dem Rettungseinsatz beginnen mussten, aber es war wirklich knapp. Hätte ich gewusst …«
    Er lauschte ihren Worten, zuckte mit keinem Muskel, doch allmählich konnte sie sehen, wie sich seine Züge verfinsterten. Hätte Mac dort gesessen, der häufig verärgert aussah, hätte das nicht so viel zu bedeuten gehabt. Mac war es gewohnt, mit Lügnern umzugehen. Aber Eric, der unbekümmerte, liebenswerte Eric, war anders. Er war nicht nur wütend. Er war tief verletzt.
    Er kämpfte um eine Entgegnung. Und Valya fragte sich, was es für ihn noch zu sagen geben könnte, nachdem sie alle zum Narren gehalten hatte. Schon in Ordnung, Valya. Ich nehme es Ihnen nicht übel. Ich verstehe Sie.
    »Tut mir leid«, sagte sie und saß dann nur noch schweigend da.
    Er stierte an ihr vorbei. Starrte das Schott an. Die offene Luke zur Brücke. Die Stelle, an der sich die Tänzerin aus Athen und ihr spartanischer Hauptmann den Persern entgegengestellt hatten.

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